Anatomie des Gehirnschutzes: Wie das Gehirn geschützt wird

Das Gehirn ist ein komplexes und empfindliches Organ, das für die Steuerung lebenswichtiger Funktionen und kognitiver Prozesse verantwortlich ist. Um seine Funktion zu gewährleisten, ist es durch verschiedene anatomische Strukturen geschützt, die sowohl mechanische Einwirkungen als auch Temperaturschwankungen abfangen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Schutzmechanismen des Gehirns, von den knöchernen Strukturen des Schädels bis hin zu den spezialisierten Hirnhäuten und der Blut-Hirn-Schranke.

Die anatomischen Strukturen des Schädels

Das Gehirn liegt innerhalb des Schädels, der aus zwei Hauptteilen besteht: dem Schädeldach (Calvaria) und dem Gesichtsschädel (Viszerokranium).

Das Schädeldach (Calvaria)

Das Schädeldach, auch Schädelkalotte genannt, ist der Teil des Schädels, der primär mit dem Gehirn assoziiert wird. Es besteht aus mehreren Knochen:

  • Stirnbein (Os frontale): Ein ungepaarter Knochen, der den vorderen Teil des Schädels bildet.
  • Hinterhauptbein (Os occipitale): Ein ungepaarter Knochen, der den hinteren Teil des Schädels bildet.
  • Scheitelbeine (Ossa parietalia): Zwei Knochen, die den größten Teil des Schädeldachs bilden.
  • Schläfenbeine (Ossa temporalia): Zwei Knochen, die seitlich am Schädel liegen.

Die einzelnen Knochen des Schädeldachs sind durch Nähte (Suturen) miteinander verbunden, die im Laufe der Kindheit verknöchern. Bei Neugeborenen sind diese Nähte noch nicht vollständig geschlossen, wodurch Fontanellen entstehen, weiche Stellen, die eine gewisse Verformbarkeit des Schädels während der Geburt ermöglichen.

Der Gesichtsschädel (Viszerokranium)

Der Gesichtsschädel, auch Viszerokranium genannt, ist für die Aufrechterhaltung der Struktur der Gesichtsmuskulatur verantwortlich. Er besteht aus verschiedenen Knochen, darunter:

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  • Jochbein (Os zygomaticum)
  • Tränenbein (Os lacrimale)
  • Nasenbein (Os nasale)
  • Untere Nasenmuscheln
  • Gaumenbein
  • Oberkiefer (Maxilla)
  • Pflugscharbein (Vomer)
  • Unterkiefer (Mandibula)
  • Siebbein (Os ethmoidale)

Die Hirnhäute (Meningen)

Zusätzlich zum knöchernen Schädel ist das Gehirn von drei Hirnhäuten (Meningen) umgeben, die zusätzlichen Schutz bieten. Diese Häute sind:

  1. Dura mater (harte Hirnhaut): Die äußerste, robuste Schicht, die die Schädelhöhle auskleidet.
  2. Arachnoidea (Spinngewebshaut): Die mittlere Schicht, die durch feine Bindegewebsstränge mit der darunterliegenden Pia mater verbunden ist.
  3. Pia mater (weiche Hirnhaut): Die innerste, zarte Schicht, die direkt auf der Gehirnoberfläche aufliegt und den Furchen und Windungen des Gehirns folgt.

Zwischen der Arachnoidea und der Pia mater befindet sich der Subarachnoidalraum, der mit Liquor (Hirn-Rückenmarksflüssigkeit) gefüllt ist.

Dura mater

Die Dura mater ist die äußerste der drei Hirnhäute und besteht aus zwei Schichten: einer äußeren Bindegewebsschicht und einer inneren Epithelschicht. Die äußere Schicht enthält Blutgefäße, die den Schädelknochen versorgen, und ist gleichzeitig die Knochenhaut (Periost) des Schädelknochens. Beim Erwachsenen ist das Periost leicht vom Knochen lösbar, bleibt aber an der Schädelbasis fest mit dem Knochen verbunden.

Die Dura mater bildet Duplikaturen, die trennend zwischen die beiden Großhirnhälften und zwischen Großhirn und Kleinhirn vorspringen:

  • Hirnsichel (Falx cerebri): Trennt die beiden Großhirnhemisphären.
  • Kleinhirnsichel (Falx cerebelli): Trennt die beiden Kleinhirnhemisphären.
  • Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli): Trennt die Großhirn- von der Kleinhirnhemisphäre.

Die Dura mater teilt sich an drei Stellen in zwei Blätter auf: an der Felsenbeinpyramide, an der Spitze der Felsenbeinpyramide und im Bereich der Sella turcica.

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Unter der Dura mater liegt der Subduralraum, der die Dura mater von der Arachnoidea trennt.

Arachnoidea

Die Arachnoidea besteht aus Bindegewebe, ist gefäßlos und verbindet sich über kleine Bälkchen und Häutchen mit der Pia mater. Sie bildet eine Abschlussmembran für den Liquor, der diese Grenze nicht passieren kann. Die Arachnoidea liegt glatt auf der Hirnoberfläche auf und bildet an der Hirnbasis zisternenähnliche Erweiterungen.

Die Arachnoidea bildet zottenartige Auswüchse (Arachnoidalzotten), die in die Dura mater, in Venen und auch in den Schädelknochen reichen. Über diese Arachnoidalzotten wird der Liquor aus dem Subarachnoidalraum resorbiert und ins Blut abgegeben.

Pia mater

Die Pia mater liegt direkt auf dem Gehirn auf, folgt den Furchen und Vertiefungen des Groß- und Kleinhirns und führt die Gefäße und Nerven, die in das Gehirn hineinführen. Die Pia mater reicht auch in die Hirnkammern hinein.

Subarachnoidal Lymphatic-like Membrane (SLYM)

Eine neu entdeckte vierte Schutzschicht, die Subarachnoidal Lymphatic-like Membrane (SLYM), durchzieht den Subarachnoidalraum. Sie unterteilt den Subarachnoidalraum und könnte eine wichtige Rolle für das lymphatische System im Gehirn spielen, indem sie "sauberen" und "verschmutzten" Liquor voneinander trennt. Zudem dient die SLYM vermutlich als Gleitschicht, um die Reibung zwischen Schädel und Hirn zu vermindern und enthält Immunzellen.

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Liquor (Hirn-Rückenmarksflüssigkeit)

Der Liquor ist eine klare Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt und schützt. Er dient als Stoßdämpfer, um das Gehirn vor Verletzungen zu schützen, und transportiert Nährstoffe und Abfallprodukte. Der Liquor wird von den Plexus choroidei in den Hirnventrikeln produziert und über die Arachnoidalzotten in den Blutkreislauf abgeleitet.

Blut-Hirn-Schranke

Die Blut-Hirn-Schranke ist eine selektive Barriere, die die Blutgefäße im Gehirn auskleidet. Sie reguliert den Transport von Substanzen zwischen dem Blutkreislauf und dem Gehirngewebe und schützt das Gehirn vor schädlichen Substanzen wie Toxinen und Krankheitserregern.

Funktion des Gehirns

Das Gehirn ist die Steuerzentrale des Körpers und für eine Vielzahl von Funktionen verantwortlich, darunter:

  • Sensorische Wahrnehmung: Verarbeitung von Informationen aus den Sinnesorganen.
  • Motorische Kontrolle: Steuerung von willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungen.
  • Kognitive Funktionen: Denken, Lernen, Gedächtnis, Sprache und Problemlösung.
  • Emotionen: Verarbeitung und Regulation von Emotionen.
  • Vegetative Funktionen: Steuerung von Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur.

Das Gehirn besteht aus verschiedenen Abschnitten, die jeweils spezialisierte Funktionen erfüllen:

  • Großhirn (Cerebrum): Verantwortlich für höhere kognitive Funktionen wie Denken, Lernen und Gedächtnis.
  • Kleinhirn (Cerebellum): Verantwortlich für die Koordination von Bewegungen und das Gleichgewicht.
  • Zwischenhirn (Diencephalon): Enthält den Thalamus und den Hypothalamus, die für die Verarbeitung von Sinnesinformationen bzw. die Steuerung des Hormonhaushalts zuständig sind.
  • Hirnstamm (Truncus cerebri): Verbindet das Gehirn mit dem Rückenmark und steuert lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Herzfrequenz.

Mögliche Probleme der Hirnhäute

Die Hirnhäute können verschiedene Probleme verursachen, darunter:

  • Epidurales Hämatom: Eine Blutung zwischen der Dura mater und dem Schädelknochen, die oft nach Schädelverletzungen entsteht.
  • Subdurales Hämatom: Eine Blutung zwischen der Dura mater und der Arachnoidea, die durch venöse Blutungen verursacht wird.
  • Subarachnoidalblutung: Eine Blutung im Subarachnoidalraum, die oft durch das Reißen eines Aneurysmas verursacht wird.
  • Liquorfistel: Eine Verbindung zwischen dem Liquorraum und der Außenwelt, die durch offene Schädelverletzungen entstehen kann.
  • Arachnoidalzysten: Fehlbildungen der Arachnoidea mit Flüssigkeitsansammlungen.
  • Meningitis: Eine Entzündung der Hirnhäute, die durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten ausgelöst werden kann.
  • Meningismus: Symptome, die einer Meningitis ähneln, aber eine andere Ursache haben.
  • Meningeome: Tumoren, die ihren Ursprung in den Hirnhäuten haben.

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