Beschäftigungsmöglichkeiten für Parkinson-Patienten: Ein umfassender Leitfaden

Die Diagnose Parkinson stellt für viele Betroffene und ihre Angehörigen eine große Herausforderung dar. Doch die moderne Medizin und ein hohes Maß an Eigeninitiative ermöglichen es, der Krankheit aktiv entgegenzuwirken. Neben medikamentösen Therapien spielen insbesondere Bewegungsübungen, Sport und verschiedene Beschäftigungsangebote eine zentrale Rolle, um die Beweglichkeit zu erhalten, die Selbstständigkeit zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten für Parkinson-Patienten, von speziellen Übungen und Therapien bis hin zu Alltagshilfen und kreativen Aktivitäten.

Die Bedeutung von Bewegung und Sport bei Parkinson

Regelmäßige Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsfürsorge, insbesondere für Parkinson-Patienten, deren Beweglichkeit durch die Krankheit beeinträchtigt ist. Durch gezielte Bewegungsübungen und Sport kann die Beweglichkeit verbessert und erhalten werden. Dies trägt nicht nur zur körperlichen Gesundheit bei, sondern stärkt auch die Belastbarkeit, verbessert die Eigenwahrnehmung und stabilisiert die psychische Verfassung. Eingeschränkte Beweglichkeit führt oft zu Missstimmungen, daher ist es nie zu spät, mit leichten Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung zu beginnen und regelmäßig spazieren zu gehen.

Von Experten entwickelte Übungen

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Ebersbach, Chefarzt des Neurologischen Fachkrankenhauses für Bewegungsstörungen/Parkinson in Beelitz-Heilstätten (Potsdam), hat Desitin spezielle Übungen entwickelt, die Menschen mit Parkinson helfen sollen, so lange wie möglich beweglich und aktiv im täglichen Leben zu bleiben. Diese Übungen sind als Ergänzung zu einer physiotherapeutisch angeleiteten Behandlung gedacht und können einfach und ohne Hilfsmittel im Stehen oder Sitzen durchgeführt werden. Es ist wichtig, im Vorfeld einzuschätzen, welche Übungen (leichte oder schwere) am besten geeignet sind.

Für einige Übungen können Hilfsmittel wie ein Gymnastikball (Durchmesser ca. 16 - 20 cm) oder ein Gymnastikstab (ca. 1 m Länge) hilfreich sein. Bodenübungen sollten grundsätzlich auf einer weichen, rutschfesten Unterlage durchgeführt werden.

Individuelle Anpassung und Vorsicht

Es ist wichtig zu beachten, dass die Eignung einzelner Übungen, Sportarten oder Yoga von verschiedenen Faktoren abhängt. Bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Beschwerden des Bewegungsapparates sollten bei der Auswahl der sportlichen Aktivitäten berücksichtigt werden. Es ist ratsam, die individuell auf das Leistungsniveau abgestimmten Bewegungsübungen mit einem Arzt oder Therapeuten zu besprechen.

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Motivation ist wichtig, aber Überforderung und zu große Ansprüche sollten vermieden werden. Eine realistische Einschätzung der Leistungsfähigkeit ist erforderlich, und es ist empfehlenswert, deutlich unter der maximalen Leistungsgrenze zu bleiben.

Empfohlene Häufigkeit und Dauer

Allgemein wird empfohlen, zwei Mal pro Woche Übungseinheiten zu absolvieren. Die Dauer sollte idealerweise zwischen 15 und 60 Minuten liegen, abhängig vom individuellen Leistungsniveau. Trainingseinheiten im Bewegungsbad sind ebenfalls sinnvoll, da das warme Wasser die Muskulatur lockern und der Wasserwiderstand zur Kräftigung genutzt werden kann. Übungen in der Turnhalle oder im heimischen Wohnzimmer zielen besonders auf den Bewegungsbeginn, das Gehen (große Schritte), die Nutzung von Taktgebern bei Freezing-Phänomenen und das Dehnen von Muskeln ab. Ferner sind die Verbesserung der Körperhaltung mit Streckübungen und die Förderung motorischer Fertigkeiten sinnvoll.

Spezifische Therapieansätze und Übungen

Übende und physikalische Therapie bei Parkinson-Syndromen sollten besonders darauf ausgerichtet sein, Störungen zu behandeln, die nicht oder nur unzureichend durch die medikamentöse Einstellung beeinflusst werden. Zu diesen Symptomen zählen z. B. Störungen des Sprechens, des Gleichgewichtes, des Gehens und der Körperhaltung. Auch Gelenkschmerzen, die durch die Bewegungsstörung begünstigt werden, können sich durch Krankengymnastik und physikalische Therapie bessern.

Physiotherapie

Physiotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Parkinson-Patienten. Spezialisierte Physiotherapeuten entwickeln individuelle Therapiepläne, die auf die Bedürfnisse jedes Patienten zugeschnitten sind. Die Übungen zielen darauf ab, die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten, die Muskelkraft zu steigern und die Haltung zu verbessern. Typische Übungen umfassen Dehnübungen zur Förderung der Flexibilität, Kräftigungsübungen zur Stärkung der Muskeln sowie Balance- und Koordinationsübungen zur Vorbeugung von Stürzen und zur Verbesserung des Gleichgewichts.

Ergotherapie

Ergotherapie hilft Parkinson-Patienten, ihre Selbstständigkeit im Alltag zu bewahren. Ergotherapeuten bieten gezielte Übungen an, die darauf abzielen, die Feinmotorik und die Hand-Augen-Koordination zu verbessern. Zu den Übungen gehören Greifübungen, das Üben von alltäglichen Handlungen wie Anziehen, Essen und Schreiben sowie spezielle Übungen zur Verbesserung der Handfunktion. Ergotherapeuten verwenden häufig adaptive Geräte und Techniken, um den Patienten den Umgang mit den Herausforderungen des Alltags zu erleichtern. Funktionsspiele (Ergotherapie) fördern motorische Funktionen (wie Hand- und Fingerfunktionen) oder basale Komponenten wie Gedächtnis, Konzentration und Strategiedenken. Gerade durch den Erhalt der Hand- und Fingerfunktionen, die das Halten und das Greifen mit der Hand ermöglichen, bewahren Sie sich Ihre Selbstständigkeit.

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Logopädie

Logopädie ist für viele Parkinson-Patienten von großer Bedeutung, da die Krankheit oft zu Sprach- und Schluckstörungen führt. Logopäden arbeiten mit den Patienten an Übungen, die die Artikulation, Stimme und Schluckfunktion verbessern. Zu den Übungen gehören Atemtechniken, Stimmübungen zur Erhöhung der Lautstärke und Klarheit der Sprache sowie Übungen zur Stärkung der Schluckmuskulatur. Wichtig ist, eine mögliche Schluckstörung frühzeitig abzuklären und therapeutische Maßnahmen einzuleiten, um gefährliche Komplikationen wie eine Aspirationspneumonie zu vermeiden.

Bewegungstherapien

Regelmäßige körperliche Aktivität ist für Parkinson-Patienten besonders wichtig. Es gibt zahlreiche Angebote für Bewegungstherapien, die speziell für Menschen mit Parkinson entwickelt wurden. Dazu gehören Tanztherapien, Tai Chi und Yoga, die sich als sehr effektiv erwiesen haben. Tanztherapie kann helfen, die Bewegungsfreiheit zu erhöhen und gleichzeitig die Freude an der Bewegung zu fördern. Tai Chi verbessert das Gleichgewicht und die Koordination durch langsame, kontrollierte Bewegungen. Yoga bietet Dehnübungen und Atemtechniken, die helfen, die Muskelspannung zu reduzieren und die Flexibilität zu steigern. Optimal für Menschen mit Haltungsproblemen ist Nordic Walking, da es die rhythmische Bewegung und die Aufrichtung fördert, die gerade bei Morbus Parkinson sehr wichtig sind. Außerdem ist die Technik schnell erlernbar, kann praktisch vor der Haustür ausgeübt und zusammen mit Anfängern und Fortgeschrittenen trainiert werden.

Aquatherapie

Aquatherapie, auch bekannt als Wassertherapie, ist besonders vorteilhaft für Parkinson-Patienten. Das Wasser bietet einen widerstandsarmen, sicheren Raum für Bewegung, der die Gelenke schont und das Risiko von Verletzungen minimiert. Aquatherapie-Kurse beinhalten Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer.

Hilfsmittel und Alltagshilfen für Parkinson-Patienten

Die Parkinsonerkrankung kann verschiedene Lebensbereiche einschränken. Die richtigen Parkinson-Hilfsmittel können einen Teil dazu beitragen, den Alltag für Betroffene zu erleichtern.

Ess- und Trinkhilfen

  • Besteck mit verdickten Griffen: Das Besteck Flexy-Grip und das Good Grips Besteck von Oxo eignen sich ideal als Hilfsmittel beim Essen. Der extra breite Vollgummi-Griff liegt besonders sicher und angenehm in der Hand. Der Vorteil des dicken Griffes: Die Hand muss nicht so weit geschlossen werden, wie bei herkömmlichem Besteck. Dies ist sehr hilfreich bei eingeschränkter Handmotorik oder -beweglichkeit. Löffel und Gabel haben jeweils biegsame Vorderteile, die nach links oder rechts gebogen werden können, um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
  • Besteck mit Handschlaufe: Das Besteck Loop mit Handschlaufe sorgt für Sicherheit beim Essen. Dank der größenverstellbaren Schlaufe kann der Löffel nicht aus der Hand fallen - dies ist vor allem für Parkinson-Patienten mit starkem Tremor oder für Schlaganfall-Patienten hilfreich, deren Handkontrolle eingeschränkt ist. Mit dem separat erhältlichen Beschwerungs-Set können kleine Gewichte in den Innenteil des Löffels gegeben werden, um das Zittern zu verringern.
  • Nasenbecher: Dieser Nasenbecher aus Porzellan mit 2 Henkeln ist eine tolle Trinkhilfe für Personen mit Schluckstörungen. Durch seinen Nasenausschnitt ermöglicht der Becher eine gerade Kopfhaltung, wodurch das Risiko des Verschluckens reduziert wird. Die beiden extra großen Henkel sind gut greifbar.
  • Anti-Zitter-Tasse: Die innovative „Anti-Zitter-Tasse“ mit drehbarem Griff ist eine Trinkhilfe für Personen mit Arthritis, Tremor/Parkinson und eingeschränkter Hand(gelenk)beweglichkeit. Der große Bechergriff lässt sich in jedem Winkel halten, der für die jeweilige Person bequem ist. Die Schwerkraft hält den Parkinson-Becher stets aufrecht, so dass das Getränk nicht verschüttet wird.
  • Trinkaufsatz: Der Trinkaufsatz Safe Sip verwandelt jedes Trinkgefäß in einen auslaufsicheren Becher. Die Aufsätze geben eine große Sicherheit, dass nichts verschüttet werden kann.

Hilfen für Mobilität und Sicherheit

  • Anti-Freezing-Stock: Hilft plötzliche Bewegungsstopps zu überwinden.
  • Langer Schuhlöffel: Erleichtert das Anziehen von Schuhen.
  • Verstellbare Badmöbel: Höhenverstellbare Waschbecken und Spiegel ermöglichen die Körperpflege im Sitzen.
  • Wasserfeste Sitzmöbel/Duschhocker: Erhöhen die Sicherheit beim Duschen oder Baden.
  • Farbige Markierungen im Treppenhaus: Verbessern die Orientierung und reduzieren das Sturzrisiko.

Beschäftigungsangebote und soziale Interaktion

Beschäftigungsangebote helfen den Betroffenen, den Tag zu strukturieren und sich möglichst lange zeitlich zu orientieren. Sie bieten Raum für gegenseitigen Austausch mit Angehörigen und Freunden und sind Möglichkeit zur Kommunikation. Beschäftigungsangebote, die dem Betroffenen Freude bereiten, unterstützen einen positiven Umgang mit der Krankheit und fördern das Selbstvertrauen.

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Musik

Gemeinsames Musizieren, Singen und Musikhören verbindet Menschen und bringt sie in soziale Kontakte und Interaktion. Musik kann Traurigkeit vertreiben, die Stimmung verbessern und weckt Erinnerungen. Der Rhythmus von Musik, z. B. durch Tanz und Bewegung, verbessert den Bewegungsfluss, fördert gemeinsame Aktivitäten und Lebensfreude. Um im Takt zu bleiben, hören Sie Musik beim Laufen - allerdings nur so laut, dass Sie Ihre Umgebung noch wahrnehmen.

Kreative Aktivitäten

Malen fördert die Feinmotorik, Farben tun der Seele gut und ein selbst gemaltes Bild kann das Selbstvertrauen stärken. Das Schreiben von Kurzgeschichten, Gedichten und Prosa macht vielen Menschen große Freude und hilft, die Krankheit besser zu verarbeiten. Als angenehmer Nebeneffekt wird durch das Schreiben auch die Handmuskulatur trainiert.

Gedächtnistraining

Übungen mit Sprichwörtern machen vielen Menschen Freude und fördern die Konzentration, das Denkvermögen und den Erhalt des Wortschatzes. Viele Betroffene können sich durch sie noch gut an Ereignisse und Erlebnisse aus ihrer Kindheit erinnern. Nutzt man Sprichwörter von früher, spüren Menschen eine große Freude, wenn sie diese richtig vervollständigen können.

Entspannungstechniken

Parkinson belastet durch die ständige Muskelanspannung und das Zittern den Körper und die Seele. Bewusste Entspannung, z. B. durch Biofeedback, ermöglicht den eigenen Anspannungszustand zu reflektieren und damit einen besseren Zugang zum eignen Körper zu finden. Selbstverständlich sind auch andere Entspannungs- und Meditationstechniken geeignet, wie z. B. die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen.

Gruppentherapien und soziale Aktivitäten

Gruppentherapien und soziale Aktivitäten spielen eine wichtige Rolle im Leben von Parkinson-Patienten. Selbsthilfegruppen und Gemeinschaftsprogramme bieten regelmäßige Treffen und Aktivitäten an. Diese Gruppen bieten nicht nur körperliche Übungen, sondern auch emotionale Unterstützung und soziale Interaktion, die für das Wohlbefinden der Patienten entscheidend sind. Ein Jahr später suchte er eine Selbsthilfegruppe auf, um sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Das hilft ihm noch heute, sich mit der Erkrankung nicht so allein zu fühlen.

Tipps für den Alltag mit Parkinson

  • Zeit lassen: Durch die Bewegungsstörungen benötigen Menschen mit Parkinson im Alltag mehr Zeit, damit sie ihre Aktivitäten langsam und mit Bedacht ausführen können.
  • Maßnahmen sinnvoll planen: Die Bewegungseinschränkungen treten über den Tag verteilt fluktuierend auf und können vor allem am Morgen stark ausgeprägt sein. Auch hängen die beweglichen Phasen von der Medikamenteneinnahme ab.
  • Stürze vermeiden: Maßnahmen der Sturzprophylaxe spielen eine wichtige Rolle. Dazu gehören zum Beispiel Stolperfallen vermeiden, gute Lichtverhältnisse schaffen, Schuhwerk prüfen etc. Gegen das „Einfrieren“ mit Bewegungsblockaden können gezielt akustische, visuelle oder taktile Reize eingesetzt werden.
  • Medikamente korrekt verabreichen: Eine pünktliche Medikamenteneinnahme ist bei Parkinson entscheidend, um die beschriebenen On-Off-Schwankungen im Tagesablauf zu vermeiden. Die Medikamente dürfen nicht zusammen mit eiweißhaltigen Produkten eingenommen werden, da diese die Aufnahme der dopaminergen Medikation stören.
  • Beim Essen, Trinken und Sprechen unterstützen: Wichtig ist, eine mögliche Schluckstörung frühzeitig abzuklären und therapeutische Maßnahmen einzuleiten, um gefährliche Komplikationen wie eine Aspirationspneumonie zu vermeiden.
  • Aufklären, informieren und beraten: Die Betroffenen brauchen Aufklärung, Information und Beratung zu Themen wie Medikamentenmanagement, Schluckstörungen oder Depressionen.

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