Die neurologische Frührehabilitation ist ein spezialisierter Bereich der Rehabilitation, der sich auf die Behandlung von Patienten mit schweren neurologischen Schädigungen kurz nach dem Akutereignis konzentriert. Diese Patienten benötigen eine intensive und interdisziplinäre Betreuung, um ihre funktionellen Fähigkeiten wiederzuerlangen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess spielen speziell ausgebildete Pflegekräfte, die durch eine Weiterbildung in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation ihre Kompetenzen erweitern.
Bedeutung der Weiterbildung in der neurologischen Frührehabilitation
Die Komplexität neurologischer und neurochirurgischer Krankheitsbilder stellt hohe Ansprüche an das Pflegepersonal in der Begleitung und Betreuung der Patienten. Die aktivierend-therapeutische Pflege ist dabei ein wesentlicher Schwerpunkt. Ziel dieser Weiterbildung ist es, Pflegekräfte mit therapeutischen Konzepten vertraut zu machen, rehabilitationsrelevantes Fachwissen zu generieren und pflegerische Handlungskompetenzen zu entwickeln. Durch den aktivierend-therapeutischen Pflegeansatz wird es gelingen, die erweiterte Fachkenntnis und neu erworbene Methoden zum Wohl der Patienten einzusetzen.
Inhalte und Struktur der Weiterbildung
Die Weiterbildung zur "Fachkraft in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation - Aktivierend-therapeutische Pflege" ist modular aufgebaut und richtet sich nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR). Sie umfasst sowohl theoretische als auch praktische Elemente, um eine umfassende Qualifizierung zu gewährleisten.
Theoretische Inhalte:
- Innere Medizin, Anatomie (teilweise mit Besuch der Anatomie in Erlangen)
- Neurologie / Neurochirurgie
- Spezifische neurologische Symptome und Syndrome
- Spezielle Therapieformen (FOTT, Neuropsychologie)
- Pharmakologie
- Trachealkanülenmanagement und Logopädie
- Aspekte des Ernährungsmanagements
- Soziale Methodenkompetenz / Ethik / Kommunikation
Praktische Konzepte:
- Grundkurs Basale Stimulation (24 UE)
- Grundkurs Kinästhetik (24 UE)
- Aktivierend-therapeutische Pflege angelehnt an LIN (8 UE) und dem Bobath Konzept (24 UE)
- Praxistraining (8 UE)
- Skills Training (8 UE)
Die Weiterbildung umfasst in der Regel 136 Unterrichtseinheiten Theorie und 96 Unterrichtseinheiten praktische Konzepte, verteilt auf Blockmodule. Zusätzlich sind Hospitationen in Therapiebereichen (intern oder extern) zu absolvieren.
Ziele der Weiterbildung
Das Hauptziel der Weiterbildung ist es, die Teilnehmenden mit therapeutischen Konzepten vertraut zu machen, rehabilitationsrelevantes Fachwissen zu erwerben und ihre pflegerischen Handlungskompetenzen weiterzuentwickeln. Konkret sollen die Teilnehmenden:
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- Therapeutische Konzepte verstehen und anwenden können.
- Rehabilitationsrelevantes Fachwissen erwerben.
- Pflegerische Handlungskompetenzen entwickeln und erweitern.
- Die Komplexität neurologischer und neurochirurgischer Krankheitsbilder verstehen und adäquat darauf reagieren können.
- Die aktivierend-therapeutische Pflege als zentralen Bestandteil der neurologischen Frührehabilitation umsetzen können.
- Die erworbenen Kenntnisse und Methoden zum Wohl der Patienten einsetzen können.
Zielgruppe und Voraussetzungen
Die Weiterbildung richtet sich an examinierte Pflegende im Bereich der neurologischen und neurochirurgischen Rehabilitation ab der Phase B. Um an der Weiterbildung teilzunehmen, sind in der Regel folgende Unterlagen einzureichen:
- Lebenslauf
- Examenszeugnis
- Examensurkunde
- Nachweis einer zwölfmonatigen Berufserfahrung, davon ein halbes Jahr Berufserfahrung im Bereich der neurologischen/neurochirurgischen Rehabilitation
Abschluss und Prüfung
Die Weiterbildung schließt mit einem schriftlichen Test und einer fachpraktischen Prüfung ab. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmenden die Bezeichnung "Fachkraft in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation - Aktivierend-therapeutische Pflege".
Anbieter von Weiterbildungen
Verschiedene Kliniken und Bildungseinrichtungen in Deutschland bieten die Weiterbildung zur Fachkraft in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation an. Dazu gehören unter anderem:
- Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe Nordhessen
- SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach und SRH Fachkrankenhaus Neresheim
- Schön Klinik Hamburg Eilbek und Schön Klinik Bad Aibling
- Klinikum Bamberg
Es ist ratsam, sich bei den jeweiligen Anbietern über die genauen Inhalte, Termine und Kosten der Weiterbildung zu informieren.
Bedeutung der DGNR-Anerkennung
Die Anerkennung der Weiterbildung durch die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) ist ein wichtiger Qualitätsindikator. Die DGNR garantiert einen hohen bundeseinheitlichen Weiterbildungsstand für die aktivierend therapeutische Pflege in der neurologischen Frührehabilitation. Eine DGNR-anerkannte Weiterbildung stellt sicher, dass die Teilnehmenden die notwendigen Kompetenzen erwerben, um eine qualitativ hochwertige Versorgung von Patienten in der neurologischen Frührehabilitation zu gewährleisten.
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Aktivierend-therapeutische Pflege: Ein zentraler Ansatz
Die aktivierend-therapeutische Pflege ist ein Pflegeansatz, der darauf abzielt, die Selbstständigkeit und die Fähigkeiten der Patienten zu fördern. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Patienten mit neurologischen Schädigungen durch gezielte Aktivierung und therapeutische Maßnahmen ihre funktionellen Fähigkeiten verbessern können.
Die aktivierend-therapeutische Pflege umfasst verschiedene Elemente, darunter:
- Förderung der Selbstständigkeit: Die Patienten werden ermutigt, so viele Aufgaben wie möglich selbstständig auszuführen.
- Therapeutische Maßnahmen: Es werden gezielte therapeutische Maßnahmen eingesetzt, um die motorischen, sensorischen und kognitiven Fähigkeiten der Patienten zu verbessern.
- Individuelle Anpassung: Die Pflege wird individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten angepasst.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Die Pflegekräfte arbeiten eng mit anderen Berufsgruppen zusammen, um eine umfassende und koordinierte Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Die Rolle der Pflege in der neurologischen Frührehabilitation
Pflegekräfte spielen eine zentrale Rolle in der neurologischen Frührehabilitation. Sie sind rund um die Uhr an der Seite der Patienten und übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben, darunter:
- Grundpflege: Körperpflege, Ernährung, Mobilisation
- Therapeutische Pflege: Durchführung von therapeutischen Maßnahmen, Unterstützung bei Übungen
- Beobachtung und Dokumentation: Beobachtung des Zustands der Patienten, Dokumentation der Fortschritte
- Kommunikation: Kommunikation mit den Patienten, Angehörigen und anderen Berufsgruppen
- Koordination: Koordination der verschiedenen Behandlungsmaßnahmen
Durch ihre enge Zusammenarbeit mit den Patienten und anderen Berufsgruppen tragen Pflegekräfte maßgeblich zum Erfolg der neurologischen Frührehabilitation bei.
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