Ein Schlaganfall ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die oft mit schwerwiegenden Folgen verbunden ist. Schlafstörungen, insbesondere Schlafapnoe, können das Risiko nach einem Schlaganfall erhöhen und die Rehabilitation beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Schlafstörungen nach einem Schlaganfall, die damit verbundenen Risiken und die verschiedenen Therapieansätze.
Einführung: Schlaganfall und seine Folgen
Ein Schlaganfall entsteht durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu einer Funktionsstörung der betroffenen Hirnareale führt. Diese Störung kann durch verstopfte oder geplatzte Gefäße verursacht werden, was zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff führt. Die Folgen eines Schlaganfalls sind vielfältig und hängen von der Art und dem Ausmaß der Schädigung ab. Häufige Beeinträchtigungen sind Lähmungen, Sprachstörungen und kognitive Defizite.
Schlafapnoe als Risikofaktor nach Schlaganfall
Erhöhtes Sterberisiko
Eine Studie aus Schweden hat gezeigt, dass obstruktive Schlafapnoe (OSA) das Sterberisiko bei Schlaganfallpatienten um 75 Prozent erhöht. Im Beobachtungszeitraum von zehn Jahren starben 116 von 132 Studienteilnehmern, die nach einem Schlaganfall zur Rehabilitation ins Krankenhaus von Umeå kamen. Die Kontrollgruppe umfasste Personen mit weniger als 15 Atemstillständen pro Stunde Schlaf, während eine Apnoe bei mehr als 15 Atemstillständen pro Stunde definiert wurde.
Unabhängiger Risikofaktor
Das erhöhte Sterberisiko bei obstruktiver Schlafapnoe war unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchgewohnheiten, BMI und dem Vorhandensein von Hypertonie, Diabetes oder Vorhofflimmern. Dies deutet darauf hin, dass Schlafapnoe ein eigenständiger Risikofaktor für Schlaganfallpatienten ist.
Mögliche Ursachen
Die Forscher vermuten, dass die Hirnzellen durch eine Mangeldurchblutung geschädigt werden. Nach einer Apnoe nehmen Blutflussgeschwindigkeit und arterieller Druck im Gehirn zunächst zu und sinken dann auf ein Minimum. Diese raschen Veränderungen können zu zerebraler Ischämie führen.
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Empfehlungen
Die Autoren der Studie empfehlen, bei Schlaganfallpatienten stets durch kardiorespiratorische Aufzeichnungen eine Schlafapnoe abzuklären. Bei obstruktiver Schlafapnoe sollten die Patienten eine CPAP-Beatmung akzeptieren.
Weitere Schlafstörungen nach Schlaganfall
Insomnie
Schlafstörungen wie Insomnie, also Schlaflosigkeit, treten bei vielen neurologischen Erkrankungen als Einzelsymptom oder in Kombination auf. Schlafstörungen können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und die Prognose der Grunderkrankung verschlechtern.
Hypersomnie
Hypersomniepatienten klagen über exzessive Tagesschläfrigkeit, die permanent oder sporadisch auftreten kann. Die Epworth Sleepiness Scale kann zur Beurteilung der subjektiven Tagesschläfrigkeit verwendet werden.
Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Das RLS ist gekennzeichnet durch einen Bewegungsdrang der Beine oder Arme, begleitet von unangenehmen Missempfindungen. Es tritt häufiger in den Abend- und Nachtstunden auf und kann durch Bewegung gelindert werden. RLS führt zu Schlafstörungen mit Schwierigkeiten beim Einschlafen und häufigem nächtlichen Erwachen.
Ursachen von Schlafstörungen nach Schlaganfall
Schlafen und Wachen sind das Ergebnis eines Zusammenspiels mehrerer Hirnstammkerne und neuronaler Netzwerke. Eine Vielzahl an Neurotransmittern, molekularen und genetischen Faktoren sowie Einflüsse von Umwelt und des psychologischen und physischen Zustands haben einen Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus. Degenerative Veränderungen in schlafregulierenden Regelkreisen, Effekte der spezifischen Medikation, motorische und nicht-motorische Symptome sowie Begleiterkrankungen können ebenfalls zu Schlafstörungen führen.
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Diagnostik von Schlafstörungen
Anamnese und Fragebögen
Eine umfassende Anamnese zu körperlichen, psychischen und schlafmedizinischen Problemen ist essenziell. Schlaftagebücher und Schlaffragebögen können ebenfalls hilfreich sein.
Aktigraphie
Die Aktigraphie kann eingesetzt werden, um Bett- und Schlafenszeiten über den gesamten Tag zu erfassen.
Polysomnographie
Die Polysomnographie soll bei begründetem Verdacht zum Ausschluss organischer Schlafstörungen (periodische Beinbewegungen im Schlaf, schlafbezogene Atmungsstörungen) verwendet werden.
Therapieansätze bei Schlafstörungen nach Schlaganfall
Schlafhygiene
Die Einhaltung von Schlafhygiene ist ein wichtiger erster Schritt. Dazu gehören regelmäßige Schlafzeiten, eine angenehme Schlafumgebung und der Verzicht auf stimulierende Substanzen vor dem Schlafengehen.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie kann bei Insomnie eingesetzt werden, um negative Gedanken und Verhaltensweisen, die den Schlaf beeinträchtigen, zu verändern.
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Medikamentöse Therapie
In einigen Fällen kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein. Melatonin kann bei Schlafstörungen hilfreich sein, insbesondere bei älteren Menschen. Bei RLS können Dopaminagonisten eingesetzt werden. Benzodiazepine sollten vermieden werden, da sie das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen können.
CPAP-Beatmung bei Schlafapnoe
Bei obstruktiver Schlafapnoe ist die CPAP-Beatmung (Continuous Positive Airway Pressure) eine wirksame Therapie. Dabei wird über eine Maske ein Überdruck erzeugt, der die Atemwege offen hält und Atemstillstände verhindert.
Behandlung von Begleiterkrankungen
Die Behandlung von Begleiterkrankungen wie Depressionen, Schmerzen und Nykturie kann ebenfalls zur Verbesserung des Schlafs beitragen.
Schlaganfall im Schlaf: Besonderheiten und Therapie
Problematik der Zeitfenster
Jeder siebte Schlaganfall passiert im Schlaf. Das Problem dabei ist, dass der genaue Zeitpunkt des Schlaganfalls oft nicht bekannt ist. Da die Akuttherapie, insbesondere die Thrombolyse, zeitkritisch ist, kann dies die Behandlungsmöglichkeiten einschränken.
Diagnostische Verfahren
Mit Hilfe eines Magnetresonanztomographen (MRT) können Forscher den Zeitpunkt des Schlaganfalls eingrenzen.
Hypothermie
In Erlangen untersuchen Forscher derzeit in einer Studie, ob eine künstliche Unterkühlung die Folgen eines Schlaganfalls mildern kann. Bei der Hypothermie wird das Gehirn des Schlaganfallpatienten durch Kälteeinwirkung teils in eine Art Winterschlaf versetzt.
Prävention von Schlaganfällen
Risikofaktoren vermeiden
Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Dazu gehören die Vermeidung von Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes.
Gesunde Ernährung
Eine vernünftige Ernährung, das heißt eine balancierte, ausgewogene, zum Beispiel mediterrane Diät, ist wichtig. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol.
Ausreichend Bewegung
Ausreichende Bewegung ist sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal.
Regelmäßige Kontrollen
Wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollten diese natürlich auch behandelt werden. Ein Schlaganfall-Risikotest kann helfen, das persönliche Risiko einzuschätzen.
Schlaf und Regeneration nach Schlaganfall
Bedeutung des Schlafs
Genügend Schlaf ist für viele Funktionen unabdingbar, unter anderem für die kognitiven Funktionen, die Gedächtnisfestigung und die Erhaltung der Gesundheit von Gehirn und Körper. Nach einem Schlaganfall ist das Gehirn damit beschäftigt, die entstandenen Schäden zu kompensieren.
Tiefschlaf und Neuroplastizität
Eine Tierstudie hat gezeigt, dass langsamwelliger Schlaf die motorische Erholung nach einem Schlaganfall verbessert. Im Tiefschlaf steigt die Neuroplastizität, die Fähigkeit des Gehirns, sich umzuorganisieren und Funktionen, die beispielsweise durch einen Schlaganfall verlorengingen, in einem anderen Teil des Gehirns neu zu erlernen.
Postoperatives Delir
Nach Operationen oder Schlaganfällen kann es zu einem postoperativen Delir kommen, einem meist zeitlich begrenzten Verwirrtheitszustand. Symptome sind Unruhe, Apathie, Halluzinationen, Angst und Aggressivität. Wichtig sind begleitende Maßnahmen zur Verminderung äußerer Reize und zur Reorientierung des Patienten.
Fußheberschwäche nach Schlaganfall
Ursachen und Folgen
Die Fußheberschwäche ist eine häufige Folgeerscheinung nach einem Schlaganfall. Sie entsteht durch eine Schädigung der Nervenbahnen, die für die Steuerung der Fußhebermuskulatur verantwortlich sind. Dies führt zu einem unrunden Gangbild, erhöhter Stolper- und Verletzungsgefahr sowie sozialer Isolation.
Therapieansätze
Krankengymnastik, Orthesen und Funktionelle Elektrostimulation (FES) sind wichtige Bestandteile der Therapie. Auch zusätzliche Übungen im Alltag können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern.
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