Peter Dürrmann: Ein Pionier der Demenzforschung und seine Beiträge zur stationären Dementenbetreuung

Dr. Peter Dürrmann, ein renommierter Diplom-Psychologe und promovierter Philosoph, hat sich intensiv mit der besonderen stationären Dementenbetreuung auseinandergesetzt. Seine Arbeit, insbesondere seine Herausgeberschaft des Buches "Besondere stationäre Dementenbetreuung", hat maßgeblich zur Weiterentwicklung der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in Deutschland beigetragen. Dürrmanns Engagement und Expertise spiegeln sich in seinen zahlreichen Veröffentlichungen und seiner aktiven Rolle in Fachverbänden wider.

Dürrmanns Wirken im Kontext der Altenhilfe

Dürrmanns Arbeit fällt in eine Zeit, in der die Altenhilfe in Deutschland einen Wandel erlebte. Gegen Ende der 1980er Jahre fand eine Umorientierung hin zum selbstständigen Wohnen im Alter statt, was zur Förderung von Anlagen des Betreuten Wohnens führte. In diesem Kontext rückte die Frage nach dem Umgang mit Demenzkranken in den Einrichtungen des Betreuten Wohnens in den Fokus. Dürrmanns Forschung und seine praktischen Erfahrungen als Heimleiter und Sozialpädagoge trugen dazu bei, neue Perspektiven und Lösungsansätze für die Betreuung von Menschen mit Demenz zu entwickeln.

Die Deutsche Expertengruppe Dementenbetreuung (DED)

Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Dementenbetreuung war die Gründung der Deutschen Expertengruppe Dementenbetreuung (DED) im Jahr 1997. Diese Vereinigung engagierter Fachleute aus der Altenhilfe, darunter auch Peter Dürrmann, tauschte ihre Erfahrungen aus und machte sie der Fachöffentlichkeit zugänglich. Im Jahr 2024 wurde Dürrmann in den Vorstand der DED gewählt, was seine anhaltende Bedeutung für die Weiterentwicklung der Dementenbetreuung unterstreicht. Die DED hat sich neu ausgerichtet, um die Kompetenzen berufserfahrener Akteure aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern für Menschen mit Demenz zu bündeln.

"Besondere stationäre Dementenbetreuung": Ein Überblick

Dürrmanns Buch "Besondere stationäre Dementenbetreuung" ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über die angemessene Versorgung von Demenzkranken in Heimen. Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die verschiedene Aspekte der Dementenbetreuung beleuchten. Zusätzlich sind sieben Fachbeiträge als Ergänzung angefügt.

Inhaltliche Schwerpunkte des Buches

  • Grundlagen stationärer Dementenbetreuung: Jens Bruder stellt das Hamburger Modellprogramm "Stationäre Dementenbetreuung" vor, das von 1989 bis 1994 in städtischen Heimen erprobt wurde. Dabei zeigte sich, dass die Homogenisierung der Bewohnerschaft positive Effekte hinsichtlich des Verhaltens und der Aktivität hatte.

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  • Pflege- und Betreuungsverständnis: Nicole Richard und Michael Goßen erläutern Aspekte der "Integrativen Validation" und der "Basalen Stimulierung".

  • Strukturen und Konzepte: Peter Dürrmann selbst stellt die Demenzstation des Poller Seniorenheimes vor und beschreibt die Betreuungskonzeption, die milieutherapeutischen Maßnahmen und die Auswirkungen dieser sozialen Umwelt auf die Bewohner.

  • Architektur und Milieugestaltung: Sibylle Heeg befasst sich mit der Bedeutung der Pflegeheimarchitektur und Milieugestaltung für das Wohlbefinden und die Verhaltenskompetenz der Demenzkranken.

  • Rechtliche Ansprüche und Finanzierung: Hannelore Puckhaber referiert die gesetzlichen Ansprüche Demenzkranker und Peter Dürrmann erläutert den seiner Meinung nach erforderlichen Mehrbedarf an Pflegepersonal.

Raum- und Milieugestaltung

Ein zentraler Aspekt von Dürrmanns Arbeit ist die Bedeutung der Raum- und Milieugestaltung für Menschen mit Demenz. Er betont die Notwendigkeit einer auf die Bedürfnisse von Demenzkranken ausgerichteten Raumausstattung, die Sicherheit und Orientierung bietet und motorische und kognitive Fähigkeiten fördert. Die Architektur sollte multisensorisch sein und Farb- und Lichtgestaltung, Klangdesign, sinnlich erfahrbare Materialien und Oberflächen sowie haptisch attraktive Formen einbeziehen.

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Kritik und Kontroversen

Dürrmanns Arbeit ist nicht ohne Kritik geblieben. Einige Rezensenten bemängeln, dass er neue Betreuungsmodelle wie Validation und basale Stimulation verwendet, die nicht wissenschaftlich fundiert oder empirisch geprüft seien. Zudem wird kritisiert, dass er gezielt den Kostenrahmen der Pflegeversicherung aushebeln wolle. Trotz dieser Einwände wird Dürrmanns Buch als praxisnahe und innovationsreiche Publikation gelobt, die Anregungen und neue Perspektiven für die Pflege und Betreuung in den Heimen bietet.

Dürrmanns Ansichten zur Pflege in der Zukunft

Im Abschnitt "Pflege in der Zukunft" seines Buches referiert Dürrmann über die Herausforderungen und Chancen, die sich für die Pflege, das Sozial- und Gesundheitswesen ergeben. Er wirft Fragen nach der Verlagerung des Pflegerisikos durch den Staat auf und beleuchtet sowohl Lichtblicke als auch Schattenseiten der zukünftigen Entwicklung. Dürrmann teilt auch seine Ansichten zu Finanzierungsfragen im Kontext der Pflegeversicherung und thematisiert Kostenaspekte eingehend.

Mitarbeiterengagement und -vergütung

Dürrmann betont die Bedeutung von "teilnahmebereiten" und "engagierten" Mitarbeitern in der Dementenbetreuung. Er vertritt die Ansicht, dass diese Mitarbeiter eine angemessene Vergütung verdienen sollten. Allerdings wird nicht näher ausgeführt, was ein "engagierter" Mitarbeiter ausmacht. Dürrmann kritisiert auch, dass Mitarbeiter durch die Drohung der Lohneinbuße zu bestimmten Verhaltensweisen gezwungen werden (Seite 146 - 149).

Weitere Schwerpunkte von Dürrmanns Arbeit

Neben der stationären Dementenbetreuung hat sich Dürrmann auch mit anderen Themen im Bereich der Altenhilfe auseinandergesetzt. Dazu gehören die Sturzprophylaxe, das Normalisierungsprinzip und die Analyse von "Hausgemeinschaften" unter den Gesichtspunkten der Kosten und des Managements. Er thematisiert auch Maßnahmen gegen Medikamentenmissbrauch und Dekubitusprävalenz.

Das Erbe von Jens Bruder und Dürrmanns Beitrag

Dürrmanns Arbeit steht auch im Kontext des Wirkens von Dr. Jens Bruder, einem Pionier der Gerontopsychiatrie und Mitbegründer der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Bruder setzte sich für die Etablierung der besonderen Dementenbetreuung in Hamburg ein und legte die inhaltlich-konzeptionellen Grundlagen dafür. Dürrmanns Engagement und seine Beiträge zur Dementenbetreuung bauen auf Bruders Vorarbeit auf und tragen dazu bei, dessen Vision einer spezialisierten Betreuung von Menschen mit Demenz und Verhaltensauffälligkeiten weiter voranzutreiben.

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Die Bedeutung von Forschung und Innovation in der Dementenbetreuung

Dürrmanns Arbeit unterstreicht die Bedeutung von Forschung und Innovation in der Dementenbetreuung. Es ist wichtig, neue Betreuungsmodelle und Therapieformen zu entwickeln und ihre Wirksamkeit empirisch zu überprüfen. Zudem sollte die Architektur und Milieugestaltung von Pflegeheimen an den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz ausgerichtet werden. Nur so kann eine bedürfnisgerechte und würdevolle Versorgung von Demenzkranken gewährleistet werden.

Ambulant betreute Wohngemeinschaften als Alternative

Neben der stationären Dementenbetreuung spielen ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz eine immer größere Rolle. Diese selbstverwalteten Wohnformen ermöglichen eine aktive Beteiligung der Angehörigen und bieten eineAlternative zur traditionellenHeimversorgung. Studien befassen sich mit den Motiven und Einstellungen von Angehörigen bei der Entscheidung für eine ambulante Pflege-WG sowie mit deren Bedeutung für die Organisation von WG-Abläufen.

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