Einführung
Neuritis nach einer Zahnextraktion, auch bekannt als Nervenentzündung im Bereich des Kiefers, kann eine äußerst schmerzhafte und unangenehme Komplikation darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen dieser Erkrankung, die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und gibt Betroffenen wichtige Informationen an die Hand, um den Heilungsprozess bestmöglich zu unterstützen.
Ursachen von Neuritis nach Zahnextraktion
Nach dem Ziehen eines Zahnes können verschiedene Faktoren zu einer Neuritis führen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
Direkte Nervenschädigung
Während des Eingriffs kann es zu einer direkten Schädigung der sensiblen Nerven kommen, die den Zahn versorgen. Dies ist besonders bei komplexen Extraktionen, wie beispielsweise der Entfernung von Weisheitszähnen, der Fall. Beim Ziehen eines Zahnes wird dieser aus seinem Knochenfach entfernt. Dabei wird die Verbindung zum versorgenden Nerv getrennt, sodass es zur Schädigung des letzten Abschnitts kommt. Als Reaktion auf diese Schädigung schüttet der Nerv Wachstumsfaktoren aus, um die Neugestaltung der Nervenzelle einzuleiten.
Entzündungen
Entzündungen im Bereich der Alveole (Zahnfach) können ebenfalls eine Neuritis verursachen. Eine Alveolitis, eine Entzündung des Alveolarknochens und des umgebenden Gewebes, kann nach der Zahnextraktion auftreten und die Nerven reizen.
Infektionen
Bakterielle Infektionen im Operationsgebiet können ebenfalls zu einer Entzündung und somit zu einer Neuritis führen. Eine Osteomyelitis (Kiefernekrose) kann durch Alkoholmissbrauch und Rauchen nach einer Operation oder durch eine Infektion der heilenden Alveole entstehen.
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Chemische Reize
Bestimmte chemische Substanzen, die während oder nach der Extraktion verwendet werden, können die Nerven reizen und eine Entzündung hervorrufen.
Phantomschmerzen
In einigen Fällen kann es nach der Zahnextraktion zu Phantomschmerzen kommen, die als atypische Odontalgie bezeichnet werden. Fachsprachlich werden Phantomschmerzen auch als atypische Odontalgie bezeichnet. Im Gegensatz zur typischen Odontalgie können Ärzte den Schmerzen nicht immer eine eindeutige Ursache zuordnen, schließlich wurde der schmerzhafte Zahn entfernt. Diese Schmerzen gehen von nicht mehr vorhandenen Körperteilen aus und können durch eine Über- oder Unterreaktion des beschädigten Nervs verursacht werden.
Lokale Einengung des Nervs
Weitere Ursachen für eine Neuralgie können in einer lokalen Einengung des Nervs liegen, in Verletzungen, Entzündungen oder Tumoren liegen. Auch die Nähe zu einem Blutgefäß oder eine Verlagerung einer Arterie kann eine Rolle spielen.
Systemische Erkrankungen
In seltenen Fällen können systemische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Herpes Zoster oder Diabetes mellitus zu trigeminusbedingten Gesichtsschmerzen oder einer Neuritis führen.
Symptome einer Neuritis nach Zahnextraktion
Die Symptome einer Neuritis nach Zahnextraktion können vielfältig sein und variieren je nach Ursache und Schweregrad der Entzündung. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
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Schmerzen
Die Schmerzen können von leicht bis stark reichen und als pochend, stechend oder brennend beschrieben werden. Die Schmerzen an der Stelle der Zahnextraktion können von leicht pochend bis intensiver variieren.
Sensibilitätsstörungen
Taubheitsgefühle, Kribbeln oder andere Sensibilitätsstörungen im Bereich des Kiefers oder Gesichts können auftreten.
Ausstrahlende Schmerzen
Der Schmerz kann sich auf benachbarte Bereiche wie Kopf, Ohr, Rachen, Augenpartie, Wange, Nasopharynx oder Unterkiefer ausbreiten.
Schwellungen und Rötungen
Schwellungen und Rötungen im Bereich der Extraktionsstelle können auf eine Entzündung hinweisen.
Eingeschränkte Mundöffnung
In einigen Fällen kann die Mundöffnung aufgrund von Schmerzen und Entzündungen eingeschränkt sein. Manchmal tut es dem Patienten weh, den Mund weit zu öffnen, zu kauen oder zu schlucken.
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Kopfschmerzen
Nach dem Abklingen der Narkose, in der Regel 4-5 Stunden nach dem Eingriff, können Kopfschmerzen auftreten.
Ohrenschmerzen
Das Schmerzempfinden im Ohr nach der Zahnextraktion kann durch mehrere Faktoren verursacht werden. Eine davon ist eine mögliche Schädigung des Zahnfleisches, der Nervenenden oder des Periosts des Zahns während des Eingriffs.
Diagnose von Neuritis nach Zahnextraktion
Die Diagnose einer Neuritis nach Zahnextraktion erfolgt in der Regel durch eine gründliche klinische Untersuchung und Anamneseerhebung. Der Zahnarzt wird Fragen zu den Symptomen, dem zeitlichen Verlauf und möglichen Auslösern stellen. Zusätzlich können folgende diagnostische Maßnahmen durchgeführt werden:
Neurologische Untersuchung
Eine neurologische Untersuchung kann helfen, die Funktion der Nerven zu überprüfen und andere neurologische Ursachen auszuschließen.
Röntgenaufnahmen
Röntgenaufnahmen können Entzündungen, Infektionen oder andere Veränderungen im Bereich des Kiefers aufzeigen. Eine Entzündung im Bereich einer Zahnwurzel kann zu ähnlich elektrisierenden Schmerzen führen wie bei einer Trigeminusneuralgie. Deshalb sollte man sich zahnärztlich untersuchen und gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme der Zähne anfertigen lassen, wenn die Trigeminusneuralgie im zweiten oder dritten Nervenast (im Ober- oder Unterkieferbereich) ausgeprägt ist.
Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)
In unklaren Fällen können CT- oder MRT-Aufnahmen weitere Informationen liefern und andere Ursachen ausschließen. Insbesondere dann ist es jedoch wichtig, mit einer Kernspintomografie des Kopfes und einer neurologischen Untersuchung andere Ursachen einer Trigeminusneuralgie auszuschließen, beispielsweise eine Entzündung des Nerven im Austrittsbereich aus dem Hirnstamm, wie sie bei einer Multiplen Sklerose vorkommen kann.
Schmerztagebuch
Ein Schmerztagebuch kann helfen, die Art, Intensität und Auslöser der Schmerzen zu dokumentieren und die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen.
Behandlung von Neuritis nach Zahnextraktion
Die Behandlung einer Neuritis nach Zahnextraktion zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Entzündung zu reduzieren und die Nervenfunktion wiederherzustellen. Die Behandlung kann je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung variieren. Hier sind einige der gängigen Behandlungsansätze:
Schmerzmittel
Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern. Bei stärkeren Schmerzen können auch Opioide eingesetzt werden. Wenn Sie keine Besserung Ihrer Schmerzen feststellen, sollten Sie zur Linderung Ihrer Symptome auf nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) zurückgreifen.
- Analgin und Tempalgin: Medikamente mit analgetischer, fiebersenkender und entzündungshemmender Wirkung.
- Nise und Nimesil: Solche Medikamente wirken auch schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie sind für Kinder unter 12 Jahren, schwangere Frauen und stillende Mütter kontraindiziert.
- Nurofen (Nurofen Plus) und Ibuprom: Diese Medikamente enthalten Ibuprofen, das schnell Fieber senkt und Schmerzen lindert. Nurofen Plus enthält zusätzlich Codein, das die schmerzstillende Wirkung verstärkt.
- Ketanov und Ketorol: Dies sind starke, kurzwirksame Schmerzmittel, die Schmerzen unterschiedlicher Stärke lindern können. Sie werden nicht für Kinder unter 16 Jahren oder schwangere Frauen empfohlen.
- Flamax und Ketonal: Diese Medikamente helfen, mäßige bis starke Schmerzen zu beseitigen. Sie sind für Kinder unter 15 Jahren, schwangere Frauen (III. Trimester) und stillende Frauen kontraindiziert.
Entzündungshemmende Medikamente
Nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAIDs) wie Ibuprofen oder Diclofenac können helfen, die Entzündung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
Antibiotika
Bei bakteriellen Infektionen können Antibiotika eingesetzt werden, um die Infektion zu bekämpfen. Antibiotikatherapie mit frühzeitigem Beginn bei subjektiver und objektiver Symptomatik, gegebenenfalls nach Szintigraphie.
- Zunächst ungezielte Antibiotikatherapie (Blindtherapie) mit dem Kombinationspräparat Augmentan (Amoxycillin + Clavulansäure): 3 x tgl. 2 Filmtabletten.
- Nach Vorliegen des Antibiogramms gezielte Antibiotikatherapie mit als wirksam befundenen Antibiotika in hoher Dosierung.
Kortikosteroide
In schweren Fällen können Kortikosteroide eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren und die Nervenfunktion zu verbessern.
Lokalanästhetika
Lokalanästhetika können helfen, die Schmerzen zu lindern, indem sie die Nervenleitfähigkeit blockieren.
Antikonvulsiva
Antikonvulsiva wie Carbamazepin oder Gabapentin werden häufig zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt, insbesondere bei Trigeminusneuralgie. Eine Trigeminusneuralgie wird in erster Linie mit Medikamenten, sogenannten Antikonvulsiva, behandelt. Diese, zur Behandlung der Epilepsie eingesetzten Arzneimittel vermindern die Nervenaktivität und „beruhigen“ so den Schmerz.
Trizyklische Antidepressiva
Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin können ebenfalls zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt werden. Bisher hat sich noch kein Therapieansatz als besonders erfolgversprechend durchgesetzt. In den meisten Fällen sorgt jedoch eine medikamentöse Behandlung für eine Besserung. Besonders bewährt hat sich die Verabreichung eines trizyklisches Antidepressivums in niedriger Dosis.
Physikalische Therapie
Physikalische Therapie wie Wärme- oder Kälteanwendungen, Massagen oder Ultraschall können helfen, die Muskeln zu entspannen und die Durchblutung zu verbessern.
Nervenblockaden
In einigen Fällen können Nervenblockaden eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern, indem sie die Nervenleitfähigkeit blockieren.
Operation
In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu dekomprimieren oder zu reparieren. Bei der Trigeminus-Operation wird entweder der Schädelknochen eröffnet, der Nerv aus eventuellen Einklemmungen befreit und so entlastet oder das sogenannte Ganglion gasseri, die Teilungsstelle des Nervs, vorsätzlich geschädigt, um eine Reizweiterleitung an das Gehirn zu unterbinden.
Hausmittel
Ein altbewährtes Hausmittel um den gereizten Nerv zu beruhigen, ist der sogenannte Hexenschuss-Tee, der recht gut gegen Schmerzen verschiedener Nerven hilft. Mit Kampferöl aus der Apotheke wurden ebenfalls bereits Erfolge erzielt. Hierzu werden über einen Zeitraum von acht Tagen 15 Knoblauchzehen in 50 Gramm Kampferöl angesetzt und danach durchgesiebt und ausgepresst. Mit der hierbei entstehenden Flüssigkeit werden die schmerzenden Areale eingerieben. Vielen Betroffenen hilft auch das Einreiben mit Johanniskrautöl.
Prävention von Neuritis nach Zahnextraktion
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko einer Neuritis nach Zahnextraktion zu minimieren:
Sorgfältige Planung und Durchführung der Extraktion
Eine sorgfältige Planung und Durchführung der Extraktion durch einen erfahrenen Zahnarzt kann das Risiko einer Nervenschädigung reduzieren.
Vermeidung von Infektionen
Eine gute Mundhygiene und die Einhaltung der postoperativen Anweisungen des Zahnarztes können helfen, Infektionen zu vermeiden. Spülen Sie Ihren Mund in den ersten 24 Stunden nach der Extraktion nicht aus. Vermeiden Sie das Zähneputzen am ersten Tag nach der Operation.
Vermeidung von Traumata
Vermeiden Sie unnötige Traumata im Bereich des Kiefers nach der Extraktion.
Stressmanagement
Stress kann ein Faktor sein, der zu Gesichtsschmerzen beiträgt. Daher sollten Patienten darauf achten, Stress zu reduzieren.
Richtige Ernährung
Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, um die Wundheilung zu unterstützen.
Komplikationen von Neuritis nach Zahnextraktion
In einigen Fällen kann eine Neuritis nach Zahnextraktion zu Komplikationen führen:
Chronische Schmerzen
In einigen Fällen können die Schmerzen chronisch werden und die Lebensqualität beeinträchtigen.
Sensibilitätsstörungen
Sensibilitätsstörungen können dauerhaft bestehen bleiben.
Muskelschwäche
In seltenen Fällen kann es zu einer Muskelschwäche im Bereich des Gesichts kommen.
Depressionen
Die anhaltenden Schmerzen und Sensibilitätsstörungen können zu Depressionen führen.
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