Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), von der allein in Deutschland über 100.000 Menschen betroffen sind. Die Krankheit ist zwar unheilbar, aber behandelbar. Die Symptome der MS sind vielfältig und äußern sich bei jedem Betroffenen anders, weshalb MS auch als "Krankheit mit den 1000 Gesichtern" gilt.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervengewebes. In Deutschland leiden über 100.000 Menschen an MS, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Die ersten Symptome zeigen sich typischerweise zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.
Symptome der Multiplen Sklerose
Die Symptome der MS sind sehr vielfältig und individuell. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gefühlsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle, Brennen oder Schmerzen in verschiedenen Körperteilen (88%)
- Muskellähmungen: Schwäche oder Lähmungen in Armen und Beinen
- Sehstörungen: Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis), Doppelbilder, verschwommenes Sehen, Lichtblitze oder Gesichtsfeldausfälle (82%)
- Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen: Schwindel, Zittern, Gangstörungen (92%)
- Fatigue-Syndrom: Dauerhafte Müdigkeit, Erschöpfung und Energielosigkeit (96%)
- Mobilitätsverlust: Bewegungseinschränkung aufgrund von Muskelschwäche (91%)
- Weitere Symptome: Sprachstörungen, unsicherer Gang, zitternde Hände, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Blasen- und Darmfunktionsstörungen, sexuelle Dysfunktionen, chronische Schmerzen
Die Symptome können schubweise auftreten oder sich stetig verschlimmern. Die MS gilt als eine Krankheit mit vielen Gesichtern.
Ursachen der Multiplen Sklerose
Die genauen Ursachen der MS sind bis heute leider unerforscht. Es gibt jedoch verschiedene Annahmen und Risikofaktoren, die zur Entstehung der Krankheit beitragen können.
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Autoimmunreaktion
Viele Experten vermuten eine Fehlreaktion des körpereigenen Immunsystems, also eine Autoimmunerkrankung, als Ursache für Multiple Sklerose. Bei einer Autoimmunerkrankung beginnen die Abwehrzellen des Körpers, sich gegen die Strukturen des eigenen Körpers zu wenden. Eigentlich bekämpfen sie eingedrungene Viren oder Bakterien. Bei Multiple Sklerose greifen weiße Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, das Nervengewebe an und lösen Entzündungen aus. Dabei werden die Hüllen der Nervenfasern, die Myelinscheiden, zerstört. Dies wird auch als Entmarkung oder Demyelinisierung bezeichnet. MS-Patienten weisen Areale, auch Plaques genannt, mit Myelinschädigung im Gehirn und im Rückenmark auf, die sich dann zu Narben weiterbilden. Aufgrund dessen können Nervensignale gar nicht oder kaum weitergeleitet werden und Nervenausfälle entstehen. Bis heute wissen Experten nicht genau, weshalb das Immunsystem bei MS das Nervengewebe attackiert.
Genetische Veranlagung
Manche Experten glauben, dass Multiple Sklerose teilweise vererbbar sein kann. Studien mit Zwillingen zeigen zum Beispiel, dass das Risiko für Multiple Sklerose bei Kindern von MS-Kranken, die eineiige Zwillinge sind, um 25-30% höher ist als bei der Normalbevölkerung. Handelt es sich um zweieiige Zwillinge, ist das Risiko um 5% höher. Die Eltern und Kinder eines MS-Erkrankten haben ein doppelt- bis dreifach erhöhtes Risiko, ebenfalls daran zu erkranken. Bis heute ist nicht klar, welche Gene an der Entstehung von Multiple Sklerose teilhaben. Man vermutet unter anderem Veränderungen des HLA-DRB1-Antigens, des Apolipoproteins E oder des Interferon Gamma-Gens.
Infektionen
Es gibt ebenfalls Diskussionen darüber, ob Infektionen Multiple Sklerose auslösen können. Mögliche Infektionen sind zum Beispiel das Masern-Virus, das Humanen Herpes-Virus 6 (kurz HHV-6) und das Epstein-Barr-Virus (kurz EBV). Auch bestimmte Chlamydien-Bakterien, wie Chalmydia pneumoniae, werden mit MS in Zusammenhang gebracht. Es wird nicht vermutet, dass es nur eine bestimmte Infektionskrankheit gibt, die Multiple Sklerose auslösen kann. Wissenschaftler halten es für wahrscheinlich, dass bestimmte Viren und Bakterien an der Entstehung der MS beteiligt sein könnten. Dazu zählen Herpesviren, das Eppstein-Barr-Virus sowie Bakterien wie Campylobacter oder Chlamydia pneumoniae. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Betroffene - ähnlich wie bei einem Schnupfen oder einem Magen-Darm-Infekt - sofort nach dem Kontakt mit einem solchen Erreger an MS erkrankt. Vielmehr vermuten die Forscher, dass die Infektion schon viele Jahre zurückliegt. Zu jenem Zeitpunkt haben Entzündungsreaktionen zur Erregerabwehr stattgefunden. MS-Betroffene und ihre Angehörigen sowie Pflegekräfte und Ärzte müssen sich also keine Sorgen machen, dass MS „ansteckend“ ist. Ziemlich sicher sind sich die Forscher jedoch darin, dass Bakterien und Viren schubauslösend sein können. Denn bei einer Infektion mit diesen Krankheitserregern werden im Körper Immunzellen aktiviert. Das bedeutet, dass sie aus ihrem Ruhezustand in einen aktivierten Zustand übergehen und in den Blutkreislauf gelangen. Dabei kann es passieren, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden und in Gehirn und Rückenmark übertreten. Dort können sie entzündliche Prozesse verstärken und einen MS-Schub auslösen.
Umweltfaktoren
Rauchen gehört zu den möglichen auslösenden Umweltfaktoren. Daneben vermutet man auch Vitamin D als Risikofaktor für Multiple Sklerose. Waren Menschen als Kinder verstärkt in der Sonne, hat ihr Körper dementsprechend mehr Vitamin D produziert. Verglichen mit Menschen mit einem niedrigen Vitamin D-Spiegel erkrankten sie viel weniger an MS. Man bemerkte diesen Risikofaktor, nachdem es offensichtlich wurde, dass MS mit der geographischen Breite in Verbindung gebracht werden kann. Das bedeutet, je mehr man sich vom Äquator, Richtung Norden oder Süden, entfernt, desto mehr MS-Fälle gibt es.
Geschlecht
Eine weitere mögliche Ursache ist das Geschlecht. In der Regel erkranken nämlich Frauen um einiges häufiger an Multiple Sklerose als Männer. Jedoch wurde hier noch keine plausible Erklärung gefunden. Es heißt lediglich, dass Frauen häufiger zum Arzt gehen und die Krankheit somit auch häufiger festgestellt werden kann. Frauen erkranken bis zum 50. Lebensjahr häufiger an einer MS als Männer. Später gleicht sich die Häufigkeit zwischen den Geschlechtern aus [Com 1997]. Warum es in jüngeren Jahren zu dieser ungleichen Verteilung kommt, ist nicht bekannt. Denkbar sind vor allem hormonelle Einflüsse auf die Krankheitsentstehung bzw. deren Verlauf.
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Erhöhte Leukozytenwerte
Bei Multipler Sklerose spielen Leukozyten, auch weiße Blutkörperchen genannt, eine zentrale Rolle. Sie sind Teil des Immunsystems und greifen bei MS fälschlicherweise das Nervengewebe an. Im Rahmen der Diagnostik wird unter anderem das Nervenwasser (Liquor) untersucht, um festzustellen, ob eine Entzündung im Gehirn oder im Rückenmark vorhanden ist. Dies erkennt man durch eine erhöhte Anzahl an Abwehrzellen, wie Lymphozyten und Plasmazellen, und Antikörper, wie Immunglobulin.
Diagnose der Multiplen Sklerose
Eine Diagnose von Multipler Sklerose ist nicht einfach, denn viele der MS-Symptome sind nicht eindeutig. Denn die Anzeichen, die auf eine Multiple Sklerose hindeuten können, treten auch bei weiteren neurologischen Erkrankungen auf. Einige Frühsymptome können auch einfach ein Signal für zu viel Stress im Alltag sein. Die Vielzahl und Uneindeutigkeit der MS-Symptome machen die Diagnose aufwendig. Mediziner und Forschungseinrichtungen arbeiten daher an neuen Tests, um das bisherige Verfahren zu vereinfachen.
Anamnese und Neurologische Untersuchung
Die erste Anlaufstelle zur Abklärung der MS-Symptome ist der Hausarzt. Nach einer gründlichen Anamnese wird dieser Patienten voraussichtlich zum Neurologen (Facharzt für Neurologie) überweisen. Auch beim Neurologen besteht der erste Teil des MS Tests in der Anamnese, dem Patientengespräch. Der Arzt erkundigt sich nach den Beschwerden, ihrer Dauer und Häufigkeit. Zur MS Diagnose reicht das aber nicht aus. Im nächsten Schritt führt der Arzt eine neurologische Untersuchung durch. Dabei prüft er Reflexe, Empfindungen und Muskelkraft. Anschließend misst der Arzt die Leitfähigkeit der Hirnnerven. Mittels Elektroenzephalographie (EEG) werden die Nervenimpulse gemessen, die als Reaktion auf einen Seh- und Hörreiz entstehen.
Bildgebende Verfahren (MRT)
Um die für MS charakteristischen Entzündungsherde zu erkennen, unterstützen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) die Diagnostik. Eine MRT-Untersuchung vom Kopf kann helfen, Läsionen im Gehirn Rückenmark zu identifizieren, die typisch für MS sind.
Liquoruntersuchung
Hilfreich ist darüber hinaus eine Punktion des Rückenmarks, die sogenannte Liquorpunktion. Bei einer apparativen Untersuchung wird die Verbreitung von Multiple Sklerose im Körper des Patienten festgestellt. Dafür werden evozierte Potenziale (EP) aufgezeichnet. Hier handelt es sich um elektrische Spannungen in den Nerven- und Muskelzellen, die entstehen, wenn ein äußerlicher Reiz auf sie einwirkt. Zum Verständnis: visuell evozierte Potenziale, kurz VEPs, können mit einem Schachbrettmuster ausgelöst werden, wenn dessen Felder schnell hintereinander in verschiedener Helligkeit aufleuchten. Neben den evozierten Potenzialen untersucht man den Kopf und das Rückenmark des Patienten mit einer Kernspintomografie. Hier wird besonders auf Entzündungsherde oder Plaques im Gehirn geachtet. Sind diese schon größer als zwei Millimeter, erkennt man diese schon im Anfangsstadium der Erkrankung.
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Blutuntersuchung
Neben der Untersuchung des Nervenwassers wird auch das Blut des Betroffenen untersucht. Letztendlich sind die meisten Laborwerte bei MS-Patienten im Normalbereich. Daher werden sie nicht zum Nachweis von Multiple Sklerose ermittelt, sondern um andere Erkrankungen ausschließen zu können. Damit man die Erkrankung komplett sicher differenzieren kann, sind häufig noch weitere Laboruntersuchungen wichtig.
Neue Tests zur Vereinfachung der Diagnose
Wie das übliche Diagnoseverfahren setzt auch der neue MS-Test auf die Punktion des Rückenmarks. Statt Abwehrzellen zu betrachten, untersuchten die Forscher jedoch die Ribonekleinsäuren, kurze Eiweißketten, welche die Zellentwicklung, Zellvermehrung und Zellfunktionen steuern. Bei Patienten, die an MS erkrankt sind, weisen die Ribonekleinsäuren veränderte Profile auf. Bis der neue MS Test in der Praxis eingesetzt werden kann, wird es noch rund fünf bis zehn Jahre dauern. Die Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover arbeiten derweil an einem weiteren Forschungsprojekt zur Früherkennung akuter MS-Schübe. Sie haben im Blut von MS-Patienten mit aktuellen Schüben einen Autoantikörper entdeckt, der sich gegen das Protein alpha-Fodrin wendet. Mit Abklingen des Schubes verschwindet auch dieser Autoantikörper. Auf Grundlage der Ergebnisse wurde ein alpha-Fodrin-Bluttest entwickelt, mit dem sich ein Schub erkennen lässt, noch bevor MS-Symptome auftreten.
Verlauf der Multiplen Sklerose
Wie eingangs beschrieben verläuft diese Krankheit in Schüben. In unregelmäßigen Abständen treten somit die oben genannten Symptome in unterschiedlicher Dauer und Schwere auf. Diese Schübe können in vielen Fällen mit entsprechender Therapie reduziert oder unterbunden werden. Etwa 80 bis 85 Prozent aller Patienten haben zu Anfang ihrer Erkrankung mit einem schubförmigen Verlauf zu kämpfen. Ein Schub ist das Aufkommen neuer Symptome innerhalb von mindestens 24 Stunden, die nicht zu erklären sind. Seit dem Beginn des letzten Schubes müssen mehr als 30 Tage vergangen sein. Der erste Schub einer Multiplen-Sklerose wird „klinisch isoliertes Syndrom“ genannt. In der Zeit zwischen den Schüben verändert sich der Krankheitszustand nicht. Kommt es zu einem Schub, verschlechtern sich bereits bestehende Symptome oder es kommen gar neue Beschwerden und Symptome hinzu. Während einem Schub kommt es zu der Verschlechterung bereits nach wenigen Stunden. Ein solcher Schub dauert mindestens 24 Stunden bis einige Tage an. Ausgelöst werden solche Schübe durch einen akuten Entzündungsherd, der sich im Nervensystem befindet. Der Herd selbst führt nicht zu einem Schub. Während der Entzündung kommt es zu der Zerstörung von Nervenhüllen, oder auch Myelinscheiden. Nach dem Schub kann dies nur bedingt wieder aufgebaut werden, weshalb sich Beschwerden und Symptome nach einem Schub ganz oder nur teilweise zurückbilden. Es handelt sich um einen bösartigen, oder malignen, Multiple-Sklerose-Verlauf, wenn es nach einiger Zeit zu einem schweren Schub kommt, der eine bleibende Behinderung auslöst. Außerdem ist der Krankheitsverlauf hier sehr schnell und die Beschwerden nehmen immer weiter zu. Ein MS-Schub kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Diese Faktoren können auch die Erkrankung an sich verschlechtern. Man muss einen Multiple Sklerose Schub von einem Pseudoschub unterscheiden. Den progredienten Verlauf teilt man in zwei Arten auf. Zum einen gibt es die sekundär chronisch-progredienten Multiple-Sklerose. Dabei kommt es zunächst zu Erkrankungsschüben und bei 50 Prozent der Patienten verändert sich die Verlaufsform der Erkrankung. Zum anderen gibt es die primär chronisch-progrediente Multiple-Sklerose, an welcher 10 bis 15 Prozent der MS-Patienten leiden. Von Beginn an verschlechtern sich die Symptome und der Krankheitszustand, jedoch gibt es keine Erkrankungsschübe.
Verlaufsformen der MS
Bei der Multiplen Sklerose kann man zwischen unterschiedlichen Verlaufsformen unterscheiden. So gibt es das klinisch isolierte Syndrom (KIS), welche die ersten Anzeichen Multipler Sklerose bezeichnet. Es zeigt sich als ein MS-typisches Symptom, jedoch ohne weitere Hinweise, dass es sich um einen dauerhaften Zustand handelt. Bei einem Schub handelt es sich um einen plötzlichen Ausbruch oder Wiederauftreten von MS-Symptomen, die mindestens einen Tag anhalten, nach einer Pause von mindestens einem Monat zum vorherigen Schub auftreten und/oder nicht durch Fieber oder Infektionen hervorgerufen werden. Die schubförmig-remittierende MS (RRMS) ist die häufigste Form der MS. Betroffene erleben Schübe, die meist im Frühjahr und Herbst auftreten und zwischen einer und drei Wochen andauern können. Wie oft diese Schübe auftreten, variiert stark. Bei einigen Patienten mit RRMS entwickelt sich über die Jahre eine stetige Verschlechterung. Diese Verlaufsform wird dann als sekundär progrediente MS (SPMS) bezeichnet. Während sich die Symptome kontinuierlich verschlimmern, können weiterhin Schübe auftreten, die jedoch mit der Zeit seltener werden. Bei der primär progrediente MS (PPMS) gibt es von Anfang an keine klar definierten Schübe. Die Diagnose Multiple Sklerose basiert auf klinischen Symptomen und bildgebenden Verfahren, insbesondere der Magnetresonanztomographie (MRT). Eine MRT-Untersuchung vom Kopf kann helfen, Läsionen im Gehirn Rückenmark zu identifizieren, die typisch für MS sind. Zusätzlich zur MRT können andere Tests wie die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) oder eine evozierte Potenzialmessung bei der Diagnose Multiple Sklerose helfen, andere Erkrankungen auszuschließen und die Diagnose Multipler Sklerose zu stützen.
Therapie der Multiplen Sklerose
Multiple Sklerose ist bis jetzt nicht heilbar, jedoch lässt sich die Krankheit gut behandeln. Multiple Sklerose ist bis heute unheilbar, durch medikamentöse Ansätze jedoch behandelbar. So wird durch den Einsatz von Medikamenten dafür gesorgt, dass Schübe reduziert oder gar unterbunden werden.
Schubtherapie
Bei einem akuten Schub mit auftretenden Beschwerden wird für wenige Tage in der Regel mit einem Kortisonpräparat gearbeitet. Dies geschieht intravenös und soll die Entzündungsreaktion eindämmen. Dieser Vorgang kann bei nicht verschwindenden Beschwerden wiederholt und in der Dosis erhöht werden.
Verlaufsmodifizierende Therapie
Die verlaufsmodifizierende Therapie zielt darauf ab, den Verlauf der MS positiv zu beeinflussen. Hierzu gehört die Reduktion der Häufigkeit von Schüben, die Verringerung der Krankheitsaktivität (dies wird oft mittels Magnetresonanztomographie, kurz MRT, überwacht) und das Verlangsamen des Krankheitsfortschritts. Die verwendeten Medikamente können in zwei Hauptklassen unterteilt werden: Immunmodulatoren, die das Immunsystem modifizieren, und Immunsuppressiva, die das Immunsystem unterdrücken. Bei der Auswahl der geeigneten Therapie spielen Faktoren wie die Form des MS-Verlaufs, die Krankheitsaktivität, Begleiterkrankungen und die Vorlieben des Patienten bezüglich der Verabreichungsform des Medikaments eine Rolle. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Medikamente in der Regel nicht kombiniert werden sollten.
Symptomatische Therapie
Die symptomatische Therapie fokussiert sich auf die Linderung von Symptomen, die durch MS hervorgerufen werden. Hierzu zählen physische Therapieformen wie Physiotherapie und Ergotherapie, aber auch Sprachtherapie (Logopädie) und Psychotherapie. Weiterhin können Medikamente gegeben werden, um spezielle Symptome zu behandeln, wie zum Beispiel Spasmen (plötzliche Muskelanspannungen). Hier kommen oft Wirkstoffe wie Baclofen, Tizanidin oder Cannabinoide zum Einsatz.
Stammzelltherapie
Es gibt Studien, die die Wirksamkeit einer Stammzelltherapie bei der Multiplen Sklerose untersuchen. Hirbei wird durch die Hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSCT) das Immunsystem eines Patienten „zurückgesetzt“ wird.
Ernährung bei Multipler Sklerose
Obwohl MS-Patienten häufiger spezielle Diätformen angeraten werden, existiert keine wissenschaftlich fundierte MS-Diät. Vermutungen, wonach bestimmte Ernährungsweisen an der Entstehung und Entwicklung der Multiplen Sklerose beteiligt sind, konnten bislang nicht bestätigt werden. Die momentanen Ernährungsempfehlungen konzentrieren sich in Analogie zu anderen entzündlichen Erkrankungen vorrangig auf die Beeinflussung des Entzündungsgeschehens. Der grundlegende Gedanke hierbei ist, durch Bevorzugung oder Meidung bestimmter Nahrungsmittel das Fettsäurespektrum der aufgenommenen Fette zu modifizieren. Daneben existieren einige Wirkstoffe, die sich möglicherweise positiv auf die Entzündungs- und Immunprozesse auswirken können.
Evers-Diät
Die vom deutschen Arzt Dr. Joseph Evers entwickelte Ernährungsform beruht auf dem Grundprinzip, alle Nahrungsmittel so naturnah wie möglich, d.h. in roher und unverarbeiteter Form aufzunehmen. Dabei ist es unerheblich, in welchen Relationen die einzelnen Nährstoffe zueinander stehen. Erlaubt sind all diejenigen Nahrungsmittel, die der Mensch auch in der freien Natur vorfindet. Obwohl das Prinzip einer natürlichen Ernährung auf den ersten Blick vielversprechend klingt, birgt die als Dauerernährung angedachte Diät bei näherer Betrachtung die Gefahr einer Unterversorgung. Besonders der übermäßige Verzehr von rohen, unbehandelten tierischen Lebensmitteln ist mit einem hohen Risiko für Infektionen verbunden. Zudem ist diese Ernährungsform nur schwer in unserem modernen Alltag umsetzbar und würde zu einem weiteren erheblichen Einschnitt in der Lebensqualität des MS-Patienten führen.
Mittelmeerkost
Die mediterrane Kost orientiert sich an den traditionellen Ernährungsgewohnheiten der Bewohner im Mittelmeergebiet. Die Grundbausteine sind vor allem Gemüse, pflanzliche Öle (vor allem Olivenöl) und Fisch. Abgerundet werden diese durch Früchte, Nüsse und Käse. Fleisch und Fleischwaren werden nur in kleinen Mengen verzehrt; tierische Fette sind eher unbekannt. Gleichzeitig werden die Speisen in der Regel roh bzw. Nudeln gehören zwar traditionell vor allem bei der italienischen Küche zum täglichen Speiseplan, werden hier aber in geringeren Mengen verzehrt als in Deutschland und beschränken sich auf etwa 50-100 g Rohware. Die mediterrane Kost vereint zwei Faktoren, die für MS-Patienten empfehlenswert ist. Zum einen wird durch das Bevorzugen von Pflanzenölen und Fisch Fettsäure-Zufuhr modifiziert. Die Arachidonsäure-Aufnahme ist eher gering, die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren erhöht. Gleichzeitig werden über rohes bzw. schonend gegartes Gemüse reichlich Vitamine und Antioxidantien zugeführt, die das Entzündungsgeschehen beeinflussen können.
Vegetarische Ernährung
MS-Patienten, die sich vollständig fleischlos ernähren möchten, können von der vegetarischen Ernährungsform durchaus profitieren. Durch den Verzicht von Fleisch und Wurstwaren wird die Arachidonsäure-Aufnahme bereits erheblich reduziert. Wird neben Fleisch auch Fisch vermieden, sollte bei der Auswahl von Ölen besonders auf die Qualität und das Fettsäurespektrum geachtet werden. Raps-, Walnuss-, Hanf- und Leinöl
Komplikationen bei Multipler Sklerose
Wiederkehrende Infektionen der Harnwege sind eine der häufigsten Komplikation der MS. Treten Entleerungsstörungen der Blase auf, bietet der verbleibende Restharn eine gute Grundlage für die Ausbreitung von Bakterien. Die mangelhafte Blasenkontraktion verhindert darüber hinaus die vollständige Ausscheidung von Keimen. Eine Lungenentzündung ist nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen bei MS-Patienten, obwohl sich das Risiko dank moderner Therapieverfahren stark reduziert hat. Insbesondere die langjährige Hormon- und Zytostatika-Medikation liefert die Grundlage für eine erhöhte Infektanfälligkeit. Die langjährige Einnahme von Steroidhormonen geht mit Störungen des Knochenstoffwechsels einher, die auf Dauer zum Knochenschwund führen können. Krankheitsunabhängig betrachtet entwickeln etwa 30-50% der Patienten unter chronischer Glukokortikoid-Therapie eine Osteoporose, wobei bereits geringe Prednisondosen von 2,5 mg täglich ausreichen, um das Frakturrisiko zu erhöhen [Civ 2008]. Verstärkend wirkt sich bei MS-Patienten die zum Ende hin zunehmende Mobilitätseinschränkung aus. Zudem erhöhen Gang- und Koordinationsstörungen das Sturz- und Frakturrisiko. In einem Kollektiv von 40 Männern mit MS im Alter von 55-64 Jahren wiesen 80% eine verminderte Knochendichte auf, wobei etwa die Hälfte von ihnen eine Osteopenie (verminderte Knochendichte) und die andere Hälfte bereits eine Osteoporose (Knochenschwund) aufwies [Wei 2004]. Immobilität und Bettlägerigkeit begünstigen die Bildung von Druckgeschwüren, in deren Folge es zur Sepsis kommen kann. Depressionen sind eine unter MS-Patienten häufig gestellte Codiagnose. Diese treten mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 50 % bzw. einer 12-Monats-Prävalenz von 20 % auf [Sie 2005]. Hervorgerufen werden Depressionen vor allem durch entzündungsbedingte Schäden im Gehirn, weshalb Patienten mit zerebraler Beteiligung häufiger betroffen sind als Patienten, bei denen sich die Entzündungen auf das Rückenmark beschränken [Sie 2005]. Zusätzlich spielen auch krankheitsbedingte Einschränkungen in der Lebensqualität sowie Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. Interferon) eine Rolle.
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