Demenz ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Symptomen, die durch eine Abnahme der geistigen Fähigkeiten verursacht werden und das tägliche Leben beeinträchtigen. Es handelt sich dabei um keine spezifische Krankheit, sondern um eine Gruppe von Erkrankungen, die verschiedene Teile des Gehirns betreffen. Laut ICD-10 der WHO handelt es sich bei der Demenz um ein „Syndrom als Folge einer chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns“. Dabei kommt es zur Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen. Das Bewusstsein wird hierbei nicht getrübt. Weltweit sind derzeit über 55 Millionen Menschen von Demenz betroffen, wobei mehr als 60% der Betroffenen in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen leben. Jedes Jahr kommen fast 10 Millionen neue Fälle hinzu. Im Jahr 2019 betrugen die weltweiten Kosten für Demenz 1,3 Billionen US-Dollar. Ungefähr 50% dieser Kosten sind auf die Pflege zurückzuführen, die von informellen Betreuern (z. B. Familienmitgliedern und engen Freunden) geleistet wird, die im Durchschnitt täglich fünf Stunden Pflege und Aufsicht bieten. Frauen sind sowohl indirekt als auch direkt überproportional von Demenz betroffen. Sie haben eine höhere Anzahl an behinderungsangepassten Lebensjahren und eine höhere Sterblichkeit aufgrund von Demenz.
Die vaskuläre Demenz ist ein Überbegriff für alle Formen von Demenz, die aufgrund von Gefäßveränderungen im Gehirn entstehen. Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Ursache für Demenz. Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Demenz-Patienten und Patientinnen haben eine rein vaskuläre Form, weitere zwanzig Prozent leiden unter einer Mischform aus Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz.
Was ist vaskuläre Demenz?
Die vaskuläre Demenz ist eine Form der Demenz, bei der es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommt - vor allem in den kleinen Gefäßen. Sie ist die zweithäufigste Demenz nach der Alzheimer-Erkrankung und kann langsam und schubweise voranschreiten, oder sehr plötzlich nach einem Schlaganfall auftreten. Manchmal wird auch von vaskulärer Enzephalopathie gesprochen.
Ursachen und Risikofaktoren
Eine vaskuläre Demenz entsteht, wenn Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden können und dadurch Schaden nehmen. Faktoren, die Gefäßerkrankungen, Gefäßverschlüsse und Durchblutungsstörungen fördern, sind daher die Hauptursachen einer vaskulären Demenz. Dazu zählen insbesondere folgende:
- Lebensstil-Faktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel und starkes Über- oder Untergewicht. Auch ein regelmäßig hoher Konsum von Alkohol kann die Entstehung einer vaskulären Demenz begünstigen, weil er die Blutgefäße schädigen und den Blutdruck in die Höhe treiben kann.
- Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzprobleme wie Vorhofflimmern sowie Gefäßveränderungen sind Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz und sollten unbedingt behandelt werden.
- Eine vaskuläre Demenz kann sich auch nach einem Schlaganfall entwickeln. Verstopft oder platzt dabei ein Gefäß, wird das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet und Nervenzellen sterben ab.
- Es gibt außerdem (Mit-)Ursachen, die sich nicht beeinflussen lassen: Die vaskuläre Demenz ist vererbbar und alte Menschen haben ein höheres Risiko zu erkranken.
Die Risikofaktoren einer vaskulären Demenz entsprechen den Risikofaktoren für einen Schlaganfall, da die vaskuläre Demenz eine Folge kleinerer oder größerer Schlaganfälle ist. Insbesondere für die subkortikale vaskuläre Demenz ist ein über lange Jahre bestehender, schlecht eingestellter Bluthochdruck der wichtigste Risikofaktor. Aber auch für alle anderen Formen von vaskulärer Demenz ist die arterielle Hypertonie ein entscheidender vermeidbarer Risikofaktor. Weitere Ursachen von vaskulärer Demenz sind Vorhofflimmern, Diabetes Typ II und Adipositas. Männer und Menschen ab dem 60. Lebensjahr sowie Menschen mit nahen Verwandten mit Schlaganfall oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben ein höheres Risiko für Arteriosklerose und damit indirekt für die Entwicklung einer vaskulären Demenz. Insbesondere Arteriosklerose in der Halsschlagader ist eine wichtige Ursache für die Entwicklung einer vaskulären Demenz.
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Formen der vaskulären Demenz
Ärzte unterscheiden verschiedene vaskuläre Demenzformen:
- Mitunter reicht ein einziger Infarkt an einer strategisch wichtigen Hirnschaltstelle (zum Beispiel dem Thalamus), um eine vaskuläre Demenz auszulösen. Mediziner sprechen hier von Strategischen Infarkten.
- Eine subkortikale vaskuläre Demenz (subkortikal bedeutet: unterhalb der Hirnrinde) entsteht durch eine Verdickung der Wände kleiner Blutgefäße, die tiefer liegende Gehirnbereiche mit Blut versorgen. Dadurch werden kleine Infarkte begünstigt und Nervenfasern geschädigt. Diese Form wird auch subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie genannt, wo es aufgrund von Blutgerinnseln (Thromboembolien) in den kleinsten Blutgefäßen des Gehirns zu Verschlüssen (Infarkten) kommt. Diese sind meist so klein, dass ein einzelnes Ereignis nicht bemerkt wird. Erst, wenn viele solche Infarkte stattgefunden haben und nach und nach mehr Hirnareale nicht mehr ausreichend durchblutet werden, zeigen sich Symptome einer subkortikalen vaskulären Demenz.
- Als Hämorrhagische Demenz bezeichnen Mediziner eine durch Hirnblutungen ausgelöste vaskuläre Demenz.
- Nicht immer ist es leicht, zwischen Alzheimer und einer vaskulären Demenz zu unterscheiden. Es kommen auch gemischte Demenzen (kortikale (also die Hirnrinde betreffende) und subkortikale Demenzen) sowie seltene Formen der vaskulären Demenz vor. Wie etwa die Multiinfarkt-Demenz, die das Gehirn durch viele kleine Schlaganfälle schädigt. Auch für diese Demenzform sind also Thromboembolien im Gehirn ursächlich. Allerdings sind bei der Multiinfarktdemenz größere Gefäße betroffen als bei der subkortikalen vaskulärem Demenz und die Demenz-Symptome können bereits nach dem ersten Ereignis beginnen.
Symptome und Verlauf
Ob und welche Symptome auftreten, hängt von der Art und dem Ort der Schädigung im Gehirn ab. Nach einem Schlaganfall treten sie plötzlich auf, sonst entwickeln sie sich eher über einen längeren Zeitraum. Die Verlauf von vaskulärer Demenz ist abhängig vom betroffenen Gehirnareal sehr unterschiedlich. Der Krankheitsverlauf ist oft nicht kontinuierlich fortschreitend, sondern kann auch über lange Zeit gleichbleibend sein, wenn keine neuen Infarkte hinzukommen.
Die vaskuläre Demenz zeigt sich anfangs weniger durch Gedächtnisstörungen wie es bei der Alzheimer-Krankheit typisch ist. Betroffene haben stattdessen Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, eine Verlangsamung im Denken und im Reagieren und Sprachschwierigkeiten (zum Beispiel Wortfindungsstörungen). Es kann außerdem zu Verhaltensänderungen kommen, Patienten können an Antriebsstörungen und Stimmungsschwankungen leiden.
Folgende Symptome können auf eine vaskuläre Demenz hinweisen:
- Die geistige Leistungsfähigkeit lässt kontinuierlich oder schubweise nach. Manchen Betroffenen fällt es schwer, sich zu konzentrieren, aufmerksam zuzuhören, die richtigen Worte zu finden, zusammenhängend zu sprechen und sich zu orientieren, wodurch ihr Umfeld sie schnell als verwirrt wahrnimmt.
- Typische Symptome für die vaskuläre Demenz sind außerdem Müdigkeit und Stimmungsschwankungen. Patienten wechseln rasch zwischen Lachen und Weinen - das kann auch ohne die dazu gehörigen Emotionen geschehen.
- Es fällt Betroffenen oft schwer, sich zu konzentrieren, sie haben Schwierigkeiten, einfache Alltagsdinge durchzuführen, die ihnen vorher keine Probleme bereitet haben. Ihr Urteilsvermögen kann abnehmen.
- Mitunter fühlen sie sich antriebslos bis hin zur Teilnahmslosigkeit.
- Manchen Patienten ist zeitweise schwindelig.
- Auch neurologische Ausfälle wie Unsicherheit beim Gehen, eine Verlangsamung und Störungen verschiedener Reflexe kommen vor. Betroffene neigen deshalb zu Stürzen.
- Taubheitsgefühle und Lähmungen können Symptome der vaskulären Demenz sein.
- Starker Harndrang oder Inkontinenz können ebenfalls vorkommen.
- Auch Sehstörungen und Depressionen treten bei Betroffenen gehäuft vor.
Die vaskuläre Demenz kann auch ohne die Demenz-typischen Gedächtnisstörungen, die vor allem das Kurzzeitgedächtnis betreffen, auftreten. Trotzdem sind Gedächtnisstörungen ein wichtiges Symptom von vaskulärer Demenz. Patient:innen mit vaskulärer Demenz sind oft insgesamt verlangsamt und werden schnell müde, auch die Aufmerksamkeitsspanne lässt nach. Wenn die Sprachzentren von den Infarkten betroffen sind, kann es auch zu Störungen des Sprachverständnisses und der Sprachproduktion kommen. Ebenso entwickeln viele Patient:innen eine Persönlichkeitsveränderung, beginnen plötzlich und ohne Zusammenhang zu lachen oder zu weinen oder haben andere Formen von unerklärlichen Stimmungsschwankungen. Nicht selten entstehen im Verlauf auch depressive Episoden, die den Umgang mit der Demenz für Betroffene und Angehörige erschweren.
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Verlauf
Wie die Erkrankung beim Einzelnen verläuft, lässt sich nur schwer vorhersagen. Denn der Verlauf ist sehr unterschiedlich und hängt maßgeblich von der Art und dem Ort der Gehirnschädigung sowie von Begleiterkrankungen des Betroffenen ab. Auch wie gut der Patient nach der Diagnose weiteren Schäden vorbeugen kann, spielt eine Rolle.
Eine vaskuläre Demenz verläuft daher nicht in klaren Stadien, deren Dauer ein Mediziner pauschal angeben könnte. Typisch kann ein plötzlicher Beginn (beispielsweise nach einem Schlaganfall) sein. Im Gegensatz zur schleichenden Alzheimer-Demenz verschlechtert sich die vaskuläre Demenz in den meisten Fällen nicht kontinuierlich, sondern eher schubweise. Das heißt, die Symptome treten stufenartig auf.
Oft gibt es stabile Phasen, dann wieder verschlechtert sich der Zustand des Betroffenen sehr schnell. Bei manchen Patienten gibt es auch Zeiten, in denen sich die Symptome verbessern. Die Leistungsfähigkeit kann sogar innerhalb eines Tages stark schwanken.
Im Endstadium der vaskulären Demenz sind Betroffene bettlägerig. Sie können nicht mehr für sich selbst sorgen und sind auf Hilfe angewiesen. In der Regel erkennen sie im Verlauf ihre Angehörigen und andere nahestehenden Personen nicht mehr. Es stellen sich Schluckstörungen ein und Betroffene verlieren die Kontrolle über Darm und Blase. Außerdem steigt die Infektanfälligkeit der Patienten.
Diagnose
Bei Verdacht auf eine Vaskuläre Demenz, ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Bestätigt sich die Befürchtung, wird dieser an einen Facharzt für Neurologie und/oder Psychiatrie überweisen. An vielen Kliniken gibt es außerdem Gedächtnis-Ambulanzen und -Sprechstunden, die sich auf die Diagnose und Therapie von Demenzen spezialisiert haben.
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Um eine vaskuläre Demenz zu diagnostizieren, wird der Hausarzt zunächst ausführlich mit seinem Patienten und eventuell auch seinen Angehörigen sprechen. Es folgen eine körperliche Untersuchung, Bluttests und gegebenenfalls neurologische (das Nervensystem betreffende) Untersuchungen. Hierzu zählen Tests, die Hinweise auf eine vaskuläre Demenz geben können. Dazu kommen bildgebende Verfahren - insbesondere ein MRT (Magnetresonanztomografie). Wichtig zu wissen: Nur im Zusammenspiel der Untersuchungen lässt sich eine Aussage treffen, ob eine Demenz vorliegt.
Zunächst muss für die Diagnosestellung der vaskulären Demenz ein demenzielles Syndrom vorliegen, das mit verschiedenen Demenz-Tests festgestellt wird. Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit ist der Mini Mental Status Test (MMST) jedoch bei vaskulären Demenzen oft nicht auffällig, weshalb Ärzt:innen beim Verdacht auf vaskuläre Demenz bevorzugt den Montreal Cognitive Assessment Test (MoCA) einsetzen. Wenn der oder die Betroffene zusätzlich ausgeprägte kardiovaskuläre Risikofaktoren hat, erhärtet sich der Verdacht auf eine vaskuläre Demenz. Insbesondere, wenn der oder die Betroffene schon einen oder mehrere Schlaganfälle hatte und später Demenz-Symptome entwickeln, ist die Diagnose einer vaskulären Demenz wahrscheinlich. Zur Diagnosestellung gehört außerdem eine gründliche körperliche Untersuchung und Blutdruckmessung.
Das Arzt-Gespräch
Der Arzt möchte zunächst wissen, was sich in letzter Zeit verändert hat und wie der Betroffene lebt. Er wird deshalb Fragen stellen wie:
- Welche Beschwerden haben Sie?
- Bewegen Sie sich viel? Wie ernähren Sie sich? Rauchen Sie?
- Welche Medikamente nehmen Sie aktuell ein (manche Arzneimittel können die Gehirnfunktionen stören)?
Darüber hinaus wird der Arzt Risikofaktoren abklären wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Herzerkrankungen und fragen, ob der Patient bereits einen Schlaganfall hatte.
Wenn der Patient bereits an ausgeprägten Symptomen leidet, die auf eine Demenz hinweisen (zum Beispiel Verwirrtheit), wird der Arzt außerdem darum bitten, mit vertrauten Angehörigen sprechen zu dürfen, um notwendige Informationen zu erhalten.
Die körperliche Untersuchung
Hier konzentriert sich der Arzt vor allem auf Hinweise für Durchblutungsstörungen im Gehirn. Der Mediziner misst den Blutdruck und macht gegebenenfalls ein EKG oder ein Langzeit-EKG. Um neurologische Auffälligkeiten zu prüfen, stehen unter anderem der Tast- und Gleichgewichtssinn, die Motorik und die Koordinationsfähigkeit des Patienten im Fokus.
Laboruntersuchungen
Der Arzt wird dem Patienten auch Blut abnehmen und ihn gegebenenfalls um eine Urinprobe bitten, um andere Ursachen (z.B. einen Mangel an Vitamin B12 und eine Schilddrüsen- oder Leberfunktionsstörungen) für die Symptome auszuschließen.
Sind die Befunde nicht eindeutig, kann der Arzt eine Probe der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) entnehmen und im Labor untersuchen lassen. So lassen sich entzündliche und immunologische Erkrankungen ausschließen.
Gibt es einen begründeten Verdacht auf eine genetisch bedingte Gefäßerkrankung (meist handelt es sich um Mikroangiopathien, eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße), ist ein gezielter Gentest angebracht.
Tests, die Hinweise auf eine (vaskuläre) Demenz geben
Neuropsychologische Tests erfassen die Hirnleistung des Betroffenen und geben Hinweise darauf, ob eine Demenz vorliegt. Jeder Test ist ein Puzzleteil, um sich der Diagnose annähern zu können.
Ein in der Leitlinie empfohlener Test ist der Montreal Cognitive Assessment Test (MoCA). Er prüft Orientierung, Erinnerung, Sprache, Aufmerksamkeit sowie die Selbstregulation und Kontrolle von Verhalten.
Hier soll der zu Testende beispielsweise das Ziffernblatt einer Uhr zu einem bestimmten Zeitpunkt zeichnen oder er muss sich vier Wörter merken, die nach einiger Zeit wiederholt werden. Auch einfache Rechenaufgaben oder die Nennung des Datums sind Teil des Tests. Oder die Aufgabe, innerhalb einer Minute möglichst viele Wörter zu nennen, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen. Außerdem setzen Ärzte Depressionstests ein.
Bildgebende Verfahren
Um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen (etwa einen Tumor) und Hinweise auf Durchblutungsstörungen und charakteristische Gewebeveränderungen zu entdecken, sind bei Verdacht auf eine vaskuläre Demenz Untersuchungen wie die Kernsprintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) Standard.
Beim Ultraschall des Herzens (Echokardiografie) und der Hals- und Hirngefäße (Doppler- und Duplexsonografie) erkennt der Untersuchende Verengungen und Verschlüsse.
Differenzialdiagnose
Es gibt verschiedene Formen von Demenz, die alle unterschiedliche Ursachen und Symptome haben. Die Abgrenzung der unterschiedlichen Demenzen ist für die Therapie und auch für die Prävention von entscheidender Bedeutung. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin hat nach einer Anamnese und der körperlichen Untersuchung meist den Verdacht auf eine bestimmte Demenzform. Die Alzheimer-Demenz als häufigste Demenzerkrankung kann von der vaskulären Demenz mit dem Nachweis bestimmter Proteine im Gehirnwasser (Liquor) abgegrenzt werden. Wenn diese Proteine erhöht sind, aber auch Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz vorhanden sind, ist eine kombinierte vaskuläre und Alzheimer-Demenz wahrscheinlich. Die Abgrenzung zu einer frontotemporalen Demenz kann in der Regel anhand der Symptome getroffen werden.
Therapie
Die vaskuläre Demenz ist nicht heilbar und vorhandene Schäden im Gehirn lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Betroffene können aber Durchblutungsstörungen - und damit der Ursache der Erkrankung - vorbeugen und sie so möglichst bremsen. Deshalb sind eine frühzeitige Diagnose und Therapie enorm wichtig:
Der Fokus liegt darauf, Risikofaktoren zu vermeiden (z.B. auf Zigaretten zu verzichten, sich mehr zu bewegen und sich gesund zu ernähren) sowie Grunderkrankungen zu behandeln, um weiteren Schädigungen vorzubeugen. Zum Beispiel durch die Senkung eines zu hohen Blutdrucks oder erhöhter Blutfettwerte. Auch Blutverdünner sind bei manchen Patienten eine Option.
Gegen die Erkrankung selbst gibt es (noch) keine speziellen Medikamente. Manchen Patienten mit diagnostizierter vaskulärer Demenz können aber spezielle Medikamente, sogenannte Anti-Dementiva, helfen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass ein Extrakt aus den Blättern des Ginkgo (Ginkgo biloba) wirksam ist.
Bei Demenzen haben sich - abhängig von den Symptomen des Patienten mit vaskulärer Demenz - auch nichtmedikamentöse Therapien bewährt wie:
- Spezielles Gedächtnis-Training
- Ergotherapie
- Logopädie
- Physiotherapie und Gehtraining
- Musiktherapie
- Toilettentraining
- Begleitende Psychotherapie
Das Therapieziel bei vaskulärer Demenz ist die Vermeidung von weiteren kleinen oder großen Hirninfarkten. Die Therapie der vaskulären Demenz besteht deshalb insbesondere in einer guten medikamentösen Einstellung des Blutdrucks, der Blutfettwerte und des Blutzuckers. Außerdem bekommen viele Patient:innen blutverdünnende Medikamente, die unbedingt regelmäßig und nach Anweisung des Arztes oder der Ärztin eingenommen werden müssen. In erster Linie werden die zugrunde liegenden Erkrankungen wie ein erhöhter Bluthochdruck behandelt. Um die dementiellen Symptome selbst zu lindern, werden weniger Medikamente als eher psychosoziale Maßnahmen angewandt. Dazu gehören Maßnahmen für den Patienten oder die Patientin selbst, wie beispielsweise spielerisches Gehirntraining, das Üben von alltäglichen Fähigkeiten und die Reaktivierung von positiven Erinnerungen. Auch Angehörige werden in die Therapie mit einbezogen und lernen neben der richtigen Pflege bei Demenz auch den Umgang mit der Demenzerkrankung.
Lebenserwartung
Weil die Krankheitsursachen sehr unterschiedlich sind, lässt sich für die vaskuläre Demenz keine allgemeingültige Prognose geben. Der Verlauf hängt von der Schwere sowie dem Ort der Schädigungen im Gehirn ab. Und davon, wann ein Arzt die Diagnose stellt und ob der Patient an Begleiterkrankungen leidet.
Grundsätzlich verkürzt die Erkrankung die Lebenserwartung der Patienten in vielen Fällen. Menschen mit vaskulärer Demenz im Endstadium sterben häufiger an Folge-Erkrankungen wie einer Lungenentzündung, einem Schlaganfall oder akuten Durchblutungsstörung des Herzens. Der Behandlungsschwerpunkt liegt auf der bestmöglichen Lebensqualität für den Betroffenen. Dennoch zeigt das Bestehen einer vaskulären Demenz an, dass der Patient oder die Patientin sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium von lange bestehenden kardiovaskulären Vorerkrankungen befindet.
Prävention
- ausreichend körperliche Bewegung,
- eine ausgewogene Ernährung,
- Rauchverzicht,
- maßvoller Alkoholgenuss
- und die Behandlung von zugrunde liegenden Erkrankungen.
Die Vorbeugung von vaskulärer Demenz besteht in einem gesunden Lebensstil. Auch wenn Sie oder ein:e Angehörige:r schon Grunderkrankungen haben, sind diese Maßnahmen von Bedeutung. Sie beugen nicht nur der Entstehung von Risikofaktoren für die vaskuläre Demenz vor, sondern können auch deren Fortschreiten verlangsamen. Es gibt viele Seminare und Unterstützungsprogramme für eine Lebensstiländerung. Sie sollten bei der Auswahl darauf achten, dass diese Seminare zertifiziert sind und von Fachpersonal geleitet werden. Im Zweifel fragen Sie jederzeit Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin, der bzw. die Sie beraten kann.
Sinnvolle Stellschrauben sind:
Herausforderungen bei der zahnmedizinischen Behandlung von Demenzpersonen
Welche Herausforderungen gibt es bei der zahnmedizinischen Behandlung von Demenzpersonen? Die zahnmedizinische Behandlung von Demenzpatienten erfordert besondere Aufmerksamkeit und Sensibilität seitens Zahnärzten und Praxisteams, um den besonderen Bedürfnissen der Patientengruppe gerecht zu werden. Eine der größten Herausforderungen bei der Behandlung von Demenzpatienten besteht darin, dass sie möglicherweise nicht in der Lage sind, Schmerzen oder Unbehagen zu äußern. Daher ist es wichtig, dass Zahnärzte auf nonverbale Anzeichen achten, die auf ein mögliches Problem hindeuten könnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt der zahnmedizinischen Versorgung von Demenzpatienten ist die Prävention von Zahnproblemen. Dazu gehört eine gute Mundhygiene, die bei Demenzpatienten möglicherweise nicht selbstverständlich ist. Bei der zahnmedizinischen Behandlung von Demenzpatienten ist es außerdem ratsam, individuell angepasste Zahnersatzlösungen zu verwenden. Zahnersatz sollte mit Namen versehen und leicht erkennbar sein, da das Einsetzen und Entfernen von Zahnersatz für Demenzpatienten ein kognitiver Prozess ist. Um die zahnmedizinische Versorgung von Demenzpatienten zu optimieren, ist es wichtig, dass Zahnärzte und Praxisteams über die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Patientengruppe informiert sind und die Behandlung entsprechend anpassen.
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