Wadenschmerzen, die sich wie Krämpfe anfühlen, sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Fast jeder Erwachsene hat schon einmal Wadenkrämpfe erlebt, und etwa jeder dritte leidet zumindest gelegentlich unter diesen Beschwerden. Diese Schmerzen können plötzlich auftreten und sehr heftig sein, was die Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos, aber es ist wichtig, die Ursachen zu verstehen, um die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können.
Was sind Wadenschmerzen im Ruhezustand?
Wadenschmerzen im Ruhezustand sind ziehende, brennende oder drückende Schmerzen im Wadenbereich, die ohne körperliche Betätigung auftreten. Sie können einseitig (rechts oder links) oder beidseitig vorkommen. Diese Information ist wichtig, um die Ursache zu bestimmen.
Ursachen von Wadenschmerzen und Krämpfen
Die Ursachen für Wadenschmerzen und Krämpfe sind vielfältig und reichen von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen. Im Allgemeinen lassen sich die Ursachen in drei Kategorien einteilen:
- Muskuläre Ursachen: Verspannungen, Krämpfe, Zerrungen, Faserrisse und Muskelkater können Wadenschmerzen verursachen.
- Gefäßbedingte Ursachen: Venöse Insuffizienz, Krampfadern, Gefäßverschlüsse und Thrombosen können ebenfalls zu Wadenschmerzen führen.
- Neurologische Ursachen: Nervenschädigungen oder -kompressionen, die vom Rücken ausstrahlen, können Wadenschmerzen verursachen.
Muskelbedingte Ursachen
Die Wadenmuskulatur besteht aus dem Musculus gastrocnemius (Zwillingswadenmuskel) und dem Musculus soleus (Schollenmuskel). Diese Muskeln ermöglichen die Plantarflexion des Fußes, also das Abdrücken des Fußes vom Boden beim Gehen, Laufen und Springen.
- Muskelverspannungen: Bei Muskelverspannungen ist der Muskeltonus dauerhaft erhöht. Eine Muskelverhärtung ist eine besonders schmerzhafte Form der Muskelverspannung. Hohe Muskelspannungen und unnachgiebige Faszien können Schäden am Bewegungsapparat verursachen.
- Muskelkrämpfe: Muskelkrämpfe sind plötzliche, unwillkürliche Kontraktionen der Wadenmuskulatur. Sie können durch Flüssigkeitsmangel und den damit einhergehenden gestörten Elektrolythaushalt verursacht werden. Ein Mangel an Magnesium und Kalium kann ebenfalls zu Krämpfen führen.
- Muskelverletzungen: Zerrungen und Faserrisse in der Wadenmuskulatur können durch abrupte Bewegungen entstehen. Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln, Drehungen, Scherungen, Beschleunigungen und Bremsungen erhöhen das Risiko für solche Verletzungen.
- Muskelkater: Ungewohnte Bewegungen und Anstrengungen können zu Muskelkater führen. Die Wadenmuskulatur und die Achillessehne bilden eine funktionale Einheit, daher können Wadenschmerzen auch durch eine überbeanspruchte Achillessehne verursacht werden.
Gefäßbedingte Ursachen
- Veneninsuffizienz / Krampfadern: Bei einer Veneninsuffizienz haben die Venen in den Beinen Schwierigkeiten, das Blut zurück zum Herzen zu transportieren.
- Gefäßverschlüsse: Arterielle Gefäßverschlüsse sind meist Folge von Ablagerungen an den Gefäßwänden. Bei Verschlüssen der Gefäße des Unterschenkels tritt meist ein Schmerz bei einer bestimmten Gehstrecke auf. Bei einem kompletten Verschluss ist schmerzfreies Laufen nicht mehr möglich, und es kommt bereits in Ruhe zu Schmerzen in den Waden.
- Thrombosen: Thrombosen sind kleine Blutgerinnsel, die in den Gefäßen des Körpers auftreten können, wenn das Blut abgebremst wird. Eine tiefe Venenthrombose ist ein medizinischer Notfall, da sie das Risiko einer Lungenembolie birgt.
Neurologische Ursachen
- Nervenschädigungen/-kompressionen: Nervenschädigungen oder -kompressionen direkt im Bein oder vom Rücken ausstrahlend können Wadenschmerzen verursachen. Erkrankungen, die die peripheren Nerven des unteren Rückens beeinträchtigen, wie Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenose, können ebenfalls Wadenschmerzen verursachen.
Weitere Ursachen
- Schienbeinkantensyndrom: Eine Reizung der Ansatzsehen von Muskeln im Bereich des Schienbeins kann Schmerzen in der Wade verursachen.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie Statine oder Fluorchinolone, können als Nebenwirkung Muskelschmerzen verursachen.
- Schwangerschaft: In der Schwangerschaft ändern sich die Hormonverhältnisse und die Gewichtsverhältnisse, was zu Wadenschmerzen führen kann.
- Elektrolytstörungen: Ein Ungleichgewicht der Elektrolyte (Magnesium, Kalzium, Natrium) kann zu Wadenkrämpfen führen.
- Dehydration: Ein hoher Wasserverlust des Körpers kann ebenfalls zu Muskelkrämpfen führen.
- Hormonelle und Stoffwechselerkrankungen: Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion oder Nebenschilddrüsenunterfunktion können ebenfalls Wadenschmerzen verursachen.
- Muskelerkrankungen (Myopathien): Muskelerkrankungen führen zu einer Schwächung der Muskeln und können krampfartige Muskelschmerzen verursachen.
- Erkrankungen des Nervensystems: Dystonien, Polyneuropathien, Wundstarrkrampf oder Amyotrophe Lateralsklerose können ebenfalls zu Wadenkrämpfen führen.
- Vergiftungen: Pestizide, Strychnin oder das Gift der Tetanusbazillen können Wadenkrämpfe verursachen.
Diagnose von Wadenschmerzen
Die Diagnose von Wadenschmerzen beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, bei der der Arzt die Beschwerden genau erfragt. Es ist wichtig zu klären, wann die Krämpfe zum ersten Mal aufgetreten sind, ob sie in bestimmten Situationen häufiger auftreten und ob familiäre Vorerkrankungen bekannt sind. Auch eine mögliche Schwangerschaft oder die Einnahme von Medikamenten werden berücksichtigt.
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Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der Nervensystem und Muskelfunktionen besonders genau untersucht werden. Je nach Befund können weitere Untersuchungen erforderlich sein:
- Ultraschall-Untersuchung: Zur Beurteilung von Muskeln und Blutgefäßen.
- Röntgenbilder: Bei unauffälligem Ultraschall oder zum Ausschluss von Knochenverletzungen.
- MRT der Wade: Für eine detaillierte Darstellung aller Gewebe.
- Elektromyografie (EMG): Messung der elektrischen Muskelaktivität zur Erkennung von Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen.
- Elektroneurografie: Messung der Leitfähigkeit der Nerven zur Erkennung von Nervenschädigungen.
- Dopplersonografie: Zum Nachweis von Thrombosen.
- Laboruntersuchung: Analyse des Blutes zur Feststellung von Elektrolytmangel, Blutzuckerwerten sowie Leber- und Nierenwerten.
Behandlung von Wadenschmerzen
Die Behandlung von Wadenschmerzen richtet sich nach der spezifischen Ursache.
- Muskelbedingte Ursachen:
- Dehnen und Massieren: Bei akuten Krämpfen hilft es, die Wadenmuskulatur zu dehnen und zu massieren.
- Kühlen: Bei Muskelverletzungen ist eine kühlende Behandlung mit Eispack sinnvoll.
- Entzündungshemmende Medikamente oder Salben: Ibuprofen oder Diclofenac können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Bei Muskelverspannungen und -verletzungen.
- Gefäßbedingte Ursachen:
- Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung oder Blutverdünner: Bei Durchblutungsstörungen.
- Gerinnungshemmende Behandlung: Bei Thrombosen.
- Operativer Eingriff: In schweren Fällen, z.B. bei fortgeschrittener pAVK.
- Neurologische Ursachen:
- Entzündungshemmende Schmerzmittel oder Physiotherapie: Bei Polyneuropathien oder Bandscheibenvorfällen.
- Medikamente wie Botulinum-Toxin oder Benzodiazepine: Bei Dystonien.
- Durchblutungsfördernde Arzneien: Bei Erkrankungen des Nervensystems.
- Allgemeine Maßnahmen:
- Ausreichend trinken: Um den Elektrolythaushalt auszugleichen.
- Ausgewogene Ernährung: Mit einem hohen Anteil an Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium oder Natrium.
- Magnesiumpräparate: Bei Magnesiummangel.
- Kompression: Zur Unterstützung der Durchblutung.
- Ärztliche Osteopathie: Zur ganzheitlichen Behandlung von chronischen Erkrankungen.
Vorbeugung von Wadenschmerzen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Wadenschmerzen vorzubeugen:
- Regelmäßige Bewegung: Zur Förderung der Durchblutung und Stärkung der Muskulatur.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Zur Unterstützung des Elektrolythaushaltes.
- Ausgewogene Ernährung: Zur Vermeidung von Mangelerscheinungen.
- Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur: Um Verkürzungen vorzubeugen.
- Vermeidung von Fehlbelastungen: Durch bequeme Schuhe und eine gute Körperhaltung.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Wie Rauchen, Übergewicht und unbehandelte Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck.
Spezielle Situationen
- Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft: Hier ist eine ausreichende Magnesiumversorgung besonders wichtig.
- Wadenkrämpfe beim Sport: Hier sollte auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr geachtet werden.
- Nächtliche Wadenkrämpfe: Hier können Dehnübungen vor dem Schlafengehen und eine warme Dusche helfen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos. Ein Arzt sollte jedoch aufgesucht werden, wenn:
- Die schmerzhaften Krämpfe sehr häufig auftreten.
- Die Krämpfe nachts den Schlaf rauben oder sich tagsüber bemerkbar machen.
- Die Wadenkrämpfe sich trotz Dehnen oder sanfter Massagen nicht auflösen.
- Weitere Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen hinzukommen.
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