Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) genießt einen exzellenten Ruf für seine hochmoderne medizinische Versorgung und innovative Operationsverfahren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Klinik für Neurochirurgie, die sich durch ein spezialisiertes Team und den Einsatz neuester Techniken auszeichnet. Die Klinik legt großen Wert auf eine individuelle Betreuung der Patient:innen, um eine schnelle Genesung zu fördern. Pro Jahr werden fast 1.200 Patienten in der Klinik für Neurochirurgie behandelt, die über bis zu 34 Betten in Ein-, Zwei- oder Dreibettzimmern verfügt.
Das Neurochirurgische Team in Jena
Das Team der Neurochirurgie am UKJ besteht aus hochqualifizierten Spezialisten, die sich der Behandlung von Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks und der peripheren Nerven verschrieben haben. Eine Schlüsselfigur ist Privatdozentin Dr. Nazife Dinc, Leitende Oberärztin der Klinik für Neurochirurgie. Sie hat sich durch ihre Expertise und ihr Engagement einen Namen gemacht.
Das Team arbeitet eng mit anderen Fachbereichen des UKJ zusammen, um eine umfassende und interdisziplinäre Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Dazu gehören insbesondere die Klinik für Neurologie, die Anästhesie, die Radiologie und die Neurointensivstation. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es, auch komplexe Fälle optimal zu behandeln.
Hirn-Bypass: Eine Lebensrettende Operation
Ein Schwerpunkt der Neurochirurgie am UKJ liegt auf der Durchführung von Hirn-Bypässen. Diese komplexen Eingriffe dienen dazu, verstopfte oder verengte Blutgefäße im Gehirn zu umgehen und so die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns wiederherzustellen.
Was ist ein Hirn-Bypass?
Ein Hirn-Bypass ist vergleichbar mit einer Bypass-Operation am Herzen. Es wird eine "Ersatzleitung" geschaffen, um die Engstelle im Gefäßsystem zu umgehen. In der Fachsprache wird dies als ECIC-Bypass (extrakraniell-intrakranieller Bypass) bezeichnet. Dabei wird ein Gefäß außerhalb des Schädels (extrakraniell) mit einem Gefäß innerhalb des Schädels (intrakraniell) verbunden.
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Akuter Hirn-Bypass nach Schlaganfall: Eine Jenaer Premiere
Privatdozentin Dr. Nazife Dinc gelang es, einen solchen Hirn-Bypass bei einem Patienten nach schwerem Schlaganfall erfolgreich durchzuführen. Dies war eine Premiere, da dieser Eingriff normalerweise eine langfristige Vorbereitung erfordert und bei Patienten mit chronischen Gefäßverschlüssen durchgeführt wird.
Bei dem 61-jährigen Mann aus Südthüringen war jedoch Eile geboten. Der akute Gefäßverschluss, der den Schlaganfall verursacht hatte, war so massiv, dass er mit den üblichen Mitteln nicht behoben werden konnte. Es drohte ein Schlaganfall der kompletten Großhirnhälfte.
Um dem Mann eine Chance auf ein Leben ohne große Einschränkungen wie dauerhafte Lähmungen zu geben, entschieden sich die Spezialisten Dinc und Dr. Albrecht Günther, Oberarzt in der Klinik für Neurologie, gemeinsam als neurovaskuläres Team des UKJ für einen Hirn-Bypass.
Die Operation
Der Eingriff dauerte fast vier Stunden und wurde unter dem Mikroskop durchgeführt. Das Besondere an diesem Fall war die Ursache für den Hirn-Bypass, da es für schwere akute Schlaganfälle keine Blaupause für einen solchen Eingriff gibt. Hinzu kam der enorme Zeitdruck.
Normalerweise erfordert ein Hirn-Bypass eine gründliche Planung und Vorbereitung mit verschiedenen bildgebenden Untersuchungen wie Ultraschall, MRT, Angiographie sowie neuropsychologischen Testungen zu Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit. Diese Zeit stand in diesem Fall nicht zur Verfügung.
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Dank an das Team
Dr. Dinc betonte die Bedeutung des gesamten Teams: „Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die während des Eingriffs vor Ort waren, seien es die Kolleginnen und Kollegen der Anästhesie, der OP-Pflege oder der Neurointensivstation.“
Erfolgreiche Genesung
Der Patient hat nach dem komplexen Eingriff merkliche Fortschritte gemacht und befindet sich auf einem guten Weg. Die Lähmungen, die er vor dem Eingriff hatte, sind inzwischen fast vollständig gebessert, so dass er seinen linken Arm und das linke Bein wieder vollständig bewegen kann und ein eigenständiges Leben wiedererlangt hat.
Weitere Anwendungsgebiete für Hirn-Bypässe
Ein etabliertes Anwendungsgebiet für Hirn-Bypässe ist die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit der sogenannten Moyamoya-Krankheit, einer seltenen Erkrankung der Hirngefäße, die zu vermehrten Schlaganfällen führt.
Expertise und Seltenheit des Eingriffs
Obwohl der Hirn-Bypass ein sehr wirkungsvoller Eingriff ist, wird er nur von wenigen Kliniken angeboten, darunter neben der Neurochirurgie am UKJ auch die Charité und das Universitätsklinikum Tübingen. Auch Nazife Dinc hat lange trainiert, um das Verfahren zu beherrschen, unter anderem während eines mehrmonatigen Aufenthalts in Chicago.
Weitere Schwerpunkte der Neurochirurgie in Jena
Neben den Hirn-Bypässen bietet die Neurochirurgie am UKJ ein breites Spektrum an weiteren Behandlungen an, darunter:
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- Behandlung von Hirntumoren: Die Klinik verfügt über Expertise in der mikrochirurgischen Entfernung von Hirntumoren verschiedener Art.
- Behandlung von Rückenmarkserkrankungen: Hierzu gehören beispielsweise Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen und Tumoren des Rückenmarks.
- Behandlung von peripheren Nervenverletzungen: Die Klinik bietet mikrochirurgische Rekonstruktionen von verletzten peripheren Nerven an.
- Behandlung von Schmerzsyndromen: Mittels verschiedener neurochirurgischer Verfahren können chronische Schmerzen gelindert werden.
Forschung und Innovation
Die Klinik für Neurochirurgie am UKJ engagiert sich stark in der Forschung, um die Behandlung von neurochirurgischen Erkrankungen weiter zu verbessern. Im Jahr 2023 konnte das UKJ 59,3 Mio. € Drittmittel für Forschungsprojekte aufwenden. Es starteten neun vom Freistaat Thüringen geförderte Forschungsvorhaben, 27 DFG-Projekte, acht europäische Forschungsverbünde, 31 vom Bund unterstützte Projekte und 31 Vorhaben, die von Stiftungen gefördert werden. Die UKJ-Wissenschaftler veröffentlichten 2023 1134 Originalarbeiten. Am UKJ werden über 900 Doktoranden betreut.
Ausbildung und Lehre
Die Klinik für Neurochirurgie am UKJ ist auch ein wichtiger Standort für die Ausbildung von Medizinstudenten und angehenden Neurochirurgen. Medizinstudierende können am Standort Lobeda das Praktische Jahr absolvieren und dabei von dem erfahrenen Team lernen. Die Klinik bietet vielfältige Möglichkeiten zur Teilnahme an Operationen, Visiten und Besprechungen. Es wird Wert darauf gelegt, den Studierenden die Anatomie und die operativen Techniken zu vermitteln.
Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) im Überblick
Das Universitätsklinikum Jena ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung und bietet ein breites Spektrum an medizinischen Leistungen an. Es besteht aus zahlreichen Kliniken und Instituten, die eng zusammenarbeiten, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.
Kliniken und Institute des UKJ (Auswahl)
- Klinik für Innere Medizin I - Kardiologie, Angiologie, Internistische Intensivmedizin
- Klinik für Innere Medizin II - Hämatologie und Internistische Onkologie
- Klinik für Innere Medizin III - Endokrinologie/ Stoffwechselerkrankungen - Nephrologie - Rheumatologie/ Osteologie
- Klinik für Innere Medizin IV - Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie
- Klinik für Innere Medizin V - Pneumologie
- Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Allgemeine Pädiatrie, Pädiatrische Onkologie und Hämatologie
- Klinik für Geburtsmedizin
- Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
- Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
- Klinik für Augenheilkunde
- Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
- Klinik für Hautkrankheiten
- Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie/ Plastische Chirurgie
- Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin
- Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie
- Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
- Klinik für Neurochirurgie
- Klinik für Kinderchirurgie
- Klinik für Neuropädiatrie
- Klinik für Nuklearmedizin
- Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
- Klinik für Notfallmedizin
- Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
- Institut für Humangenetik
- Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik
- Institut für Medizinische Mikrobiologie
- Institut für Physikalische und Rehabilitative Medizin
- Institut für Rechtsmedizin
- Institut für Transfusionsmedizin
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