Unser gesamtes Leben besteht aus einem Lernprozess und einer stetigen Weiterentwicklung. Wir lernen immer und überall, bewusst und unbewusst, zu jeder Zeit und in jedem Moment. Die Frage, wann die beste Lernzeit am Tag ist, ist jedoch von großer Bedeutung für alle, die ihr Lernpotenzial optimal ausschöpfen möchten. Es kursieren unzählige Empfehlungen und Studien im Netz zu diesem Thema. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und gibt praktische Tipps, um die individuell beste Lernzeit zu finden.
Die innere Uhr und ihre Bedeutung für die Lernfähigkeit
Wir Menschen haben eine Art innere Uhr in uns, die unsere Wach- und Schlafzeiten steuert und das in einem 24-stündigen Takt. Neben dieser ,,Hauptuhr’’ gibt es in unserem Körper aber auch andere Taktgeber, die für bestimmte Funktionen zuständig sind. Dazu zählen beispielsweise der Stoffwechsel, die Regulation der Körpertemperatur, der Sauerstoffverbrauch aber auch die damit zusammenhängende Lernfähigkeit. Diese inneren Uhren werden von unserem Gehirn aus gesteuert und sind bei jedem Menschen individuell. Aber auch das Tageslicht und die Nahrungsaufnahme beeinflussen unsere innere Uhr. Wann wir uns also am Aufnahmefähigsten fühlen, hängt stark von den einzelnen Komponenten dieser inneren Uhr ab.
Individuelle Unterschiede und externe Einflüsse
Die beste Lernzeit am Tag ist also sehr individuell und kann nicht verallgemeinert werden. Manche Menschen sehen den frühen Morgen als ideale Lernzeit an, andere bevorzugen den Nachmittag, den Abend oder sogar die Nacht. Unsere Lernfähigkeit kann aber auch von Tag zu Tag variieren und sowohl interne als auch externe Umstände können dazu führen, dass wir uns in einem Zeitfenster, indem wir uns für gewöhnlich gut konzentrieren können, plötzlich nicht so gut fokussieren können. Nicht jeder lernt gleich gut zur selben Zeit, eine extra Zeit zum Lernen gibt es also nicht.
Erkenntnisse aus der Wissenschaft: Studien und Forschungsergebnisse
Zahlreiche Studien zeigen, dass wir in bestimmten Dingen zu unterschiedlichen Tageszeiten deutlich leistungsfähiger sind. Es gibt eine perfekte Zeit für alles. Und die gibt uns nicht der Terminkalender vor, sondern unser Körper.
Biorhythmus und Leistungsfähigkeit
Die beste Zeit, um etwas Neues zu lernen oder uns wichtige Dinge einzuprägen, ist der Morgen. Unsere Körpertemperatur beginnt kurz vor dem Aufwachen zu steigen und mit ihr auch unsere Konzentration, Aufmerksamkeit und kognitive Fähigkeiten, erklärt Steve Kay, Professor für Molekularbiologie an der University of Southern California. Diese Fähigkeiten steigern sich bis zum Mittag. Allerdings sind wir in dieser Phase auch am anfälligsten für Krankheiten. Gegen 9 Uhr haben die Immunzellen die geringste Konzentration im Blut.
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Mittagstief und kreatives Denken
Am Mittag sind wir am leichtesten abgelenkt. Laut einer Studie von 12-16 Uhr. Besonders nach dem Mittagessen sinkt unsere Konzentrationsfähigkeit. Am kreativsten sind wir übrigens, wenn wir noch oder schon etwas müde sind. In einer Studie aus dem Journal Thinking & Reasoning von 2011 sollten 428 Testpersonen Problemstellungen lösen, für die sie entweder analytisch oder kreativ denken mussten. Der kreative Teil fiel bei den Probanden deutlich besser aus, wenn sie leicht erschöpft waren. Die Ergebnisse der analytischen Aufgaben variierten hingegen nicht. Müdigkeit erlaubt dem Geist, freier zu wandern und so alternative Lösungsansätze zuzulassen.
Körperliche Leistungsfähigkeit am Nachmittag
Zwischen 14 und 18 Uhr sind unsere Muskeln am Leistungsfähigsten. Unsere Lunge arbeitet um 17 Uhr am besten, nämlich fast 20 Prozent effektiver im Vergleich zum Tagestief. Für Kraft- und Ausdauersport ist der Nachmittag also bestens geeignet.
Abendliche Entspannung und Lernstrategien
Bis 18 Uhr sollten wir die schwierigsten Dinge erledigt haben. Ab dann sinkt die Leistungskurve unseres Körpers kontinuierlich ab. Gegen 20 Uhr ist unser Abwehrsystem übrigens in Hochform. Wenn also unter Menschen gehen, dann am späten Abend. Für alle anderen: Langsam die Gänge zurückschalten, helles Licht vermeiden, Das Abendessen vor 18.30 zu sich nehmen und keinen Alkohol trinken. Du schläfst dann deutlich besser.
Individuelle Lernstrategien und die Rolle des Chronotyps
Menschen ticken nicht alle gleich. Es gibt ausgeprägte Frühaufsteher, so genannte Lerchen, die abends entsprechend zeitig ins Bett gehen. »Eulen« dagegen sind noch bis spät in die Nacht leistungsfähig, müssen aber dafür morgens länger schlafen. Zwischen diesen extremen Chronotypen existieren alle denkbaren Zwischenformen. Mittlerweile kennt man mehr als 20 Gene, die die innere Uhr eines Menschen beeinflussen. Und wahrscheinlich sind das noch längst nicht alle. Doch auch das Alter hat einen Einfluss auf unseren inneren Rhythmus. Kleine Kinder sind in der Regel früh dran - ebenso wie ältere Menschen. In der Pubertät jedoch, das haben Chronobiologen längst herausgefunden, verschiebt sich der Schlaf-wach-Rhythmus deutlich nach hinten - und zwar völlig unabhängig davon, ob der betreffende Teenager grundsätzlich eher zu den Eulen oder zu den Lerchen zählt.
Der Einfluss von Schulzeiten auf den Lernerfolg
Mittlerweile belegt eine ganze Reihe von Studien, dass der natürliche Schlaf-wach-Rhythmus von Jugendlichen und der frühe Schulbeginn nicht zusammenpassen - und dass dies unweigerlich zu schlechteren Leistungen führt. Besonders betroffen sind Teenager, deren Chronotyp ohnehin eher zur Gruppe der Eulen zählt. »Im Extremfall müssen diese Schüler aufstehen, wenn sie chronobiologisch gesehen gerade ihren Schlafmittelpunkt erreicht haben«, sagt Kantermann. Wenn die innere Uhr Schlafenszeiten zwischen zwei und zehn Uhr vorgibt, liegt der Schulbeginn noch in der chronobiologischen Nacht. Das zieht nicht nur die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit während des Unterrichts in Mitleidenschaft, auch die Lerninhalte werden schlechter im Gedächtnis abgespeichert - denn das passiert weit gehend im Schlaf.
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Auswirkungen von sozialem Jetlag auf die Gesundheit
Wer jahrelang entgegen seinem natürlichen Schlaf-wach-Rhythmus funktionieren muss, leidet zwangsläufig unter chronischem Schlafmangel. Roenneberg prägte in diesem Zusammenhang den Begriff »sozialer Jetlag«: Zwischen dem gesellschaftlich erwarteten Verhalten und dem, was die innere Uhr vorgibt, klafft eine Lücke. Das ist vergleichbar mit dem Effekt, den Flüge über Zeitzonen verursachen. Allerdings begleitet der soziale Jetlag die Betroffenen über Jahre hinweg - oft sogar ein ganzes Leben lang. Und das ist höchst ungesund: Neben schlechten Noten drohen Fettleibigkeit und Depression. Außerdem erhöht das Leben gegen die innere Uhr das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Chronobiologen und Schlafforscher fordern also nicht umsonst, dass die Schule später beginnen soll.
Praktische Tipps zur Ermittlung der individuellen Lernzeit
Doch wie findet man für sich heraus, wann für einen persönlich die beste Lernzeit am Tag ist? Im Internet finden sich viele Vorlagen, die den Tag in kleine Zeitfenster abbilden. Drucke dir so einen Leistungskurve Bogen fünf bis sieben mal aus und fülle ihn jeden Tag aus. So bekommst du einen Überblick darüber, wann du deine leistungsfähigsten Zeiten hast.
Leistungskurve und Selbstbeobachtung
Auf Zwang zu lernen bringt in den meisten Fällen nichts. Daher gönne dir eine kurze Auszeit wenn du dich müde fühlst und setze dich danach nochmal an den Schreibtisch. Nach einer üppigen Mahlzeit wirst du dich ebenso schlapp fühlen, aber auch mit Hunger zu lernen macht wenig Sinn. Versuche für dich eine Balance zu finden und nutze die Zeiten für effektives Lernen, in denen du dich fit und voll mit Energie fühlst.
Entspanntes Lernen und alternative Methoden
Dieser Tipp eignet sich ganz besonders dafür, wenn du entspannt lernen möchtest. Hierfür bietet es sich an, den Lernstoff mit der Audiofunktion des Handys oder eines Diktiergerätes aufzunehmen. Wenn du dich am Abend ins Bett legst, musst du nichts weiter zu tun, als diese Audiodatei abzuspielen. In der Phase kurz bevor wir einschlafen, können wir Informationen besonders gut aufnehmen.
Die Bedeutung der Lernumgebung
Neben der auf euch abgestimmten, individuellen Lernzeit kann auch die Lernumgebung eine zentrale Rolle im erfolgreichen Lernprozess darstellen. Es sollte darauf geachtet werden, sich einen Arbeitsplatz zu schaffen, an dem man sich wohlfühlt und gut konzentrieren kann. Gehirnforscher haben herausgefunden, dass wir in der Phase zwischen dem Wachsein und dem Einschlafen besonders empfänglich für Informationen sind. Wir erleben diese Phase tagtäglich in den Sekunden vor dem Einschlafen und dem Aufwachen, in denen wir tiefenentspannt sind. Diese Übergangsphase wird in der Psychologie als hypnagogischer Zustand bezeichnet und man spricht in der Gehirnforschung von Alpha Wellen, die in diesem Zustand in unserem Gehirn präsent sind.
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Achtsamkeit und Entspannungstechniken
Befreien wir uns bewusst von Anspannungen aller Art, sind wir aufnahmefähiger für Informationen und unser Geist und unsere Gedanken sind zunehmend klarer. Ziehen wir unsere Sinne zurück und sind konzentrierter, können wir einen Moment achtsamer und bewusster wahrnehmen. Beim Yoga Nidra, dem sogenannten ,,Yogischen Schlaf’’, können beispielsweise tiefere Bewusstseinsschichten erreicht werden. Das funktioniert so, indem man sich auf den Rücken legt und zum Beispiel mit einer geführten Meditation die einzelnen Körperteile bewusst wahrnimmt und diese nachspricht, entweder laut oder in Gedanken. Auch für Kinder bewährt sich das Lernen vor dem Einschlafen. Das muss allerdings überhaupt nicht die Form von Lernen für die Schule annehmen, sondern kann das Abspielen von Hörspielen oder Einschlafgeschichten sein.
Weitere Tipps für effektives Lernen
Berge von Büchern und Skripten stapeln sich auf dem Schreibtisch. Innerlich bricht einem bei der Masse an Lernstoff der Angstschweiß aus. Um in der Informationsflut nicht vollständig zu versinken, solltest du dir schnellstmöglich eine Lernstrategie zurechtlegen. Damit Lernen erfolgreich ist, sollte man sich damit beschäftigen, wie Information vom Gehirn verarbeitet wird.
Gehirngerechtes Lernen
Das Gehirn gliedert sich in eine rechte und eine linke Gehirnhälfte. Informationen werden je nach ihrer Qualität mehr von der rechten (zuständig für künstlerisch-kreative, intuitive Informationen und die Raumorientierung) oder der linken (zuständig für analytisches Denken und verbale Aktivität) Hirnhälfte verarbeitet. Wer es schafft, rechte und linke Hirnhälfte beim Lernen zu verbinden, beispielsweise, indem er mit Farben den Stoff begreifbarer macht oder sich die eigene Wohnung vorstellt, Begriffe gezielt mental an bestimmten Orten ablegt (Wasserleitung = Speiseröhre, Magen = Kochherd etc.) und diese Orte gedanklich in bestimmter Reihenfolge abläuft, trägt zur deutlichen Steigerung der eigenen Lernkapazität bei. Wer speziell dem auditiven Kanal zugetan ist, nimmt Gelerntes auf sein Smartphone auf und spielt es sich beim Busfahren oder in der Badewanne ab. In einem gut temperierten Zimmer mit ca. Manchmal hilft ein guter Duft, um eine angenehme Lernatmosphäre zu schaffen. Wer gerne mit Duft lernt, sollte das 100 % naturreine ätherische Öl Mandarine rot ausprobieren.
Lernplanung und Pausen
Manche Kommilitonen berichten stolz, dass sie am besten unter Zeitdruck arbeiten können und noch längst nicht angefangen haben. Der Stoff wird jedoch nicht weniger, wenn man das Lernen bis zur letzten Minute hinausschiebt. Ein Lernplan, der mit dem nötigen zeitlichen Vorlauf zur Prüfung bewältigbare Mengen an Stoff sowie die notwendigen Lernpausen mit einkalkuliert, ist hilfreich. Plant man auch „lernfreie“ Tage mit ein, hat man im Notfall den notwendigen Puffer, Stoff zu vertiefen oder zu wiederholen.
Effektive Lernzeiten und Pausen
Lernen funktioniert noch besser, wenn man sich an den Biorhythmus der Informationsverarbeitung hält. Am aufnahmefähigsten ist man morgens zwischen 9 und 11 Uhr. Diese Uhrzeit ist ideal, um neuen Stoff zu bearbeiten und zu lernen. Zwischen 13 und 15 Uhr hat der Körper sein Mittagstief. Zeit für eine Essenspause, einen kurzen Mittagsschlaf oder einen Spaziergang an frischer Luft, der den Geist neu belebt. Zusammengefasst bedeutet das 6 Stunden effektives Lernen pro Tag. Natürlich kannst du nun 3 Stunden vormittags und nachmittags nonstop durchlernen, aber das wird dauerhaft nicht zum Erfolg führen. Unser Gehirn benötigt nach 30-45 Minuten eine 5-10 minütige Pause. Sollte die nicht möglich sein, muss sie spätestens nach 1 ½ Stunden für 15 bis 20 Minuten nachgeholt werden. In dieser Zeit solltest du aufstehen, etwas Gymnastik machen, ausreichend trinken, mal durchlüften und die Seele baumeln lassen.
Praktisches Lernen und Perspektivwechsel
Lernen funktioniert am besten praktisch. Wer Muskelursprünge und Ansätze lernen muss, profitiert von der Arbeit am Skelett, an dem er das Theoretische praktisch erfahren kann. Bei chemischen Formeln ist das nicht ganz so einfach. Das auf einen selbst abgestimmte Lernen ist immer das Produktivste. Steckt man mal in einer Lernsackgasse und sieht „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr", kann ein Perspektivwechsel und der Austausch mit Gleichgesinnten hilfreich sein. Zudem solltest du komplexere Lerninhalte aufteilen.
Gedächtnisstrategien
Die Aorta lässt sich in unterschiedliche Abschnitte gliedern: Die aufsteigende Aorta bis zum Aortenbogen, die Brustaorta, die Bauchaorta. Unser Kurzzeitgedächtnis, in dem Informationen zuerst abgelegt werden, kann Lerninhalte am besten in Form von 7er Paketen (plus minus 1 oder 2) speichern. Wenn du den Lernstoff also nach dem ersten sinnvollen Gliedern weiter zu Paketen mit 7 Unterpunkten zusammenfasst, erleichtert das die effektive Aufnahme ins Gedächtnis. Die Inhalte des Gelernten sind im Kurzzeitgedächtnis ca. 20-45 Sekunden gespeichert. Erst durch regelmäßige Wiederholung gelangt Information dauerhaft ins Langzeitgedächtnis und ist dort im besten Fall lebenslang abrufbar. Lernen will gelernt sein, um das Studium dauerhaft erfolgreich und effektiv anzugehen.
Die Rolle der Jahreszeit
Es ist allgemein bekannt, dass die Stimmung der Menschen je nach Jahreszeit variieren kann (man spricht bei manchen Personen auch von saisonaler Depression, wenn der Winter naht). Bisher haben sich aber nur wenige Studien mit den physiologischen Fluktuationen des Gehirns in Bezug auf die Jahreszeiten beschäftigt. Eine kürzlich von einem Team der Universität von Lüttich (Belgien) durchgeführte Studie zeigt, dass die Hirnaktivität durchaus je nach jahreszeitlichen Rhythmen variieren könnte.
Einfluss der Jahreszeit auf die Hirnaktivität
Um den potenziellen Einfluss der Jahreszeit auf die Hirnaktivität zu studieren, wurden 28 Teilnehmer (14 Frauen und 14 Männer; Durchschnittsalter = 21 Jahre) viereinhalb Tage lang in einer Umgebung ohne jeglichen Hinweis auf die Jahreszeit (wie zum Beispiel die Helligkeit) von C. Meyer und seinen Kollegen „eingeschlossen“; innerhalb dieser Zeit mussten sie auch 50 Stunden Schlafentzug auf sich nehmen. Während die Teilnehmer derart „eingeschlossen“ waren, musste jeder Teilnehmer, zwecks Beurteilung seiner Aufmerksamkeit und seines Arbeitsgedächtnisses, zwei kognitive Aufgaben ausführen. Das Gehirn der Testpersonen wurde mittels funktioneller MRT beobachtet. Die Hirntomografien haben im Hinblick auf eine Aufgabe, die eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordert, gezeigt, dass die maximalen und minimalen Ergebnisse jeweils um die Zeit der Sommer- und Wintersonnenwende lagen; für die Aufgabe, die das Arbeitsgedächtnis forderte, waren die Ergebnisse hingegen im Herbst besser im Frühling weniger gut. Wenn die Forscher auch noch nicht die Elemente bestimmen können, die diese „zerebrale Saisonalität“ beeinflussen könnten, so beschreiben sie nichtsdestoweniger folgende externe Faktoren: Änderungen bzgl. Temperatur und Feuchtigkeit, Sonnenscheindauer und nicht zuletzt gesellschaftliche Interaktionen. Dennoch stellt diese in PNAS veröffentlichte Studie jene interessante Frage nach den möglichen Einflüssen der saisonale Rhythmen auf die kognitiven Funktionen beim Menschen.
Weitere Forschungsergebnisse und Studien
Reno - Neue Forschungsergebnisse der University of Nevada und der Open University UK zeigen, dass Studenten zwischen 11 Uhr und 21.30 Uhr effektiver lernen als zu anderen Zeiten am Tag. Die University of Nevada bietet deshalb bereits mehr abendliche und online verfügbare Kurse an. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in Frontiers in Human Neuroscience (2017; doi: 10.3389/fnhum.2017.00188).
Später Unterrichtsbeginn für Collegestudenten
Vorherige Studien hatten bereits am Beispiel von Highschoolstudenten gezeigt, dass ein späterer Unterrichtsbeginn von Vorteil ist. Die nun veröffentlichte Studie erweitert diese Analyse auf Collegestudenten des ersten und zweiten Unijahres. In der Studie verwendeten die Wissenschaftler zwei neue Ansätze, um günstige Anfangszeitpunkte zum Lernen zu bestimmen. Anhand einer Stichprobe, bestehend aus Studenten aus dem ersten und zweiten Studienjahr, untersuchte ein Team von Wissenschaftlern der University of Nevada, Reno und der Open University in Großbritannien die Leistungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Sie verwendeten ein Umfragen-basiertes empirisches Modell und ein neurowissenschaflich begründetes, theoretisches Modell, um die Lernmuster der Studierenden zu bestimmen.
Schlafzeiten und kognitive Fitness
Abgefragt wurden die bevorzugten Schlafzeiten der Teilnehmer und eine Einschätzung der eigenen kognitiven Fitness zu jeder Stunde des Tages. Im Schnitt, so die Forscher, beginnt der biologisch natürliche Tagesrythmus eines Teenagers zwei Stunden später als der Erwachsener mittleren Alters. Mariah Evans, Erstautorin der Studie, betonte, dass ihre Studie diese These stütze und für Collegestudenten belege.
Individuelle Unterschiede und optimale Lernzeiten
Die Untersuchung zeige aber auch, dass es für die optimale kognitive Leistung keine Tageszeit gebe, die auf alle zutreffe. Die Studie kommt aber zu dem Schluss, dass ein Unterrichtsbeginn nach elf Uhr morgens oder nach Mittag zu den besten Lernergebnissen führt. Etwa doppelt so viele Studenten behaupten von sich, eher abends aktiv und lernfähig zu sein als morgens.
Die Bedeutung der Randstunden
Meine Erfahrung hat gezeigt: Die Randstunden des Tages eignen sich mit Abstand am besten zum Lernen. Ob morgens oder abends, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei mir sind es eher die Morgenstunden, bei dir ist es vielleicht der späte Abend oder sogar mitten in der Nacht. Wichtig ist in jedem Fall, dass du möglichst direkt nach dem Aufstehen oder in den Stunden vorm Schlafengehen lernst.
Lernen kurz vor dem Schlafengehen
Den Beweis dafür lieferte die Harvard Medical School mit einem interessanten Experiment. Der Ablauf der Studie war relativ simpel: Die Teilnehmer mussten sich eine virtuelle Wegbeschreibung einprägen und fünf Stunden später anwenden. Manche von ihnen durften zwischendurch schlafen, die anderen nicht. Das Ergebnis: Wer zwischendurch ein Nickerchen gemacht hatte, konnte die Informationen viel besser abrufen. Diejenigen, die sogar von der Wegbeschreibung geträumt hatten, schnitten sogar noch besser ab. Was bedeutet das für deine optimale Lernzeit? Zwar kannst du nicht beeinflussen, was du träumst, und willst vielleicht auch gar nicht von der Weiterbildung träumen, aber die Studie ist dennoch ein super Argument für alle Nachtaktiven. Wenn du gerne abends oder sogar nachts lernst, hilft dir der anschließende Schlaf automatisch, die Informationen besser zu verarbeiten. Du lernst gewissermaßen im Schlaf. Cool, oder?
Morgenroutine und erfolgreiche Vorbilder
Es muss ja nicht immer eine wissenschaftliche Studie sein, die uns zeigt, wie man am besten lernen kann. Auch erfolgreiche Vorbilder können als Inspiration dienen. Wenn du dich gerne frühmorgens auf die Arbeit stürzen möchtest, ist die Auswahl an Idolen besonders groß. Egal ob Steve Jobs, Richard Branson, Barack Obama oder Arnold Schwarzenegger: die Liste der beeindruckend leistungsfähigen Promis, die seit Jahren auf eine feste Morgenroutine setzen, ist lang. Sie alle schwärmen davon, dass sie dank der Routine die ersten wichtigen Dinge erledigt haben, bevor die meisten Menschen überhaupt aus dem Bett gekrochen sind. Dabei ist das Ziel natürlich nicht immer eine Weiterbildung, aber auch darauf lässt sich das Prinzip wunderbar anwenden. Also mach das Lernen zur ersten Aufgabe deines Tages und erarbeite dir eine morgendliche Lernroutine. Du bist damit in guter und vor allem erfolgreicher Gesellschaft.
Ruhe und weniger Versuchungen
Nutze diesen Vorteil! Du wirst nicht nur besser und schneller lernen, sondern nach getaner Arbeit auch besonders stolz auf deine Leistung sein. Und dieser Stolz ist absolut okay. Wer viel leistet, darf sich auch darüber freuen. Wenn du deine Lernzeit auf die Randstunden legst, hast du nicht nur deine Ruhe, sondern musst auch gegen weniger Versuchungen kämpfen. Viele schöne Alternativen zum Lernen sind in den Randstunden einfach nicht möglich.
Feste Zeitpunkte zum Lernen
Frühmorgens oder vor dem Schlafen zu lernen, bringt einen weiteren Vorteil mit sich: Es wird immer deine erste bzw. letzte Aufgabe des Tages sein. Dadurch wird es dir leichter fallen, die Weiterbildung als festen Termin zu setzen, der auf keinen Fall verschoben werden darf. Morgens kümmerst du dich darum, bevor der alltägliche Stress beginnt. Abends verknüpfst du das Lernen mit deiner geplanten Schlafenszeit, sodass du auf jeden Fall noch eine Weile lernst, bevor du ins Bett gehst. Dieser Aspekt spricht eher für das morgendliche Lernen. Schließlich kann es passieren, dass sich dein Tagesablauf so sehr verschiebt, dass du abends absolut keine Zeit mehr findest, dich um das Lernen zu kümmern. Dem solltest du entgegenwirken, indem du andere Aufgaben rechtzeitig abbrichst (falls das möglich ist), und dir das Lernen vor dem Schlafen zur festen Routine machst.