Sprachnachrichten sind aus der modernen Kommunikation kaum noch wegzudenken. Besonders beliebt sind sie bei der Generation Z, während ältere Generationen oft genervt reagieren. Doch wo liegen die Nachteile von Sprachnachrichten und wie können diese überwunden werden?
Die Popularität von Sprachnachrichten
Eine von YouGov im Auftrag von Bumble durchgeführte Umfrage ergab, dass Sprachnachrichten für 45 Prozent der Deutschen über 18 Jahre bereits Teil der täglichen Kommunikation sind. Im Jahr 2019 gaben sogar 69 Prozent der Befragten an, die Sprachnachrichten-Funktion ihres Messengers zu nutzen. Diese Zahlen verdeutlichen die wachsende Beliebtheit von Sprachnachrichten.
Das Generationen-Missverständnis
Verhaltenstherapeutin Nicole Engel erklärt, dass die Generation Z mit den technischen Möglichkeiten aufgewachsen ist und Sprachnachrichten als effektiver empfindet, da alles schneller gesprochen als getippt ist. Die Generation Y bevorzugt hingegen Textnachrichten, während die Generation X gerne telefonieren würde, jedoch oft durch junge Kinder und Enkel zu anderen Kommunikationskanälen gezwungen wird.
Dieses unterschiedliche Kommunikationsverhalten führt zu Missverständnissen. Menschen der Generation Y verspüren oft einen Leistungsdruck, auf Sprachnachrichten reagieren zu müssen, obwohl sie dies gar nicht möchten. Die jüngeren Absender sehen dies jedoch entspannter und erwarten nicht sofort eine Reaktion.
Nachteile von Sprachnachrichten
Ungleichgewicht und Zeitaufwand
Ein Hauptproblem von Sprachnachrichten ist das Ungleichgewicht zwischen Sender und Empfänger. Der Sender kann die Nachricht schnell und einfach aufnehmen, während der Empfänger Zeit und Ruhe finden muss, um sie anzuhören. Im Gegensatz zu Textnachrichten, die man schnell erfassen kann, erfordern Sprachnachrichten ein aktives Zuhören. Fast die Hälfte der Befragten einer Umfrage empfand das Abhören von Sprachnachrichten als zeitaufwändig.
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Monolog statt Dialog
Sprachnachrichten sind oft ein Monolog und nicht wie ein Telefonat, bei dem man direkt antworten könnte. Dies kann dazu führen, dass der Empfänger gezwungen ist, den Gedanken des Senders zu folgen, ohne zu wissen, wohin die Nachricht führt.
Konfliktvermeidung und Kompetenzverlust
Psychologin Nicole Engel sieht in der Nutzung von Sprachnachrichten auch eine gewisse Konfliktvermeidung. Wer sich nur noch auf diese Weise mitteilt, kann wichtige Kompetenzen wie spontanes Argumentieren oder Kritikfähigkeit verlernen. Diese Fähigkeiten können nur im direkten Gespräch geübt werden.
Störungen und mangelnde Diskretion
Das Abhören von Sprachnachrichten ist nicht immer und überall möglich. In manchen Situationen, wie beispielsweise in Meetings oder in der Öffentlichkeit, kann es unpassend oder störend sein. Zudem können laute Geräusche wie Straßenlärm oder Wind die Aufnahmequalität beeinträchtigen. Auch die Diskretion kann ein Problem sein, da beim Abspielen einer Sprachnachricht ungewollt andere mithören können.
Sprachnachrichten haben ein Ablaufdatum
Sprachnachrichten haben ein Ablaufdatum. Während die Nachricht langsam vor sich hinrottet, wächst das schlechte Gewissen der Person, die es immer noch nicht geschafft hat, auf Play zu drücken. Daran ändert auch die Innovation "doppelte Geschwindigkeit" nichts.
Persönliche Note kann verloren gehen
Oft kommt die persönliche Note zu kurz, z.B. in der Kaltakquise. Dafür bedarf es sicher neben einer reibungslosen Transkription auch die Möglichkeit, Nachrichten im Nachhinein zu bearbeiten und Fehler in der Texterkennung zu beheben.
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Vorteile von Sprachnachrichten
Trotz der genannten Nachteile bieten Sprachnachrichten auch einige Vorteile:
Geringer Aufwand und Zeitersparnis
Sprachnachrichten ermöglichen es, schnell und unkompliziert Nachrichten zu versenden. Sie sind besonders praktisch, wenn man unterwegs ist oder keine Zeit hat, lange Texte einzutippen.
Ausdruck von Emotionen
Mit der Stimme lassen sich Emotionen besser vermitteln als mit Text. Die Stimme kann verärgert klingen oder einen Witz transportieren. Sprachnachrichten können die Emojis einer Textnachricht ersetzen und die Nachricht authentischer machen.
Kontaktpflege
Sprachnachrichten können helfen, mit Freunden oder Familienmitgliedern, die weiter weg wohnen, den Kontakt zu halten.
Selbstbestimmung
Die Generation Z schätzt an Sprachnachrichten vor allem, dass sie selbst bestimmen kann, wann und in welcher Stimmung sie kommuniziert.
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Lösungsansätze und Empfehlungen
Transkription von Sprachnachrichten
Eine vielversprechende Lösung ist die Transkription von Sprachnachrichten. Einige Messenger-Dienste bieten bereits die Möglichkeit, Sprachnachrichten automatisch in Text umzuwandeln. Dadurch können Nutzer die Nachricht lesen, wenn sie keine Möglichkeit haben, sie anzuhören. WhatsApp hat angekündigt, eine solche Funktion in den kommenden Wochen weltweit einzuführen. Für Android-Nutzer ist Deutsch zum Start der Funktion jedoch nicht unter den Transkriptionssprachen, im Gegensatz zu Englisch, Portugiesisch, Spanisch und Russisch. Geräte mit iOS16 können dagegen Deutsch als Sprache nutzen.
Vereinbarungen treffen
Es ist ratsam, innerhalb der Familie und mit Freunden Vereinbarungen zu treffen, für welche Nachrichten und in welchen Situationen Audios geeignet sind und wann nicht.
Bewusster Umgang mit Sprachnachrichten
Man sollte sich bewusst sein, dass Sprachnachrichten eine praktische Option darstellen, jedoch nie den persönlichen Austausch ersetzen können. Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse und Vorlieben des Empfängers einzugehen und zu berücksichtigen, ob er gerade Zeit und Gelegenheit hat, eine Sprachnachricht anzuhören.
Alternativen nutzen
In manchen Situationen ist es sinnvoller, auf andere Kommunikationsmittel wie Textnachrichten oder Anrufe zurückzugreifen. Wenn es um konkrete Absprachen geht, ist es ratsam, diese in Textform zu kommunizieren, damit der Empfänger sie schnell erfassen und später leicht nachschauen kann.
Sprachnachrichten im Vertrieb
Auch im beruflichen Bereich, insbesondere im Vertrieb, können Sprachnachrichten sinnvoll eingesetzt werden. Sie bieten die Möglichkeit, Informationen schnell und persönlich zu übermitteln und administrative Arbeit effizienter zu gestalten. So kann beispielsweise ein Besuchsprotokoll nach einem Kundentermin einfach ins Handy diktiert und die Dokumentation im CRM-System erledigt werden.
Allerdings ist es wichtig, zwischen Sprachnachrichten im Austausch mit Kunden und zum Nutzen der eigenen Dokumentation zu unterscheiden. Zudem sollte die Möglichkeit bestehen, Nachrichten im Nachhinein zu bearbeiten und Fehler in der Texterkennung zu beheben.
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