Was trinken bei Krämpfen? Hausmittel und wissenschaftliche Erkenntnisse

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Sie können plötzlich auftreten und sehr schmerzhaft sein. Es gibt viele verschiedene Ursachen für Muskelkrämpfe, darunter Überlastung, Flüssigkeitsmangel, ein Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt oder bestimmte Medikamente. In einigen Fällen lässt sich jedoch keine klare Ursache finden. Glücklicherweise gibt es verschiedene Hausmittel und Strategien, die helfen können, Krämpfe zu lindern und vorzubeugen.

Gurkenwasser: Schnelle Hilfe bei Krämpfen?

Gurkenwasser, der Sud von eingelegten Gurken, hat sich als Geheimtipp unter Ausdauersportlern etabliert. Viele berichten, dass ein Schluck Gurkenwasser den Krampf überraschend schnell lösen kann. Studien haben gezeigt, dass Gurkenwasser die Dauer von Muskelkrämpfen deutlich verkürzen kann, im Durchschnitt um etwa die Hälfte, oft innerhalb von 85 Sekunden.

Der Wirkmechanismus:

Es wird vermutet, dass der intensive Geschmack des Gurkenwassers im Rachen einen Reflex auslöst. Dieser Reflex sendet ein Signal über das Nervensystem, das die überaktiven Nerven, die den Krampf verursachen, bremst. Es handelt sich also weniger um eine Zufuhr von Mineralstoffen als vielmehr um einen neurologischen Trick. Eine Studie aus dem Jahr 2010 belegt, dass Gurkenwasser einen Krampf in nur kurzer Zeit lindern kann. Laut den Forschenden wirkt Gurkensaft sogar schon 35 Sekunden nach der Einnahme. Der Saft stimuliert wahrscheinlich im hinteren Teil des Rachens einen Reflex. Der Wirkmechanismus ist vermutlich vor allem auf den Essiganteil im Gurkenwasser zurückzuführen.

Anwendung und Vorsicht:

Die US-Forscher empfehlen einen großen Schluck Gurkenwasser bei einem akuten Krampf. Von dem Gurkenwasser solltest du übrigens nicht mehr als 60 bis 80 Milliliter alle drei bis vier Tage zu dir nehmen. Personen mit hohem Blutdruck sollten aufgrund des hohen Salzgehalts deutlich weniger konsumieren. Auch bei bestimmten Verdauungsbeschwerden kann der hohe Säuregehalt im Gurkenwasser Probleme verursachen. Es ist wichtig zu beachten, dass zu viel Gurkenwasser aufgrund des hohen Salzgehalts ungesund sein kann, insbesondere für Menschen mit Bluthochdruck.

Magnesium: Mythos und Realität

Magnesium gilt als Klassiker zur Vorbeugung und Behandlung von Krämpfen. Es ist ein wichtiger Mineralstoff für die Muskelfunktion. Viele Menschen greifen bei Krämpfen sofort zu Magnesiumtabletten. Allerdings zeigen wissenschaftliche Studien, dass Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel für die meisten Erwachsenen kaum einen Vorteil bringt, weder zur Vorbeugung noch zur schnellen Linderung von Krämpfen. Nur bei einem tatsächlichen Magnesiummangel, der beispielsweise durch bestimmte Krankheiten oder Medikamente verursacht wird, ist eine gezielte Magnesiumzufuhr sinnvoll.

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Wann ist Magnesium sinnvoll?

Ein Magnesiummangel kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden, wie Alkoholkonsum, die Einnahme von Abführmitteln, Durchfall oder ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Auch Stress, Ausdauersport und eine Schwangerschaft können den Magnesiumspiegel im Körper senken. Während einer Schwangerschaft steigt der Bedarf an Magnesium um mindestens 50 Prozent.

Die richtige Magnesiumverbindung:

Achten Sie beim Kauf eines Magnesiumpräparats auf eine organische Magnesiumverbindung wie zum Beispiel Magnesiumorotat. Wie gut Magnesium vom Körper aufgenommen wird, hängt wesentlich von der Magnesiumverbindung ab, wie eine aktuelle Studie bestärkt: Wissenschaftler beobachteten in einem Simulations-Modell des Magen-Darm-Traktes erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Magnesium-Präparaten. Besonders organisches Magnesium wie Magnesiumorotat erzielte gute Ergebnisse.

Dosierung und Einnahme:

Pro Tag sollten Sie nicht mehr als 250 Milligramm Magnesium über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen. Das rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Am besten verteilen Sie die Tagesdosis auf mindestens zwei Einnahmen. Der Grund: Viele Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium aus Drogerien sind laut der Verbraucherzentrale überdosiert. Stichproben ergaben, dass im Jahr 2020 57 % überdosiert waren, 2016 waren es 64 %. Eine mögliche Nebenwirkung einer Überdosierung kann Durchfall sein, warnt das BfR.

Magnesiummangel vorbeugen und behandelnDie beste Vorbeugung ist eine ausgewogene Ernährung. Falls Sie häufig unausgewogen essen und viel Kaffee trinken, kann bei Ihnen die Magnesiumzufuhr über die Nahrung nicht ausreichen. Das gilt in besonderem Maße für die Risikogruppen. Im Laufe der Zeit kann sich ein Magnesiummangel einstellen, den Sie mit hochwertigen Mineralstoffpräparaten ausgleichen können. Die Tabletten nehmen Sie am besten auf nüchternen Magen mit etwas Wasser ein, da Getränke wie Kaffee die Aufnahme von Magnesium verringern können.

Was hilft wirklich bei akuten Krämpfen?

Im Akutfall ist Dehnen oft die effektivste Maßnahme. Wer den verkrampften Muskel vorsichtig streckt und sanft massiert, kann die Blockade meist am schnellsten lösen. Auch Wärme, beispielsweise durch warme Wickel oder ein warmes Bad, kann helfen, die Muskeln zu entspannen.

Dehnübungen:

  • Im Sitzen: Die Fußspitze zu sich ziehen.
  • Im Stehen: Das betroffene Bein nach hinten strecken und die Ferse fest auf den Boden drücken.
  • Allgemein: Den verkrampften Muskel vorsichtig strecken und sanft massieren.

Weitere Sofortmaßnahmen:

  • Wadenwickel: Ein Handtuch in heißes Wasser tränken und um die Wade wickeln.
  • Aktive Bewegung: Aufstehen und ein paar Schritte gehen.
  • Ruhe bewahren: Panik kann den Krampf verschlimmern.

Vorbeugung von Muskelkrämpfen

Ein ganzheitlicher Ansatz ist der Schlüssel zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen. Dazu gehören:

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  • Ausreichend trinken: Dehydration kann Krämpfe begünstigen.
  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Magnesium, Kalium und Kalzium.
  • Regelmäßige Bewegung: Hält die Muskeln fit und fördert die Durchblutung.
  • Dehnübungen: Spezielle Dehnübungen, besonders abends, können die Krampfneigung senken.
  • Mäßiger Konsum von Alkohol und Koffein: Diese Substanzen können den Verlust von Elektrolyten fördern.

Spezielle Tipps zur Vorbeugung:

  • Vor dem Schlafengehen: Beine massieren, am besten mit einem ätherischen Öl wie Lavendel-, Orangen- oder Rosmarinöl.
  • Wechselduschen: Fördern die Durchblutung und trainieren die Venen.
  • Magnesiumreiche Ernährung: Integrieren Sie Nüsse, Vollkornprodukte und grünes Gemüse in Ihre Ernährung.

Wadenkrämpfe und Venenschwäche

Nächtliche Wadenkrämpfe können auch ein Anzeichen für eine Venenschwäche sein. Bei einer Venenschwäche werden die Venenwände durch den erhöhten Druck porös und durchlässig. Tagsüber tritt Flüssigkeit ins Gewebe aus und sammelt sich dort an. Nachts, wenn die Beine hochgelagert sind, fließt diese Flüssigkeit mitsamt Elektrolyten und anderen Stoffen plötzlich zurück in die Blutbahn. Diese rasche Verschiebung kann zu Krämpfen führen - unabhängig vom Magnesiumspiegel.

Symptome einer Venenschwäche:

  • Geschwollene Beine (Ödeme)
  • Besenreiser
  • Schwere, müde Beine am Abend
  • Spannungsgefühle
  • Juckreiz an den Unterschenkeln
  • Verschlimmerung der Beschwerden bei Wärme

Was hilft bei venös bedingten Wadenkrämpfen?

  • Kalte Wadenwickel oder Wechselduschen: Bewirken eine Kontraktion der Venen, wodurch die Venenklappen besser schließen und der Blutrückfluss zum Herzen verbessert wird.
  • Hochlagern der Beine: Fördert den Rückfluss des Blutes.
  • Regelmäßige Venengymnastik: Stärkt die Venen.
  • Tragen von Kompressionsstrümpfen: Unterstützt die Venenfunktion.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wer immer wieder ohne erkennbaren Grund Krämpfe bekommt, sollte ärztlichen Rat suchen. Manchmal steckt mehr dahinter als ein gestresster Muskel. Es sollte abgeklärt werden, ob eine Erkrankung hinter den häufigen Krämpfen stehen könnte, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder Morbus Addison.

Weitere Ursachen für Muskelkrämpfe, die ärztlich abgeklärt werden sollten:

  • Neurologische Erkrankungen (z.B. Parkinson, Multiple Sklerose)
  • Muskelkrankheiten (z.B. Myotonien)
  • Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion)
  • Nierenerkrankungen
  • Durchblutungsstörungen

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