Morbus Parkinson, auch bekannt als Parkinson-Krankheit oder Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland und betrifft schätzungsweise 300.000 bis 400.000 Menschen. Typischerweise manifestiert sich die Krankheit zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, obwohl etwa zehn Prozent der Betroffenen vor dem 40. Lebensjahr erkranken. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.
Was ist Morbus Parkinson?
Das Parkinson-Syndrom ist gekennzeichnet durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen, insbesondere in der Substantia nigra, einem Bereich im Mittelhirn, der für die Produktion des Neurotransmitters Dopamin verantwortlich ist. Dopamin spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen. Ein Mangel an Dopamin führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen von Parkinson.
ICD-Codes für diese Krankheit sind G20, G22 und G21, international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein komplexes Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Weniger als zehn Prozent der Parkinson-Fälle sind erblich bedingt, beispielsweise durch das "Parkinson-Gen" PARK1. Umweltgifte wie Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können ebenfalls zur Entstehung von Parkinson beitragen. Auch Veränderungen im Darm-Mikrobiom werden diskutiert.
Typische Symptome
Die Parkinson-Krankheit manifestiert sich durch eine Reihe von motorischen und nicht-motorischen Symptomen. Die klassischen motorischen Symptome, auch Parkinson-Trias genannt, sind:
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- Tremor: Zittern, meist in Ruhe (Ruhetremor), das sich bei Bewegung bessert oder verschwindet. Oft beginnt es einseitig, beispielsweise als "Pillendreher-Tremor" in einer Hand.
- Rigor: Muskelsteifheit aufgrund erhöhter Muskelspannung (Muskeltonus). Dies kann zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.
- Akinese/Bradykinese: Bewegungsverlangsamung und -armut. Dies äußert sich in verlangsamten Bewegungen, einer reduzierten Mimik, einer leiseren Stimme und Schwierigkeiten beim Starten von Bewegungen.
Weitere motorische Symptome können sein:
- Posturale Instabilität: Unsicherheit beim Stehen und Gehen, erhöhte Sturzgefahr.
- Gangstörungen: Schlurfender Gang, kleine Schritte, gebeugte Körperhaltung.
- Schluckstörungen (Dysphagie).
- Sprechstörungen (Dysarthrie).
Neben den motorischen Symptomen treten häufig auch nicht-motorische Symptome auf, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können:
- Schlafstörungen, insbesondere REM-Schlafverhaltensstörung.
- Verstopfung.
- Geruchsstörungen bis hin zum Geruchsverlust.
- Depressionen.
- Fatigue (Erschöpfung).
- Kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz (Parkinson-Demenz).
- vegetative Störungen wie gesteigerte Talgproduktion ("Salbengesicht"), Blasenfunktionsstörungen, Temperaturregulationsstörungen, sexuelle Dysfunktion und Kreislaufregulationsstörungen.
Diagnose
Die Diagnose von Parkinson kann schwierig sein, da viele andere Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können. Die Diagnose basiert in erster Linie auf einer gründlichen neurologischen Untersuchung und der Anamnese des Patienten. Dabei werden die typischen motorischen Symptome (Akinese, Rigor, Tremor, posturale Instabilität) untersucht. Ergänzend können bildgebende Verfahren (MRT, CT, SPECT, PET) und spezielle Tests (L-Dopa-Test, Apomorphin-Test) durchgeführt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen und die Diagnose zu sichern. Ein Riechtest kann ebenfalls hilfreich sein, da ein gestörter Geruchssinn oft schon vor den motorischen Symptomen auftritt.
Verlauf
Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der im Laufe der Zeit immer mehr Nervenzellen absterben. Der Verlauf ist jedoch individuell sehr unterschiedlich. Bei manchen Patienten schreitet die Erkrankung langsam voran, während sie bei anderen schneller fortschreitet. Im Allgemeinen lassen sich jedoch verschiedene Stadien der Erkrankung unterscheiden:
- Prodromalphase: In dieser Phase treten unspezifische Symptome wie Schlafstörungen, Verstopfung, Geruchsstörungen und Depressionen auf, oft Jahre vor den motorischen Symptomen.
- Frühstadium: Die typischen motorischen Symptome (Tremor, Rigor, Akinese) beginnen, meist zunächst einseitig. Die Symptome lassen sich in diesem Stadium oft gut mit Medikamenten behandeln.
- Mittleres Stadium: Die motorischen Symptome verstärken sich und breiten sich auf beide Körperseiten aus. Es können motorische Komplikationen wie Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) auftreten.
- Fortgeschrittenes Stadium: Die motorischen Symptome sind stark ausgeprägt und schwer zu behandeln. Es treten vermehrt nicht-motorische Symptome auf, wie z.B. Schluckstörungen, Gleichgewichtsstörungen und kognitive Beeinträchtigungen. Die Patienten sind oft pflegebedürftig.
- Endstadium: Die Patienten sind stark in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt und benötigen umfassende Unterstützung. Es kann zu einer Parkinson-Demenz kommen.
Es gibt verschiedene Verlaufsformen von Parkinson, die sich in der Art und Ausprägung der Symptome unterscheiden:
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- Akinetisch-rigider Typ: Vor allem Bewegungslosigkeit und Muskelsteife, wenig Tremor.
- Tremor-Dominanz-Typ: Hauptsymptom ist Zittern.
- Äquivalenz-Typ: Bewegungslosigkeit, Muskelsteife und Zittern sind etwa gleich ausgeprägt.
- Monosymptomatischer Ruhe-Tremor: Zittern in Ruhe als einziges Symptom (sehr selten).
Der Tremor-Dominanz-Typ hat tendenziell die günstigste Prognose, da er langsamer fortschreitet.
Therapie
Parkinson ist derzeit nicht heilbar. Die Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die wichtigsten Therapiebausteine sind:
- Medikamentöse Therapie: Medikamente können den Dopaminmangel ausgleichen oder die Wirkung von Dopamin im Gehirn verstärken. Die wichtigsten Medikamentengruppen sind:
- L-Dopa (Levodopa): Wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt. Gilt als das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome.
- Dopaminagonisten: Wirken ähnlich wie Dopamin im Gehirn.
- MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer: Verlängern die Wirkung von Dopamin im Gehirn.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein operativer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert werden, um die Hirnaktivität zu modulieren. Kann motorische Symptome wie Tremor, Rigor und Akinese deutlich verbessern.
- Physio-, Ergo- und Logopädie: Diese Therapien helfen, die Beweglichkeit, Koordination, Sprache und Schluckfunktion zu erhalten oder zu verbessern.
- Weitere Therapien: Psychotherapie, Kunsttherapie, Tanztherapie.
- Alternative Therapien: Akupunktur, Magnetstimulation, Massage.
Die medikamentöse Therapie wird im Laufe der Zeit oft komplexer, da die Wirkung der Medikamente nachlassen kann und Nebenwirkungen auftreten können. Eine regelmäßige Anpassung der Medikation durch einen erfahrenen Neurologen ist daher wichtig.
Lebenserwartung
Dank moderner Medikamente und Therapien haben Menschen mit Parkinson heutzutage eine nahezu normale Lebenserwartung. Laut Statistik hat ein optimal behandelter Mensch mit Parkinson-Syndrom heute fast die gleiche Lebenserwartung wie eine gleichaltrige gesunde Person. Wer heute mit 63 Jahren die Diagnose Parkinson bekommt, kann schätzungsweise mit weiteren 20 Lebensjahren rechnen. Die Parkinson-Krankheit selbst ist also in der Regel nicht tödlich.
Die Lebenserwartung kann jedoch durch Komplikationen im Krankheitsverlauf verkürzt werden, wie z.B.:
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- Stürze mit Verletzungen.
- Schluckstörungen mit Lungenentzündung.
- Demenz.
- Akinetische Krise (akute Bewegungsunfähigkeit).
Atypische Parkinson-Syndrome, die nicht gut auf L-Dopa ansprechen, haben in der Regel eine schlechtere Prognose und eine geringere Lebenserwartung.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich professionelle Hilfe zu suchen. Selbsthilfegruppen können eine wertvolle Unterstützung bieten.
Folgende Maßnahmen können helfen, die Lebensqualität trotz Parkinson zu erhalten:
- Aktiver Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung.
- Ausgewogene Ernährung.
- Soziale Kontakte pflegen.
- Hobbys und Interessen nachgehen.
- Psychologische Unterstützung suchen.
- Patientenverfügung erstellen.
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