Stell dir vor, ein einziges Molekül könnte zwischen unstillbarer Qual und tiefer Erleichterung entscheiden - willkommen in der faszinierenden, aber auch gefährlichen Welt der Opiate. In diesem Artikel erfährst du, was Opiate wirklich sind, wie sie im Körper wirken, wie sie zu medizinischer Rettung oder gesellschaftlichem Problem werden können - und mit welchen Risiken ihr Gebrauch verbunden ist.
Was sind Opiate? Definition und Ursprung
Der Begriff „Opiate“ klingt geheimnisvoll - vielleicht denkst du an uralte Heilmittel, gefährliche Drogen oder den Mythos vom schmerzstillenden Schlafmohn. Tatsächlich stammen Opiate von der Mohnpflanze (Papaver somniferum) und sind Substanzen, die direkt aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen werden.
Die „Definition Opiate“: Es handelt sich um natürliche, im Schlafmohn vorkommende Verbindungen wie Morphin, Codein und Thebain. Sie sind Gegenstück zu den „Opioiden“, also Substanzen, die zwar an dieselben Rezeptoren andocken, aber halb- oder vollsynthetisch hergestellt werden (z.B. Heroin, Methadon, Fentanyl). Kurz gesagt: Opiate sind die naturbelassenen, aus dem Opium der Mohnpflanze isolierten Wirkstoffe.
Schon vor tausenden Jahren wussten die Menschen um die Wirkung des Mohns. In Babylon, Ägypten und Griechenland galt Opium als Traumbringer, Heilmittel und magische Substanz. Im 19. Jahrhundert veränderten Opiate Medizin, Literatur und Politik: Von Goethes Zeitgenossen, die Laudanum (Opiumtinktur) tranken, über die Morphiumwellen in Kriegen, bis hin zur Opiumkrise im China des 19. Jahrhunderts und der heutigen Opioidkrise in den USA reichen die Spuren dieser Substanzen.
Opiate vs. Opioide: Ein wichtiger Unterschied
Studenten fragen häufig: Was ist der Unterschied zwischen Opiaten und Opioiden? Die Antwort steckt im chemischen Ursprung: Opiate sind, wie bereits gelernt, ausschließlich natürlich und aus Schlafmohn hergestellt (z.B. Morphin, Codein). Wenn du heute eine Notfallstation betrittst, kannst du beinahe sicher sein, dass im Giftschrank Morphin steht - das wohl bekannteste Opiat.
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Bekannte Opiate und ihre Anwendungen
- Morphin: Das stärkste natürliche Opiat, in der Medizin eingesetzt zur Behandlung starker Schmerzen etwa nach Operationen, bei Tumoren oder schweren Verletzungen. Morphin ist der Maßstab, an dem andere Schmerzmittel gemessen werden.
- Codein: Wird meist als Hustenstiller oder leichtes Schmerzmittel verschrieben. Seine Wirkung ist schwächer als die von Morphin, dafür ist das Suchtpotenzial geringer.
- Thebain: Wichtiger Ausgangsstoff für die Herstellung weiterer Wirkstoffe (z.B. Oxycodon).
- Rohopium: Selbst wird kaum mehr medizinisch genutzt, während einige Mohnalkaloide als „Räuchermittel“ oder in traditionellen Ritualen eingesetzt wurden.
Wie wirken Opiate auf den Körper? Der Mechanismus
Aber was passiert eigentlich genau in deinem Körper, wenn ein Opiat eingenommen wird? Opiate binden sich im Gehirn und im Nervensystem an spezielle Andockstellen, die sogenannten Opiatrezeptoren. Diese Opiatrezeptoren, die zu den sogenannten µ-, δ- und κ-Rezeptoren gehören, funktionieren wie molekulare Andockstellen für die körpereigenen „Opioidpeptide“ (z.B. Endorphine).
Wird ein Opiat wie Morphin verabreicht, blockiert es die Weiterleitung von Schmerzsignalen und löst zugleich ein tiefes Wohlgefühl aus - daher die extreme Schmerzlinderung bei gleichzeitigem Suchtpotenzial. Dadurch blockieren sie die Weiterleitung von Schmerzsignalen - man spürt weniger oder gar keinen Schmerz. Opiate können zudem ein Gefühl von Entspannung und manchmal sogar Euphorie auslösen, was ihren Missbrauch besonders riskant macht. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit oder Verstopfung sind häufig.
Zentrale und periphere Effekte der Opiatwirkung
Opioidanalgetika wirken als Agonisten, Partialagonisten, gemischten Agonisten-Antagonisten und Antagonisten über sogenannte Opioidrezeptoren, heterotrimere G-Proteine. Diese Rezeptoren sind auf der Zelloberfläche von unter anderem Nervenzellen zu finden. Man unterscheidet drei verschiedene Subtypen, den μ-, den κ- und den δ-Opioidrezeptor, von denen der μ-Opioidrezeptor die häufigste Zielstruktur von Opioidanlagetika ist. Durch Hemmung dieser endogenen Opioidrezeptoren werden Schmerzimpulse direkt an den Nervenzellen beziehungsweise ihren Synapsen in den Schmerzbahnen spinal als auch supraspinal unterbrochen. Man differenziert zwischen zentralen und peripheren Effekten.
Zentrale Effekte
- Analgesie: Im Rückenmark hemmen Opioidanalgetika die Freisetzung von primär-afferenten Transmittern wie Glutamat oder Substanz P. Dadurch sinkt die Reizübertragung vom Rückenmark auf zentrale Bereiche im Gehirn über den Tractus spinothalamicus. Gleichzeitig werden umgekehrt im Mittelhirn absteigende Nervenbahnen stimuliert, die den Tractus spinothalamicus inhibieren. Im Thalamus, dem sensomotorischen Cortex und dem limbischen System werden zusätzlich Opioidrezeptoren stimuliert, sodass sich die Stärke des Schmerzempfindens und die emotionale Bewertung des Schmerzes ändern.
- Euphorie: Opioidrezeptoren im Mittelhirn (Area tegmentalis ventralis) hemmen inhibitorische GABAerge Interneurone. Dadurch wird mehr Dopamin freigesetzt und die Schmerzangst sinkt. Gegensätzlich zu ihr entsteht aber Euphorie, die zur Suchtentwicklung beitragen kann. Chronisch Schmerzkranke sind davon ausgenommen, denn bei ihnen entsteht unter Opioidanalgetika zumeist kein Euphoriegefühl.
- Sedierung, Antitussiva und emetische Wirkung: Opioidanalgetika hemmen Neuronen im aufsteigenden Teil der Formatio reticularis. So kann es zu einer Sedierung kommen, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt. Ebenso hemmen sie die Erregbarkeit des Hustenzentrums und stimulieren Rezeptoren in der Chemorezeptor-Triggerzone der Medulla oblongata, die Erbrechen auslösen können.
- Atemdepression: Im medullären Atemzentrum regulieren Opioidagonisten die CO2-Empfindlichkeit herab. Dadurch wird der Atemrhythmus beeinflusst.
Periphere Effekte
Auch periphere Nervenendigungen nozizeptiver Afferenzen verfügen über Opioidrezeptoren. An dieser Stelle können Opioidanalgetika analgetisch eingreifen und die Sensibilisierung der Nozizeptoren hemmen. Ebenso verfügen viele Organe über periphere Opioidrezeptoren wie unter anderem der Magen-Darm-Trakt, der Sphincter Oddi und die Harnblasenschließmuskel. Besonders Medikamente, die am oder im zentralen Nervensystem wirken, können mit Opioidanalgetika wechselwirken und unter anderem eine Atemdepression auslösen. Aber auch verstärkende Interaktionen wurden beobachtet.
Medizinischer Nutzen von Opiaten
Es gibt Lebenslagen, in denen Opiate buchstäblich Leben retten oder Leid lindern: Bei schwersten Verletzungen, in der Palliativmedizin oder in der Anästhesie ist der gezielte Einsatz von Opiaten zentral.
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- Schmerzlinderung: Unangefochten das wichtigste Anwendungsgebiet.
- Hustenstillende Wirkung: Codein wird besonders als Hustenblocker bei trockenem Husten verschrieben.
- Substitutionstherapie: Bei Opiatabhängigkeit, z.B. mit Methadon.
Sie sind ein fester Bestandteil des WHO-Stufenschemas zur Schmerztherapie - je stärker der Schmerz, desto eher kommen Opioide/Opiate zum Einsatz. Sie müssen immer ärztlich verschrieben und gut überwacht werden, da die Risiken (z. B. Abhängigkeit) hoch sind.
Die Schattenseite: Risiken und Abhängigkeit
Die Anwendung unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen. Vor allem der missbräuchliche Konsum von Opiaten (z.B. Heroin, hohe Morphindosen) ist mit massiven Risiken verbunden: Bei Injektionen drohen Infektionen (HIV, Hepatitis), Abszesse oder Blutvergiftungen.
Kaum ein anderes Medikament birgt ein so hohes Risiko, dass der Körper und die Psyche süchtig werden. Aber warum ist das so? Das Geheimnis liegt im Belohnungssystem des Gehirns: Opiate steigern dort die Ausschüttung von Dopamin, das zentrale Glückshormon. Das Gehirn "lernt" diese Effekte schnell - wer Opiate länger oder in hohen Dosen nimmt, braucht immer mehr davon, um dieselbe Wirkung zu spüren. Setzt man Opiate plötzlich ab, treten oft starke Entzugserscheinungen auf (z. B. Unruhe, Schmerzen, Schwitzen).
Die Entstehung einer Abhängigkeit ist abhängig von genetischer Veranlagung, psychischer Stabilität, sozialen Faktoren und Verfügbarkeit des Suchtmittels. Opiate können in der Medizin Segen sein - in den falschen Händen entwickeln sie sich jedoch zum Treiber sozialer Krisen. Auf individueller Ebene bedeutet Abhängigkeit häufig soziale Ausgrenzung, Arbeitsplatzverlust, Beschaffungskriminalität oder Verwahrlosung. Infektionskrankheiten (HIV, Hepatitis) verbreiten sich besonders unter Nutzern, die Drogen injizieren.
Eine Opiatabhängigkeit entwickelt sich oft schleichend. Warnzeichen sind etwa der starke Wunsch nach dem Medikament, das Vernachlässigen anderer Aktivitäten, sowie eine ständige Dosiserhöhung. Körperlich zeigen sich Entzugserscheinungen (Unruhe, Schweißausbrüche, Muskel- und Knochenschmerzen) beim Versuch, das Mittel abzusetzen.
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Die Rolle von Opiaten an der Synapse: Ein tieferer Einblick
Heroin dockt an den Opiatrezeptoren im zentralen Nervensystem an, die normalerweise von den Endorphinen - das sind körpereigene Opioide - besetzt werden. Opiatrezeptoren wurden an vielen Stellen des Gehirns gefunden. Eine Aktivierung dieser Rezeptoren mindert in erster Linie das Schmerzempfinden. Dieser Wirkort ist vermutlich auch für die Abhängigkeitsentwicklung verantwortlich. Heroin bewirkt gleichzeitig entspannende und euphorisierende Gefühle. Es dämpft die geistige Aktivität und beseitigt unangenehme Empfindungen wie Angst, Unlust und Gefühle der Leere. Probleme und Konflikte werden ausgeblendet. Die Konsumenten fühlen sich vollkommen glücklich und zufrieden.
Wird Heroin gespritzt, so tritt es besonders schnell über das Blut in das Gehirn ein. Heroin löst subjektiv positive Empfindungen aus. In Tests mit radioaktiver Markierung wurde festgestellt, dass Heroin langfristig mit dem Opiatrezeptor an der Oberfläche von Nervenzellen reagiert. Der Rezeptor bewirkt die Produktion von cAMP in der Zelle (second messanger).
Ist kein Heroin vorhanden wird an den Rezeptoren cAMP hergestellt, ein physiologisch günstiger Zustand. Heroin setzt sich an die Rezeptoren, blockiert somit die Bildung von cAMP. Dies führt zu chaotischen physiologischen Verhältnissen, Rauschzustand. Der Körper reagiert. Die cAMP-Menge soll gleich gehalten werden, also werden in der Folge neue Rezeptoren gebildet. Der Normalzustand ist wieder hergestellt…um den Rauschzustand zu erreichen muss mehr Heroin verwendet werden.
Absetzen Heroin: alle Rezeptoren produzieren die Freisetzung von cAMP: Überreaktion mit Erbrechen, Schüttelfrost, Schmerzen. Entwöhnung von Heroin erfolgt, indem Körper Rezeptoren langsam abbaut…Beispielrezeptor in der postsynaptischen Membran. Rezeptorbindung führt zur Informationsweitergabe über das dann aktivierte Enzym Adenylat-Cyclase und die Produktion des second messengers cAMP.
Opiate binden an den Opiatrezeptor. Dieser ändert seine Struktur und blockiert nun den Rezeptor der postsynaptischen Membran. Hierbei unterbleibt die cAMP-Ausschüttung in der empfangenden Zelle! Langfristige Opiatausschüttung führt zu Gegenreaktionen der Zelle. Die Anzahl der Rezeptoren in der postsynaptischen Membran wird erhöht mit dem Ziel die cAMP-Konzentration in der Zelle konstant zu halten. Die Opiatrezeptoren müssen erhöht werden, um den Effekt der Droge aufrecht erhalten zu können ….Der Teufelskreis beginnt. Es kommt bei Opiatentzug zu massiven cAMP-Ausschüttungen in der Zelle. Erst durch langsames zurückregulieren der Rezeptoranzahl in der postsynaptischen Membran verschwinden die Suchteffekte.
Alternative Schmerzbehandlungen
Ja, insbesondere bei leichteren oder mittelstarken Schmerzen stehen viele andere Medikamente zur Verfügung, zum Beispiel Nicht-Opioid-Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Außerdem können Physiotherapie, psychologische Betreuung oder Entspannungsverfahren helfen, Schmerzen zu lindern und Opiate zu vermeiden. Wichtig: Für schwere Schmerzen (z. B. nach Operationen) sind Opiate oft unersetzlich.
Ethische und gesellschaftliche Aspekte
Zugleich löst ein verantwortungsvoller Umgang ethische und gesellschaftliche Debatten aus: Wer hat Zugang zu Schmerztherapie? Wie kann man Sucht vorbeugen, ohne Patienten mit echten Schmerzen zu stigmatisieren?
Mythen rund um Opiate
Rund um Opiate kursieren zahlreiche Mythen - von der angeblich direkten Suchtgefahr durch Mohnbrötchen bis zur völligen Ablehnung in der Medizin.
- Mythos 1: „Mohnbrötchen machen süchtig.“ Falsch. Die Mengen an enthaltenen Opiaten sind viel zu gering.
- Mythos 2: „Opiate führen immer zu Organschäden.“ Bei medizinisch kontrollierten, kurzfristigen Anwendungen ist das Risiko gering.
- Mythos 3: „Schmerzpatienten werden zwangsläufig abhängig.“ Die Suchtgefahr steigt mit falscher Dosierung, fehlender Verlaufsbeobachtung und psychischen sowie sozialen Risikofaktoren.
Opioidinduzierte Hyperalgesie und ihre Vermeidung
Eine Forschergruppe der Universität Wien hat herausgefunden, dass das abrupte Absinken des Plasmaspiegels zur opiodinduzierten Hyperalgesie führen kann. Opioide sind potent und gut verträglich - nicht umsonst werden sie von der Weltgesundheitsorganisation bei chronischen Schmerzen der Stufe III als Mittel der ersten Wahl empfohlen. Statt die Schmerzen zu lindern, können die morphinähnlichen Substanzen aber unter gewissen Umständen auch das Gegenteil ihrer erwünschten Eigenschaften bewirken und eine hohe Schmerzempfindlichkeit (Hyperalgesie) auslösen.
Die Forschergruppe von Prof. Dr. med. Jürgen Sandkühler am Zentrum für Hirnforschung der Universität Wien untersuchte die opioidinduzierte Hyperalgesie bei Versuchen an Nervenbahnen der Lendenwirbelsäule von jungen Ratten und war selbst von ihrem Ergebnis überrascht. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass beim abrupten Absetzen von Opioiden die Konzentration von Kalziumionen in den Nervenzellen des Rückenmarks schlagartig erhöht ist und es dadurch zur Schmerzverstärkung kommt (Science 2009; 325: 207-210).
Der Grund dafür liegt darin, dass bei der abrupten Absetzung von Opioiden die Opioidrezeptoren frei werden. An diese können sich dann freie Kalziumionen binden, welche die Nervenzellen für einen langen Zeitraum erregen. Die Langzeitpotenzierung führt dazu, dass die Nervenzellen unter anderem auch für Neurotransmitter und damit auch für die Schmerzübertragung an den Synapsen empfänglich wird. Je mehr Kalziumionen sich dabei an den Rezeptoren ansammeln, desto stärker wird der Schmerz empfunden.
Das Paradoxon der opioidinduzierten Hyperalgesie kann also immer dann auftreten, wenn die Konzentration der Opioide in der Nervenzelle schnell sinkt. Im Wesentlichen gibt es zwei Fälle, bei denen der Plasmaspiegel des morphinähnlichen Wirkstoffs rasch abfällt: erstens bei einmaliger Anwendung, wie zum Beispiel bei Operationen, und zweitens bei einer Langzeitanwendung mit sofort einsetzender oder biphasischer Freisetzung des Wirkstoffs. Beide Szenarien führen zu einem schwankenden Opioidplasmaspiegel, bei welchem die Gefahr starker Durchbruchschmerzen besteht.
Wie man die Hyperalgesie vermeiden kann
Zur Vermeidung der Hyperalgesie empfiehlt die Forschungsgruppe um Sandkühler zwei verschiedene Therapieansätze: Bei dem ersten Ansatz wird neben dem Opioid ein Zusatzmedikament gegeben, das selektiv die Kalziumrezeptorkanäle blockiert, so dass die Nervenzellen nicht mehr durch Kalzium aktiviert werden können. Die Forschergruppe konnte belegen, dass mit diesem Zusatzmedikament keine Hyperalgesie auftritt. Der Blocker muss dabei unbedingt rechtzeitig gegeben werden, noch bevor die Opioidkonzentration sinkt.
Die Wiener Forschergruppe gibt jedoch dem zweiten Therapieansatz den Vorzug, bei welchem ebenfalls trotz des Absetzens der Opioide keine Schmerzsignale mehr messbar waren. Hierbei handelt es sich um eine allmähliche, kontrollierte Dosisreduktion („Ausschleichen“) des Opioids. Bei dieser Vorgehensweise verlässt das Analgetikum die Rezeptoren so langsam, dass das Kalzium die Nervenzellen nicht erregt und der Organismus nicht mit Entzugsschmerz reagiert.
Um im Rahmen der chronischen Schmerztherapie Hyperalgesie-Phänomene zu vermeiden, könne die Wahl der Galenik von Bedeutung sein, interpretierte der Schmerzforscher Prof. Dr. med. Walter Ziegl-gänsberger vom Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie die Studienergebnisse seiner Wiener Fachkollegen. Konkret bedeutet dies, dass das Opioid nicht direkt oder biphasisch, sondern kontinuierlich über einen Zeitraum von 24 Stunden freigegeben werden sollte. Ein solches lang wirksames Analgetikum ist beispielsweise Jurnista® (Janssen-Cilag), welches den Wirkstoff Hydromorphon monophasisch abgibt. Nach oraler Einnahme der Retardtablette erreicht das Analgetikum innerhalb von sechs bis acht Stunden im Plasma ein relativ flaches Plateau, auf dem es für circa 24 Stunden nach der Einnahme verbleibt. Jurnista ist in vier Dosierungen zu 8 mg, 16 mg, 32 mg und 64 mg erhältlich.