Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form der Demenz und betrifft Millionen von Menschen weltweit. Es handelt sich um eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denken, Orientierung und Sprache gekennzeichnet ist. In diesem Artikel werden wir die Definition, Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung der Alzheimer-Demenz untersuchen.
Was ist Alzheimer-Demenz?
Die Alzheimer-Demenz, oft auch als Alzheimer-Krankheit oder Morbus Alzheimer bezeichnet, ist eine irreversible Erkrankung des Gehirns, bei der Nervenzellen nach und nach absterben. Dies führt zu einem fortschreitenden Verlust von geistigen Funktionen. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz, einem Oberbegriff für etwa 50 verschiedene Erkrankungen des Gehirns. Schätzungen zufolge ist die Alzheimer-Demenz mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform.
Unterscheidung zwischen Demenz und Alzheimer
Es ist wichtig, zwischen Demenz und Alzheimer zu unterscheiden. Demenz ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von neurologischen und neurophysiologischen Erkrankungen, die mit einer Minderung der kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Alzheimer ist eine spezifische Form der Demenz und die häufigste Ursache für Demenzerkrankungen.
Ursachen der Alzheimer-Demenz
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Demenz sind noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist aber eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die bei Menschen mit Alzheimer-Demenz auftreten. So kommt es bei der Demenz zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindung untereinander. Darüber hinaus werden Eiweißablagerungen im Gehirn (Plaques beziehungsweise Fibrillen) sowie die Verminderung eines für das Gedächtnis wichtigen Botenstoffs (Acetylcholin) beobachtet.
Beteiligung von Proteinen
An dem Krankheitsgeschehen beteiligt sind hauptsächlich zwei Proteine: das sogenannte Beta-Amyloid und Tau-Protein. Beta-Amyloid ist ein Protein, das normalerweise im Gehirn vorkommt. Bei der Alzheimer-Krankheit wird dieses Protein jedoch fehlerhaft verarbeitet und bildet Klumpen oder Ablagerungen. Diese sogenannten Plaques sind wie Straßensperren auf den Informationswegen des Gehirns. Im Inneren der Gehirnzellen gibt es Strukturen, die wie Schienen für den Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen vorgesehen sind. Diese Strukturen werden durch das Tau-Protein stabilisiert. Bei Alzheimer verändert sich das Tau-Protein und bildet knäuelhafte Fasern, sogenannte Fibrillen.
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Genetische Faktoren
Genetische Faktoren als alleinige Ursache liegen nur in weniger als zwei Prozent der Fälle vor. Insgesamt betrachtet spielen sie daher bei der Entstehung von Alzheimer eine untergeordnete Rolle. Allerdings gibt es eine sogenannte familiäre Alzheimer-Demenz (FAD), bei der das Erkrankungsrisiko bei 50 Prozent liegt, wenn ein Elternteil an dieser speziellen Alzheimer-Form erkrankt ist. Jeder Mensch erbt von seinen Eltern zwei Kopien des ApoE-Gens, das in verschiedenen Varianten vorkommt. Die Variante ApoE4 erhöht das Alzheimer-Risiko.
Risikofaktoren
Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht hinreichend bekannt sind, lässt sich aus entsprechenden Studien ableiten, dass neben nicht veränderbaren Faktoren (wie Alter, Geschlecht und Genetik) und Vorerkrankungen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko beeinflussen, daran zu erkranken. Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe. Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch folgende Faktoren hin: Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Diabetes, schwere Kopfverletzungen, Infektionen, Depression, chronischer Stress sowie das Vorliegen einer Hör- oder Sehminderung, erhöhte Cholesterinwerte.
Symptome der Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Demenz verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Es lassen sich jedoch grundsätzlich drei Stadien feststellen, die fließend ineinander übergehen. Charakteristisch ist ihr schleichender, nahezu unmerklicher Beginn.
Frühes Stadium
Anfangs treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Hinzu kommen erste Sprachschwierigkeiten. Die Menschen mit Demenz benutzen einfachere Wörter und kürzere Sätze oder stocken mitten im Satz und können ihren Gedanken nicht mehr zu Ende bringen. Örtliche und zeitliche Orientierungsstörungen machen sich bemerkbar. In diesem Stadium nehmen die Menschen mit Demenz bewusst die Veränderungen wahr, die in ihnen vorgehen. Vergesslichkeit ist oft eines der ersten und auffälligsten Anzeichen von Alzheimer. Alzheimer-Patienten können außerdem die örtliche und zeitliche Orientierung verlieren. Sie vergessen, wo sie sind und wie sie dorthin gekommen sind. Typisch sind auch Schwierigkeiten mit der Uhrzeit, der Jahreszeit oder der zeitlichen Einordnung in Kategorien wie „gestern“, „heute“ und „morgen“. Der fortschreitende kognitive Abbau macht es Betroffenen mit Alzheimer zunehmend schwer, allgemeine Informationen richtig einzuordnen. So ist es möglich, dass Menschen mit Alzheimer beispielsweise ihren Standort, einzelne Gegenstände, andere Personen oder gesprochene Worte falsch beziehungsweise anders interpretieren, weil sie es nicht mehr in den richtigen Kontext setzen können. Bei einer Alzheimererkrankung sind Störungen der Kommunikation und der Sprache ein charakteristisches Symptom. Die Medizin spricht dann von einer sogenannten Aphasie. Wortfindungsstörungen sind klassische Alzheimer-Anzeichen im Bereich Kommunikation und Sprache. Demenzerkrankte benennen Dinge plötzlich anders und sagen zum Beispiel „Hand-Uhr“ statt „Armbanduhr“. Menschen mit Alzheimer kann es zunehmend schwerfallen, gewohnte Alltagsaufgaben zu erledigen. Verhältnismäßige Entscheidungen zu treffen, bereitet Menschen mit Alzheimer zunehmend Schwierigkeiten. Die Ursache dahinter ist ein vermindertes Urteilsvermögen. Für die Betroffenen wird es immer schwieriger, ihre Gefühle zu kontrollieren. Die Symptome der Alzheimer-Krankheit können die psychische Gesundheit von Patienten stark beeinträchtigen.
Mittleres Stadium
Im weiteren Krankheitsverlauf werden die Symptome unübersehbar, spätestens jetzt müssen Beruf und Autofahren aufgegeben werden. Bei alltäglichen Tätigkeiten wie Körperpflege, Toilettengang oder Essen und Trinken sind die Betroffenen zunehmend auf die Unterstützung anderer Personen angewiesen. Ebenso nehmen Sprach- und Orientierungsprobleme sowie Vergesslichkeit zu und der Tag-Nacht-Rhythmus kann gestört sein. Häufig stellt sich im mittleren Stadium auch eine massive Unruhe ein. Viele Betroffene neigen dazu, aus der Wohnung zu laufen, eine sogenannte Hinlauftendenz. Außerdem kann es zu aggressivem Verhalten und Wutausbrüchen kommen.
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Spätes Stadium
Im Spätstadium sind Menschen mit Demenz vollkommen auf Pflege und Betreuung durch andere Personen angewiesen. Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt, eine Verständigung mit Worten ist unmöglich. Vermehrt treten körperliche Symptome wie Gehschwäche und Schluckstörungen auf. Die Kontrolle über Blase und Darm nimmt ab. Vereinzelt kann es auch zu epileptischen Anfällen kommen. Bettlägerigkeit erhöht die Gefahr von Infektionen. Essen und Trinken ist nicht mehr selbstständig möglich. Die Betroffenen erkennen meist vertraute Personen nicht mehr, verlieren die Fähigkeit zu sprechen und ihre Bewegungen zu koordinieren.
Diagnose der Alzheimer-Demenz
Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Patientinnen und Patienten mit Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens eine sorgfältige Untersuchung durchführen, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten. Sofern Warnsignale vorliegen, zum Beispiel Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gerade bei leichten, beginnenden Einbußen ist es empfehlenswert, - nach Absprache mit dem Hausarzt - einen Facharzt (Neurologe bzw. Psychiater) oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen.
Kognitive Tests und psychometrische Tests
Im Rahmen von verschiedenen Demenz-Tests wird die geistige Leistungsfähigkeit untersucht. Dabei absolvieren Patienten kleinere Aufgaben und beantworten Fragen. Bei dem Verdacht auf eine Alzheimer-Krankheit kann die weitere Diagnostik und Behandlung auch hier erfolgen.
Bildgebende Verfahren und Liquoruntersuchung
Einige der seltenen, potenziell behandelbaren Ursachen von Demenz können wir mithilfe der Computertomografie oder Magnetresonanztomografie aufdecken. Dabei werden Schnittbilder Ihres Gehirns angefertigt. Neuere Methoden können auch die Hirndurchblutung und die Aktivität bestimmter Gehirnbereiche sichtbar machen. Mittels einer Liquorpunktion kann Nervenwasser entnommen werden um darin die für die Alzheimer-Krankheit typischen Eiweiße nachzuweisen.
Behandlung der Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Krankheit ist chronisch. Wie lange die einzelnen Krankheitsstadien bei Alzheimer andauern, variiert je nach Einzelfall. Bislang ist die Alzheimer-Krankheit nicht heilbar. Allerdings gibt es verschiedene Therapieansätze, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
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Medikamentöse Behandlung
In der Behandlung von Patienten mit Demenzerkrankungen spielen Medikamente eine wichtige Rolle. Sie werden zur Stabilisierung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung, zur Milderung von Verhaltensstörungen und in manchen Fällen auch zur Verhinderung weiterer Schädigungen des Gehirns eingesetzt. Aktuell sind Medikamente in der Entwicklung, die in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern sollen. Zwei dieser Medikamente - Lecanemab (Handelsname "Leqembi") und Donanemab (Handelsname "Kisunla") - sind 2025 in der Europäischen Union zugelassen worden und stehen ab September bzw. November 2025 auch für die Behandlung zur Verfügung. Da beide Wirkstoffe mit starken Nebenwirkungen verbunden sein können, sind für die Behandlung damit strenge Richtlinien erlassen worden.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern. Zur Behandlung gehören auch die geistige und körperliche Aktivierung der Betroffenen, die richtige Weise des Umgangs, die bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung und die Beratung der Angehörigen. Dabei handelt es sich um Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie. Diese können ärztlich verordnet werden und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Förderlich für die Lebensqualität sind auch Musiktherapie, Hirnleistungstraining und Erinnerungstherapie.
Unterstützung und Entlastung für Angehörige
Wenn Sie einen Menschen mit Demenz zuhause pflegen, müssen Sie einen Weg finden, wie Sie langfristig gut miteinander kommunizieren und leben können. Kleine Orientierungs- und Erinnerungshilfen im Wohnraum können Betroffenen und Angehörigen den Pflegealltag erleichtern. Kleinere Aufgaben und Übungen für die Person mit Alzheimer schaffen auch Ihnen als Pflegeperson kleine Pausen. Wer mehr über die Alzheimer-Krankheit weiß, kann besser damit umgehen.
Prävention der Alzheimer-Demenz
Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht vollständig verstanden sind, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung verringern können. Dazu gehören:
- Körperliche Aktivität
- Ausgewogene Ernährung
- Geistige Aktivität
- Soziale Teilhabe
- Vermeidung von Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum
Leben mit Alzheimer-Demenz
Die Diagnose Alzheimer-Demenz zu erhalten, ist für die meisten Menschen ein Schock. Manchmal macht die Diagnose jedoch auch zuvor unerklärliche Veränderungen des Verhaltens oder der Persönlichkeit begreiflich. Wie ein Mensch auf die Krankheit reagiert und mit ihr umgeht, hängt nicht nur von Veränderungen im Gehirn ab, sondern auch von seinem Charakter, seiner Lebensgeschichte, der aktuellen Lebenssituation und den Beziehungen zu anderen Menschen. Manchen Menschen gelingt es, auch mit der Alzheimer-Demenz ein aktives und zufriedenes Leben zu führen. Anderen fällt dies schwer. Unterstützung benötigen die meisten. Und auch für Angehörige und Freunde ist die Erkrankung eine große Herausforderung. Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen - etwa in Selbsthilfegruppen - wird von vielen als wertvoll erlebt.
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