Wissenschaftliche Studien zu Demenz: Ursachen, Behandlung und Prävention

Demenz ist ein fortschreitender Verlust der geistigen Fähigkeiten, der verschiedene Bereiche wie Erinnerung, Orientierung und Alltagsfähigkeiten beeinträchtigt. Alzheimer ist die bekannteste Form der Demenz. Angesichts der steigenden Zahl von Demenzerkrankungen und der wachsenden Notwendigkeit für frühzeitige Präventions- und Interventionsmöglichkeiten gewinnt die Forschung zu Ursachen, Behandlung und Prävention von Demenz zunehmend an Bedeutung.

Ursachen von Demenz

Demenzerkrankungen haben unterschiedliche Ursachen. Genetische Risiken spielen eine Rolle, aber auch der Lebensstil. Es gibt genetische Risiken, aber auch der Lebensstil spielt eine Rolle. Was dem Körper schadet, ist auch schädlich für das Gehirn: Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Es gibt keine Maßnahmen, durch die man ausschließen kann, jemals an irgendeiner Form der Demenz zu erkranken.

Veränderbare Risikofaktoren

Die internationale Expertenkommission zur Demenzprävention (International Commission on Dementia Prevention, Intervention ad Care) kommt in der sogenannten Livingston-Studie in der Zeitschrift Lancet zu dem Schluss, dass es neben genetischen und weiteren unbekannten und damit nicht vermeidbaren Ursachen auch etliche veränderbare Risikofaktoren für eine Demenz gibt. Die Vermeidung aller schädigenden Faktoren könnte bis zu 40 Prozent des Risikos senken und dazu beitragen, den kognitiven Abbau zu bremsen.

Zu den veränderbaren Risikofaktoren gehören:

  1. Geringe Bildung in jungen Jahren (7 Prozent)
  2. Unbehandelte Schwerhörigkeit (8 Prozent)
  3. Hirnverletzungen (3 Prozent)
  4. Bluthochdruck (2 Prozent)
  5. Alkoholkonsum (1 Prozent)
  6. Adipositas mit BMI über 30 (1 Prozent)
  7. Rauchen (5 Prozent)
  8. Depression (4 Prozent)
  9. Soziale Isolation (4 Prozent)
  10. Bewegungsmangel (2 Prozent)
  11. Luftverschmutzung (2 Prozent)
  12. Diabetes (1 Prozent)

Die Faktoren 2 bis 6 sind wirksam, wenn sie bereits im mittleren Lebensalter berücksichtigt werden. Die Vermeidung der Faktoren 7 bis 12 kann in jedem Lebensalter zur Risikoreduktion beitragen, auch im höherem Lebensalter.

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Weitere Risikofaktoren

Neben den oben genannten Faktoren gibt es weitere Risikofaktoren, die das Demenzrisiko erhöhen können:

  • Erhöhtes Cholesterin: Vor allem bei Menschen unter 65 Jahren kann erhöhtes Cholesterin die Ablagerung von schädlichen Proteinen wie Amyloid-beta und verändertem Tau im Gehirn fördern, beides typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit.
  • Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge: Diese Faktoren belasten nicht nur die Seele, sondern auch das Gehirn.
  • Feinstaub: Feine Partikel aus Abgasen, Industrie, Holz- und Kohleöfen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
  • Sehschwäche: Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.

Behandlung von Demenz

Die Forschung zu Alzheimer und anderen Demenzen entwickelt sich rasant. Weltweit arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, die Ursachen der Erkrankung besser zu verstehen, neue Diagnostikverfahren zu entwickeln und Therapien zu finden, die den Verlauf der Krankheit beeinflussen können.

Noch gibt es keine Heilung, aber für einige Formen der Demenz gibt es bereits zuverlässige Diagnostikverfahren, Präventionsmaßnahmen und erste Therapien, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können.

Medikamentöse Behandlung

  • Antidementiva: Moderne Antidementiva gehören zu der Wirkgruppe der Cholinesterase- (ChE-)Hemmer oder der Glutamat- beziehungsweise N-Methyl-D-Aspartat- (NMDA-)Antagonisten. Die ChE-Hemmer sind für die Behandlung der leichten bis mittelschweren DAT zugelassen, die Glutamat-Antagonisten derzeit nur für die mittelschwere bis schwere Form der DAT. Für beide Substanzklassen konnte inzwischen zusätzlich eine Wirksamkeit bei der vaskulären Demenz belegt werden.
  • Lecanemab: Am 14. November 2024 hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) das Medikament Lecanemab (Handelsname Leqembi) zugelassen nach neuerlicher Prüfung der verfügbaren Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit (5). Bei Lecanemab handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper, der sich im Gehirn gegen Komplexe aus dem Protein ß-Amyloid richtet und deren Abbau bewirken soll. Mit Lecanemab wurde erstmals ein Wirkstoff zugelassen, der in die Pathophysiologie der Alzheimer Krankheit eingreift.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Neben der medikamentösen Behandlung gibt es auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, die den Verlauf der Demenz positiv beeinflussen können:

  • Achtsamkeitstraining und Lebensstilberatung: Achtsamkeitstraining und Lebensstilberatung können Ängste bei Menschen mit subjektiven Gedächtnisbeschwerden reduzieren.
  • Kognitives Training: Die Brain Health Services sollen sich auf vier Säulen stützen: Erfassung des Demenzrisikos, Risikokommunikation, personalisierte Präventionsangebote und kognitives Training.
  • Soziale Kontakte: Soziale Isolation kann das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken. Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten halten das Gehirn wach und leistungsfähig.
  • Bewegung: Wer sich im Alltag kaum bewegt, erhöht sein Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau.

Prävention von Demenz

Um einer Demenz vorzubeugen, ist es wichtig frühzeitig anzufangen, das Gehirn fit zu halten. Eine gute geistige Fitness senkt zusätzlich das individuelle Risiko für eine Demenz deutlich.

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Maßnahmen zur Prävention

  • Geistige Anregung: Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn - besonders durch den Aufbau sogenannter kognitiver Reserven.
  • Gesunde Lebensweise: Was dem Körper schadet, ist auch schädlich für das Gehirn: Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen das Risiko, an einer Demenz zu erkranken.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Die Vermeidung der oben genannten Risikofaktoren kann dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken.
  • Frühe Behandlung von Vorerkrankungen: Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen oder Hörverlust sollten frühzeitig behandelt werden.

Brain Health Services

In Anbetracht der steigenden Zahl an Demenzerkrankungen und der damit wachsenden Notwendigkeit für frühzeitige Präventions- und Interventionsmöglichkeiten sieht ein europäisches Expertengremium den Bedarf an spezialisierten Hirngesundheitszentren (sogenannte Brain Health Services (BHS)), die sich an Personen richten, die ein ungünstiges Risikoprofil aufweisen oder sich über ihre Hirngesundheit und Gedächtnisfähigkeiten sorgen, ohne jedoch bereits erkrankt zu sein. Die Angebote der BHS sollen evidenzbasiert, an aktueller Forschung orientiert, personalisiert und an ethischen und kommunikativen Richtlinien ausgerichtet sein.

Aktuelle Studien

Die Forschung zu Demenz ist ein aktives Feld, und es gibt viele laufende Studien, die darauf abzielen, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen, neue Behandlungen zu entwickeln und wirksame Präventionsstrategien zu identifizieren.

  • INSPIRATION-Studie: Erste Schritte in Richtung personalisierter Demenzprävention im KAP wurden seit dem Studienbeginn der INSPIRATION-Studie am 21.09.2020 getätigt. Ziel war es, die Häufigkeit und Verteilung von Risikofaktoren für die Entwicklung von Demenzerkrankungen systematisch zu erfassen.
  • Studie zu Antikörper Solanezumab: Der Pharmakonzern Lilly hat im März 2023 in einer Pressemitteilung verkündet, dass der Amyloid-Antikörper Solanezumab den kognitiven Abbau von Personen in einem Demenzvorstadium nicht verhindern kann.

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